Auf unseren Friedhöfen kann es viel Leben geben

Auch der Hausrotschwanz fühlt sich am Friedhof zuhause. © Lisa Lugerbauer

Allerheiligen, Allerseelen und Friedhofsbesuche stehen unmittelbar bevor. Unsere letzten Ruhestätten stellen ein großes Potenzial für die Artenvielfalt dar, sofern auf die richtigen Gestaltungselemente und eine naturnahe Bepflanzung geachtet wird.

Wo Menschen sind, gibt es Friedhöfe. Diese letzten Ruhestätten und Orte der Besinnung sind oft übersehene Grünflächen und Naturoasen und weisen großes Potenzial für die Biodiversität auf, wie die Naturschutzorganisation BirdLife Österreich in ihrem aktuellen Projekt zeigt. Sie erhob im aktuellen – vom BMK geförderten Projekt „Lebenswerte Friedhöfe“ auf 44 Friedhöfen insgesamt 67 vorkommende Vogelarten und arbeitete Gestaltungselemente zur Förderung der Artenvielfalt aus. 

Auf einem Friedhof kann es viel Leben geben (Christina Nagl)

„Auf einem Friedhof kann es viel Leben geben!“, weiß Christina Nagl von BirdLife Österreich, und verweist auf das Potential, die Artenvielfalt im Siedlungsraum zu steigern: „Wie wir unsere Friedhöfe und Gräber gestalten, hat einen großen Einfluss auf die Biodiversität.“ Zwischen April und Juni war ein zehnköpfiges Team unter ihrer Projektleitung in sechs Bundesländern auf 44 Friedhöfen unterwegs, um Vögel und Lebensraumparameter zu erheben.

Bunte Vogelvielfalt am Friedhof

Die Wissenschaftler:innen erfassten 67 vorkommende Vogelarten mit insgesamt 1.528 Vögeln. „Die an den meisten Ruhestätten anwesende und die am häufigsten festgestellte Vogelart ist die Amsel, gefolgt von Kohlmeise, Stieglitz, Mönchsgrasmücke und Buchfink“, so Nagl, doch: „auch seltene und gefährdete Arten, allen voran der Girlitz, wie auch der Bluthänfling, Blutspecht und Halsbandschnäpper, haben wir rund um die Gräber beobachtet.“ Der Girlitz ist ein Gartenvogel aus der Familie der Finken, der sich ausschließlich von Wildkräuter- und Wildblumensamen ernährt. „Naturnahe Friedhöfe mit wenig Versiegelungen und einer höheren Baumbepflanzung stellen ein wichtiges Refugium und gleichzeitig einen Vorkommensschwerpunkt für diesen stark gefährdeten Finkenvogel dar, der so sehr angewiesen ist auf einen möglichst naturnahen Lebensraum innerhalb der Siedlungen“, so die Ornithologin.

Bäume, Hecken und Grabbepflanzung

Unumstritten ist die Wichtigkeit von Bäumen und Sträuchern am Friedhofsgelände für die Vögel, wie die Auswertungen zeigen: „Mit steigender Anzahl der Bäume sowie dem Vorhandensein von Hecken nimmt auch die Artenzahl der Vögel zu“, berichtet Christina Nagl über relevante Lebensraumparameter: „Ein höherer Anteil an bepflanzten, nicht versiegelten Gräbern wirkt sich ebenso positiv auf die Artenzahl aus. So können wir einfache aber effektive Tipps geben, wie wir Menschen die Artenvielfalt steigern können und einen wichtigen Beitrag leisten für das Überleben unserer heimischen Vögel!“

Ratschläge (Auszug aus Folder und Broschüre)

Menschen, die ein Grab besitzen oder pflegen können bereits mit einfachen Mitteln einen wertvollen Beitrag für einen lebenswerten Friedhof leisten:

  • Verzichten sie auf eine Versiegelung des Grabes.
  • Pflanzen Sie hübsch blühende heimische Wildkräuter und Pflanzen wie Glockenblumen, Vergissmeinnicht, Efeu & Co.
  • Verwenden Sie torffreie Erde.
  • Verzichten Sie auf Pestizide und Kunstdünger.
  • Gestalten Sie einen bunten Blumenstrauß aus frischen oder getrockneten Blüten, etwa mit Samenkapseln (Mohnblumen).

Der druckfrische Folder „Lebenswerte Friedhöfe – Tipps für eine vogelfreundliche Grabgestaltung“ skizziert, wie Gräber naturnah bepflanzt und gestaltet werden können. kostenfrei zu bestellen unter office@birdlife.at bzw. 01-523 46 51.