Wien leuchtet orange gegen Gewalt an Frauen

Albertina

Ab heute leuchten viele öffentliche Gebäude wieder orange. Die UNO-Kampagne „Orange the World“ soll das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen ins Bewusstsein rücken. Bundespräsident Alexander Van der Bellen appellierte „nicht wegzuschauen“.

Die internationale UNO-Kampagne „Orange the World“ hat es sich zum Ziel gesetzt, auf Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. Weltweit werden dabei öffentliche Gebäude in orangefarbenes Licht gehüllt. Die 16 Tage zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November und dem Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember stehen im Zeichen der Kampagne. Seit 2017 werden diese gemeinsam von UN Women Austria, Soroptimist International Austria, dem Ban Ki-Moon Centre for Global Citizens und HeForShe Graz umgesetzt.

Bewusstmachen, Vorbeugen und Reagieren

Häusliche Gewalt ist ein Thema, das nicht nur in Zeiten des Lockdowns präsent ist. So sind 20 Prozent aller österreichischen Frauen ab 15 Jahren von körperlicher bzw. sexueller Gewalt betroffen. Die Zahl der Frauen in Österreich, die Erfahrung mit sexueller Belästigung gemacht haben, liegt bei rund 35 Prozent. Von Anzeigen wird aber häufig abgesehen. Deshalb setzt die UNO-Kampagne auf Bewusstmachen, Vorbeugen und Reagieren.

Die Schirmherrschaft von „Orange the World“ übernimmt heuer wie auch die letzten drei Jahre Schauspielerin Ursula Strauss. Sie engagiert sich aktiv im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Die Schauspielerin tritt dafür ein, dass Gewaltopfer die Chance erhalten, sich mit ihren Erfahrungen in der Öffentlichkeit positionieren zu dürfen.

Gebäude werden orange angestrahlt

In den nächsten zwei Wochen werden mehr als 160 Gebäude in ganz Österreich orange beleuchtet. In Wien sind das unter anderem das Theater in der Josefstadt, das Bundeskanzleramt, das Raiffeisenhaus am Donaukanal, die Albertina, das Parlament, das Innenministerium und das Künstlerhaus auf dem Karlsplatz. So soll ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gesetzt werden. Wieder mit dabei ist auch das Funkhaus in der Argentinierstraße.

Van der Bellen: „Die Zahlen sind alarmierend“

Frauenrechte sind Menschenrechte. Es ist unser aller Kampf. Nur gemeinsam werden wir gegen Gewalt gewinnen.“ Das sagte Bundespräsident Van der Bellen in einer Videobotschaft anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. „Nicht wegschauen!“, appellierte das Staatsoberhaupt.

Wir reden hier nicht von einem Randphänomen, im Gegenteil, die Zahlen sind alarmierend“, betonte Van der Bellen. „Jede dritte erwachsene Frau in der europäischen Union hat psychische oder körperliche Gewalt erfahren müssen. Allein in meiner Heimat Österreich wurden in den letzten drei Jahren mehr als hundert Frauen getötet – in der Partnerschaft, in der Familie.“ Für Betroffene sei der bedrohlichste Ort der Welt oft das eigene Zuhause, so der Bundespräsident.

Gewalt an Frauen und Mädchen habe viele Ursachen, „etwa falsche Rollenbilder oder Gewaltverherrlichung, dazu noch die Covid-19-Pandemie mit all ihren Problemen“. Die Botschaft des Staatsoberhaupts: „So wie wir den Kampf gegen die Pandemie gemeinsam durchstehen müssen, muss auch der Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gemeinsam geführt werden.

„Können nur dann einschreiten, wenn wir gerufen werden“

Zum Start der weltweiten Kampagne wird das Innenministerium erstmals in orangefarbenes Licht getaucht. „Jedes Opfer häuslicher Gewalt ist eines zu viel. Für die Polizei ist die große Herausforderung, dass sie über Gewalt informiert wird. Wir können immer nur dann einschreiten, wenn wir gerufen werden“, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).

Es gehe vor allem um Bewusstseinsbildung. Gerade in Zeiten einer Pandemie mit erhöhtem Druck auch in Familien sei es „wichtig, dorthin zu schauen, wo man hinschauen muss“. Die Botschaft laute daher: „Wenn sich Opfer bedroht fühlen, wenn Frauen Angst haben, dann gibt es eine Telefonnummer, die immer zu wählen ist, und das ist 133.

Kostenlose K.O.-Tropfen-Tests angekündigt

Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) verwies zudem auf den 24-Stunden Frauennotruf unter der Wiener Nummer 71719 und den Frauenhaus-Notruf unter 05 77 22. Außerdem betonte sie, dass die Stadt ihr Gewaltschutznetz weiter ausbaue. „Bis 2022 entsteht ein fünftes Frauenhaus mit 50 zusätzlichen Plätzen für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind. Neu geplant ist ein mobiles Forensik-Team, das in Zukunft in Spitälern im Einsatz sein soll. Es soll Spuren und Beweismittel ohne polizeiliche Anzeige sichern. Außerdem sind kostenlose Tests auf die Verabreichung von K.O.-Tropfen geplant“, so Gaal.

Quelle: red, wien.ORF.at