Lueger-Denkmal: Kunst, Holz und Diskussion

(C) PID/VOTAVA: Die bunte Holzkonstruktion möchte das umstrittene Lueger-Denkmal ein Jahr lang in zeitgemäßen Dialog setzen.
(C) PID/VOTAVA: Die bunte Holzkonstruktion möchte das umstrittene Lueger-Denkmal ein Jahr lang in zeitgemäßen Dialog setzen.

Seit 1926 blickt die Statue des von 1897 bis 1910 amtierenden Wiener Bürgermeister Karl Lueger auf die Passanten des Stubentors herab. Lueger war bekennender Antisemit. Die 20 Meter hohe Statue ist heftig umstritten – das WIENER BEZIRKSBLATT berichtete. Nun soll eine neue Kunstinstallation das Lueger-Denkmal ein Jahr lang in einen zeitgemäßen Kontext setzen.

Spuren Luegers

Eine Holzkonstruktion mit 39 m Länge, 11 m Höhe und 5 m Breite. Mit der Installation LUEGER TEMPORÄR erweitern Nicole Six und Paul Petritsch die Diskussion zum Denkmal um weitere Spuren Luegers in der Stadt: In Wien auffindbare Lueger gewidmete Erinnerungszeichen – von Büsten bis zu Tafeln – wurden von ihnen vermessen und dokumentiert. Sechzehn dieser Artefakte wurden in Form ihrer Umrisslinien in Originalgröße auf dem Lueger-Platz versammelt. Hier „lagern“ sie nun als temporäres öffentliches Archiv, das zeigt, wie Karl Lueger sich vielfach und auf unterschiedlichen Ebenen ins Gedächtnis der Stadt Wien eingeschrieben hat.

„Ich freue mich, dass ‚LUEGER TEMPORÄR‘, diese vielschichtige Intervention von Nicole Six und Paul Petritsch, nun in voller Größe erlebt werden kann. Das temporäre Kunstwerk ist ein auffälliges, weithin sichtbares Zeichen, das sowohl einen tatsächlichen als auch einen gedanklichen Raum öffnet, in dem differenzierendes Nachdenken über den politischen Populismus der Vergangenheit und Gegenwart möglich ist“, betont Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler anlässlich der Eröffnung der Installation.

Dialog

(C) PID/Votava: v.l.n.r.: Bezirksvorsteher Innere Stadt Markus Figl, Nicole Six, Paul Petritsch, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Martina Taig und Cornelia Offergeld, KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

Man möchte mit der Installation eine Art „Schaulager“ des Lueger-Gedenkens in Wien zur Verfügung stellen. Damit möchten die Künstler der Öffentlichkeit ein Möglichkeit der Einordnung bieten. Fragen, die das Denkmal aufwirft, mit der übergeordneten Frage, wie wir heute mit den dunklen Seiten unserer Geschichte umgehen wollen, sollen damit aufgearbeitet werden.

„Die Installation ‚LUEGER TEMPORÄR‘ setzt ein sichtbares Zeichen für den Willen zum öffentlichen Dialog. In den letzten Jahren gab es intensive Debatten zum Umgang mit dem Lueger-Denkmal mit Forderungen wie der Entfernung des Denkmals oder das Entstellen der Statue. Ich hingegen bin gegen die Entfernung von Geschichte aus dem öffentlichen Raum. Mit der temporären künstlerischen Installation wird eine differenzierte Betrachtung der Persönlichkeit von Dr. Karl Lueger ermöglicht, was auch notwendig ist, weil er sich auf unterschiedliche Art und Weise in das Gedächtnis der Stadt eingeschrieben hat.“, so Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt