Einzigartige Stadtwildnis im Nordbahnhof-Viertel

(C) Privat: Im Nordbahnhof-Viertel soll sich die Natur unverfälscht entfalten können.
(C) Privat: Im Nordbahnhof-Viertel soll sich die Natur unverfälscht entfalten können.

Teil 55 unserer Serie „Josef Taucher präsentiert: WIENER WUNDER-WELTEN“ führt ins Nordbahnhof-Viertel.

Freie Mitte

Mitten im Nordbahnviertel schafft die Stadt einen einzigartigen Natur- und Erholungsraum für die Wiener. Der Name: Freie Mitte.

Auf rund 10 Hektar entsteht hier Schritt für Schritt ein ­naturbelassenes Paradies, eine Oase mitten in der Stadt – mit Trockenwiesen, Stauden, Bäumen, Biotopen als Laichhabitate für Wechselkröten und Eidechsen, meterlangen Holzstegen für Spaziergänge, Hochsitzen für Naturbeobachtungen und ­vielem mehr.

So wild und schön

Die Gestaltungsarbeiten, die 2021 begonnen haben und bis 2025 abgeschlossen sein werden, erfolgen etappenweise, weshalb der Zugang während der Ausbauphasen aktuell nur hinter den Häusern in der Vorgartenstraße 100–106 möglich ist. Gemeinderat und Wiener-Wunderwelten-Initiator Josef Taucher hat den ersten Teil­bereich mit dem klingenden Namen „Stadtwildnis“ besucht und bestätigt: „Dieser Ort ist ein absoluter Geheimtipp für jene, die der Natur nah sein wollen. Hier kann man die Seele baumeln lassen, seltene Insekten und Amphibien beobachten und die Ruhe genießen.“ Bei der Gestaltung stand der Erhalt der natürlichen Stadtwildnis im Mittelpunkt. Deshalb unterscheidet sich die Freie Mitte maßgeblich von anderen ­städtischen Parks.

Vom Bahnhof zum Biotop

Einst befand sich der Nordbahnhof auf einem ehemaligen Überschwemmungsgebiet der Donau. Nach der Einstellung des Bahnbetriebs in den 1990er Jahren eroberten Pionierpflanzen die trockenen, humusarmen Freiflächen. Die so entstandene „Gstettn“ wurde von zahlreichen Tierarten besiedelt und ist heute ein wichtiger Lebens­raum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Darunter der Neuntöter, ein Vogel, der nur selten im Stadtraum vorkommt und sich jedes Jahr auf dem Gelände einfindet, Schmetterlingsarten wie der Segelfalter, Fledermäuse sowie 150 Wildbienen­arten. Auch Wechselkröten, die weltweit streng geschützt sind, besiedeln dieses wunderschöne Fleckchen. Wer ganz genau ­hinsieht, entdeckt vielleicht auch die eine oder andere Zaun­eidechse oder die seltene Große Wiesenameise.

Auch seltene Pflanzen haben sich im Nordbahnhof-Viertel angesiedelt: Die streng geschützte Violette Sommerwurz zum Beispiel lebt jahrelang ­unterirdisch als Parasit an Wurzeln der Schafgarbe und blüht ein einziges Mal im Leben.