Bundespolizeidirektor Michael Takács gewährte der WBB-Printversion ein Interiew zu Posten, Personal & Nachwuchs. Denn er ist und bleibt „ein Wiener Polizist“, einer, „der die Straßenkriminalität noch stärker bekämpfen will“. Seit gut einem Jahr für 33.000 Exekutivbeamte im ganzen Land verantwortlich.
Herr Takács, böse Zungen haben 2022 behauptet, der Job des Bundespolizeidirektors sei auf Sie zugeschnitten worden. Schmerzt das?
Takács: Nein, ich möchte nicht, dass hier politisches Kleingeld gewechselt wird. Das ist fern jeder Realität. Ich habe meinen Eid auf Österreich geleistet, bin heute für 33.000 Polizisten zuständig – und ich komme aus dem Bereich, bin und bleibe ein Wiener Polizist. Gerne nehme ich die große Verantwortung wahr.
Warum sollten junge Menschen zur Polizei gehen?
Weil es der schönste Beruf der Welt ist, ich kann ihn nur empfehlen. Natürlich gibt es auch Schattenseiten, das ist nicht zu leugnen. Wir stellen uns ständig die Frage, wie wir junge Leute für den Beruf begeistern können.
Mit viel Aufwand wurden 6.000 neue Polizisten gefunden. Kann man damit zufrieden sein? Vor allem in Wien?
Ich wäre ein schlechter Bundespolizeidirektor, wenn ich sagen würde, wir hätten genug Personal. Wobei wir nur Rekrutierungsprobleme – oder sagen wie besser Aufgaben – in Wien und Vorarlberg haben, in den anderen Bundesländern passt es.
Wie viele Beamte fehlen in Wien? In manchen Bezirken wie Favoriten ist der Personalmangel ja offenkundig.
Zuerst kommt es einmal auf die Berechnungsart an. Man darf nicht vergessen, dass viele Exekutivbereiche den Bezirksinspektionen zuarbeiten. Etwa die Bereitschaftseinheit ist für alle Bezirke zuständig – das muss man mitrechnen. Für mich zählt einzig die Frage: Wie viele Beamte brauch ich, um die Sicherheit der Stadt aufrechterhalten zu können? Und da sehe ich aktuell keine Probleme.
Da hört man aus den Bezirken etwas anderes. Irren sich da Kollegen und Politiker?
Die Sicherheit ist gewährleistet, keine Frage. Aber ich gestehe ein, dass es in manchen Bereichen ohne Überstunden nicht gehen würde. Das ist nicht optimal, wir arbeiten daran.
Die lästigen Klimakleber helfen wahrscheinlich auch nicht, oder?
Hier ist das Problem, dass viele Polizisten durch die Aktivitäten der Klimakleber nicht planen können. Vor allem junge Kollegen sind sauer, weil sie durch die Hauruck-Aktionen Überstunden machen müssen.
Ist Wien also völlig sicher?
Es gibt schon Bereiche, die problematisch sind. Dadurch entstehen schnell Situationen, in denen man sich nicht wohlfühlt, in denen vor allem Frauen ein Gefühl der Unsicherheit haben – sich belästigt fühlen. Das nehmen wir natürlich sehr ernst – vor allem die Prävention und die Grätzelpolizisten werden ausgebaut.
Die Aktion „Gemeinsam sicher“ bleibt also?
Ja, im Bereich der Prävention haben wir große Erfolge erzielt. Die Initiative bleibt.
Welche Bereiche werden sonst noch verstärkt?
Mir ist auch die Bekämpfung der Straßenkriminalität sehr wichtig, ebenso müssen wir stets ein Auge auf die Drogenkriminalität haben. Und nicht zu vergessen: Unser Land muss sich im Bereich der Cyberkriminalität besser aufstellen. Hier gilt es einiges aufzuholen.
Haben wir derzeit eigentlich eine Flüchtlingskrise?
Nein, wir haben eine andere Situation als im Vorjahr – damals stand es Spitz auf Knopf. Wir sind weit weg von den damaligen Flüchtlingszahlen. Aber zugegeben: Sie sind immer noch hoch.
Wie sieht die Situation der Ukraine-Flüchtlinge aus?
Sie sind gut integriert, weil sie aus einem christlichen Land kommen und viele Frauen und Kinder die Flucht ergreifen mussten. Zudem ist das Bildungsniveau höher. Wir haben weit weniger Probleme als mit den Flüchtlingen aus Syrien oder Afghanistan und haben aus der Vergangenheit gelernt.
©Elisabeth Lechner