74 Prozent der Lehrkräfte für Handyverbot an Schulen

@iStock

Eine österreichweite Befragung zeigt: Die Mehrheit der Lehrkräfte spricht sich für ein Smartphone-Verbot an Schulen aus. Besonders an Pflichtschulen ist der Wunsch nach Einschränkungen groß. Gleichzeitig sehen viele Lehrkräfte Potenzial in der gezielten Nutzung digitaler Medien im Unterricht.

Eine Umfrage unter 949 Lehrkräften aller Schulformen zeigt ein klares Stimmungsbild: 74 Prozent der Befragten sprechen sich für ein generelles Smartphone-Verbot aus – entweder klar (44 Prozent) oder mit Einschränkungen (30 Prozent). 16 Prozent lehnen ein Verbot eher ab, 10 Prozent sind klar dagegen.

Der Wunsch nach Einschränkungen ist besonders in Pflichtschulen wie Volksschulen und Mittelschulen ausgeprägt. An diesen Schulen gibt es bereits häufiger Handy-Regeln oder -Verbote. In weiterführenden Schulen wie Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) oder Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) wird die Handynutzung für schulische Zwecke häufiger zugelassen.

Digitale Medien: Gefahr oder Chance?

Lehrkräfte berichten schon seit Längerem, dass Smartphones in der Schule Herausforderungen mit sich bringen können. Ablenkung, Cyber-Mobbing und problematische Inhalte in Klassengruppen müssen ernst genommen werden. Allerdings spricht nicht grundsätzlich etwas gegen die Smartphone-Nutzung, wenn die Geräte gezielt für schulische Zwecke eingesetzt werden, erklärt Philipp Nussböck, Geschäftsführer des Österreichischen Bundesverlags (öbv).

Nutzung für schulische Zwecke stark vom Schultyp abhängig

Smartphones werden im Unterricht unterschiedlich häufig genutzt. 14 Prozent der Lehrkräfte geben an, dass ihre Schüler:innen oft mit dem Smartphone lernen. 27 Prozent berichten von gelegentlicher Nutzung, 30 Prozent sehen dies selten und 29 Prozent konnten die Nutzung nicht beurteilen.

An AHS, BMHS und Berufsschulen kommen Smartphones häufiger als Lernwerkzeug zum Einsatz als in Pflichtschulen. Lehrkräfte, die digitale Medien als hilfreich für das Lernen wahrnehmen, berichten von einer häufigeren Smartphone-Nutzung ihrer Schüler:innen.

Auch die technische Ausstattung spielt eine Rolle. Lehrkräfte, die ein Tablet von der Schule erhalten oder selbst Smartphones im Unterricht nutzen, berichten häufiger von einer Handy-Nutzung der Schüler:innen. Alter, Digitalaffinität oder Erfahrung mit digitalem Unterricht haben hingegen keinen entscheidenden Einfluss.

Smartphones als Ergänzung oder Hindernis?

Unsere Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte, die digitale Medien als nützlich empfinden, seltener ein Verbot fordern, erklärt Christoph Helm, Leiter der Abteilung für Bildungsforschung an der Linz School of Education (JKU).

Eine ergänzende Befragung unter 19.000 Schüler:innen ergab, dass ältere und digital-affinere Schüler:innen das Smartphone häufiger zum Lernen nutzen. Gleichzeitig zeigte sich, dass wenn im Unterricht mit Laptops oder Tablets gearbeitet wird, die Smartphone-Nutzung für schulische Zwecke sinkt.

Smartphones sind nicht automatisch eine Gefahr oder Ablenkung. Sie können dort sinnvoll eingesetzt werden, wo andere digitale Geräte fehlen, ergänzt Nussböck.