Stadt sagt K.O.-Tropfen den Kampf an

(C) Pixabay
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Das Nachtleben kann endlich wieder in vollen Zügen genoßen werden. Doch mit der wiedergewonnenen Feierlaune, sind auch wieder die gefährlichen K.O.-Tropfen im Umlauf – das WIENER BEZIRKSBLATT berichtete. Aallein heuer bis 15. November gab es dazu beim 24-Stunden Frauennotruf rund 60 Beratungen, 2021 waren es rund 40 und 2020 waren es 20 Fälle – wobei die Dunkelziffer bei dieser Straftat besonders hoch ist. Mit einer neuen Kampagne möchte die Stadt Wien auf die Gefahren der Droge aufmerksam machen.

Kampagne

Egal ob ein Getränk im Club, ein Treffen mit dem Online-Date bei ihm zu Hause oder bei einer WG-Party – die Gefahr kann überall lauern. Die Täter, meist Männer, mischen ihren Opfern, meist Frauen, heimlich Betäubungsmittel ins Getränk. Damit machen sie ihr Opfer wehrlos um Straftaten wie Raub und Vergewaltigung zu begehen.

„Mit der klaren Botschaft ,Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen‘ wollen wir mit der neuen Kampagne wachrütteln – und dazu aufrufen, hinzuschauen, zu handeln und zu helfen! Das Gefährliche an K.O.-Tropfen ist, dass man sie in Mischgetränken nicht riecht und schmeckt. Umso wichtiger ist es, auf das eigene Getränk – auf sich selbst und auf andere – aufzupassen. Die Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs sind immer für Betroffene da – genauso wie für Zeuginnen und Zeugen, die helfen wollen“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál.

(C) PID/Votava: Stadt Wien startet Kampagne zu K.O.-Tropfen mit Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál, Gemeinderätin Dolores Bakos, der Leiterin des 24-Stunden Frauennotrufs Heidemarie Kargl und Landespolizeivizepräsident Michael Lepuschitz.

Die Kampagne läuft anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, die am 25.11. starten. „Wir wollen die Gefahr, die von K.O. Tropfen ausgeht, gerade jetzt nach dieser langen Zeit der Pandemie, in der jetzt nun wieder vermehrt gefeiert wird und sich Menschen viel in Clubs, Discotheken und Bars aufhalten, thematisieren und ins Bewusstsein holen. Denn mit dieser Kampagne werden Frauen sensibilisiert, aufgeklärt und ein aktiver Schutz durch Präventionsmaßnahmen angeregt, weil wir wissen: Je informierter man ist, desto besser kann man sich und andere schützen“, sagt NEOS Wien Frauensprecherin Dolores Bakos.

„Hinschauen. Handeln. Helfen.“

Für die Kampagne werden Sujets und Videos als TV-Spots und auf Social-Media-Kanälen gezeigt, ab 1.12. machen Citylights im öffentlichen Raum auf das Thema K.O.-Tropfen aufmerksam. Toilettenplakate sind ebenfalls Teil der Kampagne. Gezeigt werden Situationen, die aufrütteln.

„Aus der Beratungspraxis des 24-Stunden Frauennotrufes empfehlen wir immer, keine Getränke von Unbekannten anzunehmen, den Weg des Glases vom Einschenken bis in die eigene Hand genau zu verfolgen und Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen – auch wenn es sich um eine vermeintlich sichere Umgebung handelt“, so die Leiterin des 24h-Frauennotrufs Heidemarie Kargl. „Trotz großer Vorsicht gibt es aber leider keine hundertprozentige Sicherheit. Die Verantwortung und die Schuld liegt immer bei den Tätern.“

Wer verdächtige Personen beobachtet, die anderen etwas ins Trinkglas geben, sollte die betroffene Person umgehend informieren, das Getränk am besten ausschütten und auch andere Personen darauf aufmerksam machen. Auch das Barpersonal bzw. die Polizei sollte sofort verständigt werden.

Verdacht auf K.O.-Tropfen: Was tun?

Grundsätzlich sollte man Getränke nie unbeaufsichtigt lassen, Freunde sollten immer gegenseitig aufpassen. Ganz wichtig ist es, dem eigenen Instinkt zu vertrauen – die Party etwa in Begleitung von Freunden zu verlassen, wenn man sich nicht wohl fühlt.

Bei plötzlichem Schwindel, Übelkeit oder einer unbekannten, enthemmenden Wirkung sollte sich die betroffene Person an eine Vertrauensperson oder an das Barpersonal wenden. Im Zweifelsfall nicht zögern, die Polizei unter 133 zu rufen!

Da das Nachweisfenster je nach eingesetzter Substanz klein ist, sollten Betroffene so rasch wie möglich in ein Krankenhaus, wie etwas das AKH, fahren. Wichtig ist eine rasche Probenahme von Blut und Harn und die damit in Zusammenhang stehende Dokumentation. Auch wenn sich jemand noch nicht zu einer Anzeige entschieden hat, ist es vorerst wichtig für ein allfälliges Strafverfahren, Proben, Befunde und Fotos von Verletzungen zu sichern.

Wie erkennt man K.O.-Mittel?

Es gibt mehr als 100 flüssige oder feste Substanzen, die als K.O.-Mittel eingesetzt werden. Sie sind farb- und geruchlos und der leicht bittere oder seifige Geschmack wird von Alkohol oder anderen Getränken meist überdeckt. Erste Symptome sind eine anfängliche Euphorie und plötzlich einsetzender Schwindel und Übelkeit. Danach folgen häufig Wahrnehmungsschwierigkeiten, eine Art Dämmerzustand, Willenlosigkeit und eine eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zur Regungslosigkeit.

Dass möglicherweise K.O.-Mittel verabreicht wurden, wird Opfern meist erst im Nachhinein bewusst. Sie erwachen zu Hause oder an einem fremden Ort, wissen nicht, wie sie dorthin gekommen sind und entdecken Hinweise auf sexuelle Übergriffe wie Blutergüsse, fehlende Kleidung oder haben Schmerzen im Unterleib. Betroffene können noch längere Zeit unter körperlichen Beschwerden wie Erbrechen, Kopfschmerzen oder Schwindel leiden. Für Betroffene sind Gedächtnislücken und Unsicherheit sehr belastend.

Entlastende Gespräche mit einer Beraterin des 24-Stunden Frauennotrufs können Betroffene in der Situation unterstützen. Generell gilt die Empfehlung, rasch zu handeln, wenn der Verdacht auf die Verabreichung von K.O.-Tropfen besteht. Unter der Frauennotruf-Nummer 01/71719 erhalten Frauen und Mädchen, aber auch Freunde und Familie, unmittelbar Beratung für die Planung weiterer Schritte.