Wer kennt sie nicht, die elegant gekleideten, oftmals grantigen und dennoch guten Geister, denen man in Wien allerorten über den Weg läuft, wenn man darum bemüht ist, sich ein heißes, mit Freuden der Entspannung lockendes, variantenreiches zartbitter bis lieblich-süß schmeckendes Gedeck, am Silbertablett servieren zu lassen, das obligate gesellig beigestellte Glas Wasser, dessen Boden niemals austrocknen und verdorren sollte, sobald sich erstgenannter "guter Geist" dem Tisch annähert?
Dem STELLA-Theater "obenauf sitzendes" Café Prückel zeugt von exakt jener Regsamkeit, der wir am heutigen Abend eine Lobeshymne anstimmen wollen.
Doch ist dem wirklich so? Oder haben wir inzwischen gänzlich verlernt, eine kleine Rast zwischendurch einzulegen?
Zu verschnaufen und für die Dauer einer genüsslich lockenden natürlich "artgerecht" aus Porzellan- Tasse Kaffee in all seinen Facetten zumindest wenn es sich um Wien handelt würdig zu erachten?
Und was geht in den bereits erwähnten inzwischen zur Institution ihrer Zunft
gewordenen Serviergöttern in schwarz-weißer Tracht während ihrer Bemühung,
uns zu Diensten zu sein, eigentlich vor?
Alexander KUCHAR führt das Publikum in seinem amüsanten Monolog
durch die Geschichte des Wiener Kaffeehauses, das ohne den "Herrn Ober",
welcher für Flair und Leitung dieser urwienerischen Institution verantwortlich ist, nicht existent wäre.
Kuchar durchstöbert dabei die Wiener Kaffeehausliteratur, glänzt mit interessanten, urkomischen Details und Bonmots, singt, bejubelt und durchleidet die Höhen und Tiefen dieser wichtigen, beliebten und verehrten Berufsgruppe, die so nur noch in Wien existent ist.
Auch wenn es das höchste Ziel eines Österreichers sein kann, ein Ober-
Österreicher zu sein, adelt die stolze Tatsache, ein "echter Wiener Ober" zu werden wohl mehr.
Sie glauben uns nicht? Dann wagen Sie den Selbstversuch und ordern
Sie im Café Ihres Vertrauens einen läppischen "Kaffee". Sie werden staunen, wie
sehr Sie den Stolz Ihres "Herrn Ober" untergraben, ja in seinen Grundfesten
erschüttern. Ein belehrender Monolog des beleidigten "Herrn Ober" über die Vielfalt des gepflegten Wiener Kaffeesortiments könnte Ihre Verweildauer unerwartet in die Länge ziehen, bevor Sie Ihren Wunsch erfüllt sehen.
Ein Risiko, dem Sie sich im STELLA-Theater probeweise ausliefern können.