Festivalzentrale der Design Week entsteht aus „Mist“

Während der Klima Biennale Wien wurden in der Biofabrique Vienna neue Baumaterialien aus Abfall und zurückgebliebenen Ressourcen entwickelt. © Rudolf Strobl/Klima Biennale Wien/Vienna Design Week

Mit einer spannenden Recyclingidee macht die Vienna Design Week bei der Errichtung ihrer Festivalzentrale in der Landstraße aufmerksam. In einem Forschungsprojekt mit Studierenden wurden Rezepturen für neue Baumaterialien aus Abfällen und ungenutzten Ressourcen der Stadt entwickelt. Sie kommen jetzt beim Bau der Festivalzentrums im Village im Dritten zum Einsatz. Ein Modell, das künftig auch für Projekte in industriellem Maßstab interessant sein kann. 

Anzeige

Die Vienna Design Week gibt jedes Jahr einen Überblick zu aktuellen Design-Trends.  Produkt-, Möbel-, Industriedesign, Architektur, Grafik, Circular und Social Design stehen dabei im Mittelpunkt des Festivalgeschehens. Für Veranstaltungen und Aktivitäten wird auch immer ein Wiener Fokusbezirk ausgewählt. Heuer ist es der Bezirk Landstraße, der zwischen Landstraßer Hauptstraße und Adolf-Blumauer-Gasse von 20. bis 29. September zur „Bühne“ für die Vienna Design Week wird.

Design bringt neue Ideen für Klimaschutz

Im Zuge eines Projekts, das das Team der Vienna Design Week für die Klima Biennale Wien umsetzte, wurde schnell klar: Auch im Design-Bereich ist mangelnder Klimaschutz ein Thema. Das alles verbindende Thema der Vienna Design Week 2024 wird daher auf der Darstellung von Lösungen und innovativen Ansätzen aus den Kreativ-Disziplinen liegen, die Schutzgedanken Rechnung tragen. So wird sich zum Beispiel der Bereich „Urban Food & Design“ mit Materialinnovation und Umgang mit Ressourcen in der Stadt beschäftigen. Und das Kollektiv dreiST baut derzeit die Festivalzentrale aus – mit Materialien, die in einem spannenden Projekt bei der Klima Biennale Wien entstanden sind.

Das Kollektiv dreiSt designt und baut die Aufenthaltshalle des Festivalzenntrums mit den neuen Werkstoffen. © Paul Sebesta/Vienna Design Week

Neue Baumaterialien aus „Mist“ entwickelt

Die Wirtschaftsagentur Wien hat das Pilotprojekt Biofabrique Vienna im April 2024 gemeinsam mit Atelier LUMA und dem Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien gestartet. Es soll aufzeigen, wie in einem urbanen Umfeld aus ungenutzten Ressourcen Ausgangsmaterial für neue Produkte geschaffen werden kann. Studierende der TU Wien haben dabei neue Baumaterialien aus Abfällen und ungenutzten Ressourcen der Stadt entwickelt. So lieferten die Wiener Linien Aushub vom Öffi-Ausbau, die Bäckerei Ströck Backwarenreste und die Wienerberger AG Ziegelsplitt. Zudem kamen Biertreber, Pflanzen aus der Alten Donau, Carbokalk von der Zuckerrübenverarbeitung sowie Altholz und viele weitere Materialien zum Einsatz. Nach einer Testphase wurden einzelne Rezepturen in Kleinserien produziert und ihre Anwendung getestet.

Ein Praxistest mit Zukunftspotenzial

„Der Einsatz der neuen Wiener Werkstoffe ist ein Praxistest für die ganze Stadt. Wir arbeiten mit der Biofabrique Vienna daran, Wien auf dem Weg zur klimaneutralen und regionalen Produktion nach vorne zu katapultieren. Als nächstes möchten wir das Modell gemeinsam mit unseren Partnern aus Kreativwirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Industrie ausbauen, damit es auch in industriellem Maßstab eingesetzt werden kann“, sieht Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke schon künftiges Potenzial.

Eines dieser innovativen Baumaterialien ist der Wiener Ziegel – zusammengesetzt aus Aushub vom Öffi-Ausbau der Wiener Linien und Biertreber, einem Nebenprodukt der Bierherstellung. © Paul Sebesta/Vienna Design Week

Erstmals bei Bau der Festivalzentrale im Einsatz

Aus über 100 Rezepturen stehen jetzt etwa 20 vielversprechende Werkstoffe zur Verfügung. Im September kommen diese auch tatsächlich zur Anwendung. Der Aufenthaltsbereich in der Festivalzentrale der Vienna Design Week wird mit Material der Biofabrique Vienna durch das Kollektiv dreiSt designt und gebaut. Die Industriepartner der Biofabrique Vienna – Wiener Linien, Bäckerei Ströck und Wienerberger AG  – setzen ebenfalls bereits erste Schritte, um die Ergebnisse und Materialien künftig in ihren Betrieben einzusetzen.