Fälle von gemeldeter Tierquälerei nehmen zu

Gibt es mehr tierquälerisches Verhalten oder ist nur das Bewusstsein der Menschen für Tierleid gestiegen? ©Pixabay

847 Fälle von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, in denen die Behörden ein Verfahren eingeleitet haben, sind der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) in den Jahren 2021 und 2022 gemeldet worden. Das sind fast doppelt so viele wie im Berichtszeitraum zuvor.

Neben den Nachwirkungen der Corona-Pandemie kann nach Einschätzung der Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy die erhöhte Sensibilität für den tierschutzgerechten Umgang mit Hund, Katze und Co. ein Grund für den Anstieg der Meldungen sein. „Fakt ist, dass die Anzahl des gemeldeten Tierleids in den vergangenen zwei Jahren auch im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit stark zugenommen hat. Ob es aber tatsächlich zu mehr Tierleid kommt, oder ob es einfach mehr engagierte Menschen gibt, die Tierquäler melden, ist Spekulation“, so Persy.

Mehr Haustiere durch die Pandemie 

2017/18 hatte es in der Bundeshauptstadt insgesamt 650 Verwaltungsstrafverfahren wegen Übertretung des Tierschutzgesetzes gegeben. In dem von den pandemiebedingten Einschränkungen betroffenen Tätigkeitszeitraum 2019/20 waren es 454. „Wir hoffen natürlich, dass die gestiegenen Zahlen, die wir jetzt haben, das erhöhte Bewusstsein der Menschen widerspiegeln, und nicht ausschließlich Folge der zahlreichen unüberlegten Heimtieranschaffungen sind, die es im ersten Corona-Jahr gab“, betont Persy.

Erfolgreiche Aktionen der Organisation

Die Hoffnung der Tierschutzombudsfrau wird von weiteren Daten gestützt, die durchweg als positiv zu interpretieren sind. So konnte die TOW mit ihrer kostenlosen Kurs „Eine Stunde Hunde-Kunde“ im vergangenen Jahr 1.000 Volksschulkinder über die Bedürfnisse von Hunden aufklären. Die Online-Vortragsreihe „Wiener WUFFinar“ rund um das (Zusammen-)Leben mit Hund in der Großstadt wird bis heute tausendfach angeschaut. Die Anzahl der Medienberichte über Tierschutz-Themen hat sich in den vergangenen zwei Jahren nahezu verdoppelt. „Über diese Unterstützung unserer Arbeit freuen wir uns ganz besonders“, so Persy.

Zahl unkastrierter Streunerkatzen sinkt

Zurückgegangen ist die Anzahl der Kastrationen von Streunerkatzen. Diese ist von 400 Kastrationen in den Jahren 2019/20 auf 210 für den Zeitraum 2021/22 gesunken. „Aufgrund der hohen Aufmerksamkeit, die das Thema mittlerweile hat, bekommen wir zwar viele Meldungen. Immer häufiger sind jedoch Mehrfachmeldungen derselben, meist schon kastrierten Tiere darunter“, erklärt Eva Persy. Zusammengenommen könnten diese Entwicklungen Anzeichen dafür sein, dass sich die Anzahl der Streunerkatzen in Wien durch das Kastrationsprojekt nicht nur stabilisiere, sondern langsam sinke.

Appell an alle Wiener

Dennoch gilt: „Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie glauben, dass ein Tier in Wien Hilfe braucht, weil es schlecht gehalten oder schlecht behandelt wird, oder weil es sich um eine Streunerkatze handelt, die kastriert werden sollte. Gemeinsam können wir die Situation in Ruhe erörtern und gegebenenfalls nächste Schritte einleiten, um Tierleid zu vermeiden“, appelliert Eva Persy.

Kontaktdaten und Informationen dazu, was Sie tun können, wenn Sie Zeuge von Tierleid werden, sind hier zusammengefasst .

Hans Steiner
Chefredakteur