Unser Corona-Tagebuch – Junge Männer haben keine Symptome? Was für ein Irrtum

Der Blitz hat in Form von des stacheligen Virus eingeschlagen. Gleich viermal. Nicht einfach.

Tag 1: Der Schock kommt um 6 Uhr früh. „Papa, bitte test mich, mir geht’s nicht gut.“ Strich beim T, Strich beim C – wumms! Anruf bei 1450. Drei Stunden später kommt der Veloce-Fahrer mit dem PCR-Gurgel-Test.

Tag 2: Mein jüngerer Sohn Manuel hat klare Symptome: Kopfweh, große Müdigkeit, Schnupfen und kaum Geschmackssinn. ­Dazwischen hustet er. Er liegt in seinem Bett. Zu diesem Zeitpunkt
ist der dreiköpfige Rest der ­Familie laut PCR-Test im Prater negativ.

Tag 3: Wir haben uns zu früh gefreut. Auch der ältere Sohn Rafael (18) zeigt Symptome: Stärker werdendes Kopfweh, Schnupfen, Halsweh, Husten und Geschmacksverlust. ­Obwohl er sechs Schoko­palatschinken verdrückt: „Aber sie haben nach nichts geschmeckt“, erzählt er.

Tag 4: „Superspreader“ Manuel geht es langsam besser. Dafür beginnt der Herr des Hauses mit Kopfweh und Müdigkeit. „Ich werde doch nicht auch angesteckt worden sein? Ach, ist sicher nur eine Verkühlung.“ Naja …

Tag 5: Ein ruhiger Sonntag, die jungen Herren leiden still und unauffällig. Mein Kopfweh fühlt sich wie starke Migräne an, die Nase ist massiv belegt und der Hals kratzt. Auch meine Frau braucht ein Aspirin C für ihren Kopf.

Tag 6: Erster Arbeitstag in Quarantäne. Der Bügelladen im Schlafzimmer wird zum Schreibtisch. Wir probieren alles, um die Infizierten von uns zu trennen. ­Trotz starker Symptome bei uns Erwach­senen zeigt der Antigen-Test ein ­negatives Ergebnis. Wir sind ratlos und verunsichert.

Tag 7: Die Jugend kehrt ins Leben zurück. Manuel hat freche Scherze auf den Lippen. Nur sein Geschmackssinn rebelliert noch etwas.

Tag 8: 25 neue, online bestellte Antigen-Tests trudeln ein. Ich sage: „Testen wir uns doch schnell, ob wir weiter negativ sind.“ Der Schock: Strich beim C, Strich beim T! Positiv. Anruf bei 1450 – zwei Stunden später kommt der bewährte Veloce-Gurgel-Bote.

Tag 9: Der Morgen nach dem ersten positiven Test meines Lebens. Und Freude: Die Symptome werden schwächer, nur die Nase ist noch sehr belegt. Ich habe die Hoffnung, dass der Verlauf harmlos bleibt. Noch besser geht es meiner Frau: Fast alle Symptome sind weg.

Tag 10: Die Söhne haben es überstanden, strotzen fast vor Kraft. Das ist das Wichtigste für mich! Nunmehr sind auch die PCR-Testergebnisse ­angekommen: „Der Virus ist nachweisbar.“ Spüren wir.

Tag 11: Es ist noch nicht vorbei: Ich habe schwere Magenkrämpfe, kann kaum essen und schlafe nur unruhig. „Warum nur, warum“, macht sich leise Verzweiflung breit.

Tag 12: Aufgeben ist keine Option! Ich versuche, nicht an das Ziehen in der Bauchregion zu denken. Mein Heim-Antigen-Test gibt mir noch kein grünes Licht.

Tag 13: Die Symptome sind ebenso wie der Strich beim T verflogen. Jetzt noch ein paar Tage Quarantäne und Home-Office – die Freude ist riesig. Zurückgekehrt ins Leben!

Tag 14: Auf www.wiener­bezirksblatt.at kann ich mein Corona-Tagebuch empfehlen. Da sind viele spannende Details über die Tage des Donners nachzulesen.

Hans Steiner
Chefredakteur