Joseph Kyselak: Wiens erster Graffiti-Künstler

(C) Stefan Joham

Kaum eine Hauswand in Wien ist frei von der urbanen Kunstform. Das WIENER BEZIRKSBLATT hat sich auf die Suche nach Wiens ersten Graffitikünstler, Joseph Kyselak, begeben.

Des einen Freud des andren Leid, Graffiti begleiten uns im städtischen Raum. Egal ob auf Hauswänden, Denkmälern oder in der Natur, viele sehen in einer Hauswand eine Leinwand. Daran stören sich oftmals nicht nur Hauseigentümer, denn auch manch einem Passanten ist die urbane Kunst ein Dorn im Auge. Dabei hat das taggen – wie das Kritzeln des eigenen Namens oder Pseudonym – genannt wird, lange Tradition in Wien.

KYSELAK

Der wohl älteste und bekannteste Tagger Wiens ist Joseph Kyselak. Kyselak wurde 1798 in Wien geboren. Nachdem er sein Philosophiestudium abgebrochen hat, schlug er eine Beamtenkarriere ein. Während seines Dienstes begann Joseph Ksyelak weitreichende Wanderungen in Wien und ganz Österreich zu unternehmen.

Sein Reisebericht erschied 1829 unter dem Titel „Skizzen einer Fußreise durch Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Berchtesgaden, Tirol und Baiern nach Wien – nebst einer romantisch pittoresken Darstellung mehrerer Ritterburgen und ihrer Volkssagen, Gebirgsgegenden und Eisglätscher auf dieser Wanderung, unternommen im Jahre 1825“.

Doch nicht diese illustre Beschreibung über seine ausgedehnten Fußwege machten den Wiener berühmt, sondern seine spezielle Marotte. Joseph Kyselak hatte nämlich die Angewohnheit überall wo er war, sich in schwarzen Lettern zu verewigen. So finden sich vielerorts Ksyelaks buchstäbliche Spuren. Mit einem Bottich voller pechschwarzer Ölfarbe wanderte der frühe Grafitti-Künstler durch das Land und verewigte sich auf Ruienen, Felsen, Skultpuren und Brückenpfeilern.

Obelisk im Schwarzenbergpark

(C) Stefan Joham: Die Marien-Theresien-Schaukel in der Schwarzenbergallee

So zum Beispiel auch auf der Schwarzenbergallee. In der Allee, die vom Schloß Neuwaldegg über den Schwarzenbergpark bis hin zur Stadtgrenze führt, stehen zwei Obelisken, wobei einer davon die berühmte Inschrift trägt. Übrigens nennt man diese Basilisken im Wiener Volksmund auch Maria-Theresien-Schaukel. Denn die Kaiserin Maria Thersia soll hier eine Schaukel anbringen lassen haben, deren Spuren immer noch auf den Basilisken zu sehen sind.

Viele der hinterlassenen Signaturen von Joseph Kyselak sind auch heute noch zu erkennen. Das Kyselak-Projekt arbeitet diese wissenschaftlich auf und bittet um Hinweise zu „neuen“ Inschriften.

Kyselaks Inschriften sind Inspiration für viele Nachahmer gewesen. So finden sich auf etlichen Denkmälern und Wänden posthum die charakteristische Aufschrift, oftmals aber in abgeänderter Form (zum Beispiel Kisselak oder Kieselak).

Legal Sprayen in Wien

In vielen Städten ist das Sprayen oftmals kriminalisiert und mit rigorosen Verbote bedacht. Wien allerdings geht einen anderen Weg und möchte als kulturoffene, tolerante und moderne Stadt den Sprayern Entfaltungsraum bieten.

Mit dem Projekt „WienerWand“ ermöglicht die Stadt Wien Graffiti-Künstlern legal ihre Kunst auszuleben. Neben einer Möglichkeit zur Kunstausübung, wird der Dialog zwischen Künstlern und Anwohnern angeregt.

Hans Steiner
Chefredakteur