130-Jährige Riesenschildkröte „Schurli“ gestorben

(C) Daniel Zupanc

Der Tiergarten Schönbrunn trauert, denn der älteste Bewohner des ältesten Zoos der Welt ist verstorben. Die Seychellen Riesenschildkröte Schurli verstarb am Sonntag, den 11. Juli 2021.

Liebenswert Stur

Die Riesenschildkröte Schurli lebte seit 1953 in Schönbrunn und verbrachte knapp die Hälfte seines Lebens im Tiergarten. „Viele Tiergartenbesucher kannten ihn quasi ewig. Sein Alter ist nicht genau bekannt, aber 130 Jahre hatte er wohl schon auf dem Panzer“, erzählt Zoologe Anton Weissenbacher. In seinen 68 „Tiergartenjahre“ betreuten ganze Generationen von Tierpflegerinnen und Tierpflegern das rüstige Amphib, viele davon baute eine besondere Beziehung zu Schurli auf.

„Schurli hatte einen starken Charakter und war liebenswert stur. Er genoss es, am Hals gestreichelt zu werden“, sagt Tierpfleger Maximilian Schön. Man sah Schurli oft beim Baden oder im Sommer unter dem Rasensprinkler. „Beim Futter bevorzugte er saftige Gurken und trockene Blätter. Die waren für ihn wie Chips – nur gesünder“, so Schön.  

Orakel und Model

Schurli baute in den letzten Tagen leider zusehends ab. Er stand unter intensiver Beobachtung der Zootierärzte. Seine Tierpfleger kümmerten sich bis zum letzten Tag liebevoll um den „alten Herrn“. Schurli lebte mit seinen beiden Artgenossen, dem Männchen Menschik und dem Weibchen Mädi, im Aquarien-Terrarienhaus. In seinem langen Leben hat er viel erlebt: Er war bei der Fußball-EM 2016 als Orakel im Einsatz, wurde im selben Jahr das Patentier des damaligen Wiener Bürgermeisters Michael Häupl, war bei Werbefotos als „Model“ gefragt und bewies im Rahmen einer 2019 veröffentlichten Studie, wie schlau Seychellen Riesenschildkröten sind. Nun gilt Menschik als ältester Bewohner des Tiergarten Schönbrunn. Er kam kurz nach Schurli in den Wiener Zoo und wird nur unwesentlich jünger geschätzt.