Das goldene Wienerherz gibt’s auch aus Edelstahl

Dujmic, schedl

Zur Unterscheidung von Anwurf und Volltreffer möge jenes Ungemach dienen, das jüngst der bezaubernden ORF-Legende und ÖBB-­Ansagerin Chris Lohner ­widerfuhr. Als sie den schweren Verlauf ihrer Corona-­Infektion (minus sieben Kilo, hohes Fieber, Atemnot, totale Erschöpfung, Verlust der Stimme) via Facebook publik gemacht hatte, posteten goldene Wiener Herzerln kognitiv unmöblierte Kommentare wie: „Machen Sie sich nicht so wichtig – haben S’ amal Krebs, dann wissen S‘, was furchtbar is.“ Lohner, langsam wieder bei Wortgewalt, antwortete: „Muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich an dem Virus nicht gestorben bin?“ Wie sagte schon der wunderbare Hans-Peter Heinzl, der jahrelang gegen sein Karzinom gekämpft hatte: „In Wien sind s’ dir sogar den Krebs z’neidig.“ Das Netz ist mittlerweile der weltumspannende Nachfolger der anonymen Beschimpfung per Post oder Telefon, aber ebenso feig wie fies. Freilich: Nicht alles, was aus Wien kommt, ist ein „Rülpser“, wie manch lebenslang quasi genetisch bedingt alles richtig machender Tiroler „Idi Alpin“ zu zweifellos berechtigter ­Kritik am scheinheiligen Land postulierte. Dazu schrieb ein Poet auf Twitter: „Mir vergeht das Hörln und Sehen!“ Einem anderen kommt bei der Selbst­herrlichkeit der Seilbahn-Drahtzieher „das G’impfte hoch“.

GEMEINHEIT GEHT GUT
Zu Tirol hab ich ein „zweispaltiges Verhältnis“, wie mir eine Leserin einmal mailte. Ich lachte herzlich (und auch ein bisschen schmerzlich), als ich vor einem Auftritt in einem Waidringer Gasthof das mit Kreide beschriebene Schild „Schweinswiener“ vor der Türe las. Der Wirt klärte mich auf: „Das ist nicht unser heutiges Menü, sondern eine Ankündigung Ihres Programms.“ Ich bin auch bis heute nicht endgültig sicher, ob die Frage eines Fans nach einem Konzert Georg Danzers an den Künstler hinterfotzig war: „Gell, du liebst die Berge?“ Als Danzer höflich verneinte, kam die Zusatzfrage: „Ja, warum singst du dann ,Jö, schau, so a Sau, wos mocht a Nockata im Hafele Kar?‘?“ Danzer hat es jedenfalls sehr gern im Hawelka erzählt. Denn: Gemeinheit geht auch gut, selbst, wenn sie nicht gut ausgeht.

FALSCH ODER RICHTIG
Abzuraten ist Ehemännern von der Formulierung in Richtung Frau Gemahlin: „Na, jetzt simma halt auch älter geworden.“ – Auf ihre angespeiste Antwort: „Wieso auch? Wieso wir?“, gibt der feine Herr dem Dreck noch a Watsch’n: „Naja, ich bin ja auch älter geworden.“ Für immer und ewig in Erinnerung bleibt mir mein Erlebnis mit einer Parkraumüberwacherin. Ich hatte mein Auto vorschriftswidrig vor der Bank geparkt und kam nach einer Minute wieder heraus, als die gute Frau korrekterweise ein Strafmandat ausdruckte. Ich flehte: „Gehn S’, ich hab doch nur schnell a Geld abgehoben.“ Darauf die inspirierte Ordnungshüterin, indem sie das Ticket hinter dem Scheibenwischer platzierte: „Sehr vernünftig, weil das Geld werden Sie jetzt brauchen.“ Eine dermaßen gut sitzende Pointe war mir die damals verhängten 35 Euro wert. Aus ­beruflichem Respekt.