Genesis – surrealistisches Zirkustheater in Wien

©Marcus Wollmuth

„Genesis“ ist das dritte Bühnenstück des Dada Zirkus. In der ersten Spielserie waren 30 Aufführungen in Graz, Klagenfurt, Dornbirn, Brixen, Innsbruck, Wien, Salzburg und Weissenbach geplant. 

Alle Religionen haben ihren eigenen Schöpfungsmythos. Nun hat auch Dada Zirkus einen. Er ist schräg, beeindruckend und lustig, und reiht sich schon jetzt unter die zehn plausibelsten Entstehungsgeschichten des Universums. Unter der Regie von Matteo Spiazzi verschmelzen zahlreiche Disziplinen zu einem fassettenreichen Feuerwerk aus Akrobatik, Jonglage, Puppenspiel, Tanz, Pantomime, Clownerie, Magie und Livemusik. Die drei Darsteller, Andre Reitter, Arno Uhl und Bernhard Zandl, schlüpfen in die Rolle von drei clownesken Göttern. Sie wirbeln akrobatisch umher und jonglieren dabei tänzerisch mit Licht, Dartpfeilen und Babys. Roxanne Szankovich gelingt es mit Geige, Loopstation und Effektgeräten eine vielschichtige und abwechslungsreiche Klangwelt zu erschaffen, die das Stück musikalisch trägt. Gedichte der polnischen Dichterin und Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska unterlegen dezent das Geschehen und bereichern es um eine weitere Bedeutungsebene.

Die drei Götter wollen das Universum, die Welt und Leben kreieren. Ihre Rollen sind anfänglich noch unbestimmt und präzisieren sich erst im Schöpfungsprozess. Doch wenn die Welt sie formt und nicht sie die Welt – was unterscheidet sie dann noch vom Menschen und seinem destruktiven Kampf um Kontrolle? Leben zu geben und Leben zu nehmen sind zwei Seiten derselben Allmachtsfantasie. Nach Hochmut kommt bekanntlich der Fall, aber was kommt danach? 

Niederschwelligkeit und Unterhaltung haben den Zirkus in seiner langen und reichen Geschichte immer ausgezeichnet. Trotz des inhaltlichen Tiefgangs schafft es Dada Zirkus an diese Tradition anzuknüpfen. Das Stück bleibt sehr kurzweilig und verständlich. Es wechselt geschickt zwischen ergreifenden poetischen Bildern und unterhaltsamem Klamauk, zwischen Absurdität und Bedeutung.

Seit der Förderung für „zeitgenössischen Zirkus“ durch das Bundesministerium für Kunst und Kultur erfährt diese eigenständige Kunstsparte auch in Österreich starken Aufwind und immer breitere Anerkennung. In diesem jungen Feld zählt Dada Zirkus bisher zu den erfolgreichsten Gruppen der freien Szene und entwickelt sich immer mehr zu einem Publikumsliebling. Die 35 Aufführungen des letzten Stückes „Picknick for One“ waren fast ausnahmslos ausverkauft und erhielten einen wahren Beifallssturm.

 Corona hat auch „Genesis“ nicht unbeeinflusst gelassen. Die Premiere konnte am 22. September 2020 noch beim Festival für Uraufführungen in Oberzeiring gezeigt werden. Alle weiteren Aufführungen wurden vorsorglich um über ein Jahr verschoben. Im Glauben, dass Ende 2021 wieder alles weitgehend ohne Einschränkungen über die Bühne gehen kann, wurde die Tour geplant. Doch auf Grund des erneuten Lockdowns und Omikroninfektionen mussten die bisher insgesamt acht Aufführungen in Graz, Klagenfurt und Dornbirn abgesagt werden.

GENESIS
WIEN – TheaterArche (Münzwardeing. 2A)
23. März – 3. April 2022

Kartenreservierung unter www.dadazirkus.at/genesis