Favoriten: Mietervertreibung – so ist die Wirklichkeit

Er ist der letzte Mieter im alten Haus und muss weg. Das wurde Negowan Dimitric viele Jahre von Hausverwalter Peter Matzenberger offenbar sehr unsanft zu verstehen ­gegeben. Negowan wehrte sich. Dafür wurde er geklagt. Nun hat er die Klage gewonnen, theoretisch kann er ­Mieter bleiben – aber nur theoretisch …

Geschichte
Das betagte Haus in der ­Columbusgasse hat eine klassische Favoritner Geschichte: Hier residierte ein Fuhrwerksunternehmen, das
Haus gehörte der Familie Schramm, Pferde standen in den heutigen Kellern. Ein Hufschmied arbeitete in der Werkstätte, oben drüber war Heu für die Zugtiere. Die kutschierten die Ziegelsteine zum Bau der Ringstraße. ­Negowan Dimitric kam 1985 aus Ex-Jugoslawien hierher – als Angestellter von Hausbesitzer Wilhelm Schramm. Der war sozial, schaute nicht nur, dass Negowan Arbeit hatte, sondern bot Menschen, die von Ute Bocks Stiftung betreut wurden, Wohnungen – die Matzenberger verwaltete.

Gegenwart
Gemeinsam mit diesen Bewohnern erneuerte Negowan die Fenster des Hauses. Rechnungen waren nicht so wichtig für Schramm. Sie fielen erst ins Gewicht, als der Hausbesitzer 2016 starb, der Sohn erbte und Matzenberger verwaltete: Mieter mussten raus, es roch nach Geld. Negowan hat aber die Werkstätte, Alt­waren und zwei Wohnungen, fast ein Drittel gemietet – auch für seine Arbeit: Er wollte in der Pension Altwaren im Keller handeln. Das Haus wurde nun verkauft. Negowans Anwalt fordert für den Auszug zwischen 250.000 und 360.000 Euro, damit ein Neustart mit 60 Jahren möglich ist. Wird der neue Besitzer das zahlen oder weiter Druck ausüben? Wir bleiben dran.