Stadt ehrt Praterdynastien

Jedes Jahr zieht der Wurstelprater Millionen von Besuchern an. Der Vergnügungspark ist dabei bei Einheimischen wie auch Touristen gleichermaßen beliebt. Der Prater gehört zu den ältesten Vergnügungsparks der Welt und kann auf eine lange und facettenreiche Geschichte zurückblicken. Zwei Wege wurden nun nach zwei wichtigen Schaustellerfamilien benannt.

Identität der Stadt

„Kaum ein anderer Vergnügungspark hat sich so stark in die Identität und das Image der Stadt eingeschrieben wie der Prater in Wien. Die Praterbetriebe mit ihren immer wieder neuen Attraktionen halten den Prater lebendig. Bis heute ist der Wurstelprater im Besitz von Unternehmen, die auf eine lange Familiengeschichte zurückblicken können“, so Wiens Bürgermeister Michael Ludwig im Rahmen der feierlichen Benennung der Wege im Prater. „Ich freue mich sehr, dass mit den neu benannten Wegen die Verdienste der Familien Schaaf und Kobelkoff gewürdigt werden“.  

„Die Pratergeschäfte und das Treiben im Wurstelprater waren und sind heute noch eine reiche Inspirationsquelle für die Kunst, insbesondere für die Musik und Literatur. Der Prater als magischer Ort hat sich auf diese Weise in die Stadtgeschichte eingeschrieben. Die Familien Schaaf und Kobelkoff waren als Praterdynastien innovativ, technisch am neuesten Stand und haben mit ihren Errungenschaften neue Perspektiven ermöglicht“, unterstreicht Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und dankte Silvia Lang, der Ururenkeltochter von Nikolai Kobelkoff und August Schaaf für ihre Initiative.

Praterdynastien

„Für mich ist der Prater nicht nur Geschäft, sondern auch Familiengeschichte, Kontinuität und Tradition“, unterstrich Silvia Lang, Vizepräsidentin des Wiener Praterverbandes. Schaaf und Kobelkoff sind zwei der Prater-Dynastien, die die Geschichte vom Wurstelprater geprägt haben. Beide Familien waren an der Entwicklung des Praters beteiligt und ihr Erbe ist noch heute zu sehen. Sie eröffneten die ersten Attraktionen des Praters.

Schaaf

(C) praterdynastien.at: Der Begründer der Familie Schaaf, August Schaaf.

Die Familie Schaaf geht auf August Schaaf, einem Schausteller aus Leipzig-Reudnitz, zurück. Eine Tournee seiner Menagerie führte in nach Wien, wo er sich samt Familie 1866 niederließen und ein Panoptikum erwarb. Sein Sohn, Carl Schaaf, erweiterte den Betrieb der Schaafs und lies unter anderem das Aeroplankarussel erbauen. Dessen Sohn, Karl Schaaf führte den Betrieb weiter und brachte neue Attraktionen ein.

Kobelkoff

(C) praterdynastien.at: Die Familie Kobelkoff, v.l.n.r.: Sohn Ernst, Tochter Helene, Ehefrau Anna, Nikolai Kobelkoff, Sohn Alexander, Sohn Otto, Sohn Paul und Sohn Nikolai

Die Praterdynastie Kobelkoff wurde von Nikolai Kobelkoff begründet. Nikolai Kobelkoff kam 1851 in Wosnessensk, Russland, ohne Gliedmaßen zur Welt. Er lernte rasch, auf seinen Beinstümpfen zu laufen und den rechten Armstumpf zu gebrauchen. Mit 18 Jahren war er Beamter in den Goldminen von Balbuck. Auf einem Jahrmarkt wurde er 1870 von Theaterdirektor Berg für seine Schaubühne in St. Petersburg entdeckt.

Eine Tournee führte ihn 1875 nach Wien, wo er nicht nur im Panoptikum von Auguste und August Schaaf auftrat, sondern sich auch in Auguste Schaafs 18-jährige Schwester Anna verliebte. 1876 heiratete er in die berühmte Schaustellerfamilie ein, sechs Kinder wurden auf den Tourneen quer durch Europa geboren. 1901 kaufte Nikolai Kobelkoff den Fahrradbetrieb auf dem Rondeau und machte daraus das bekannte Velodrom. Damit war der Grundstein der Familie Kobelkoff im Prater gelegt.