Hietzings neue Bezirksspitze im persönlichen Interview

BV Johanna Sperker und ihr Vize Thomas Gerstbach sind seit rund drei Wochen im Amt © BV 13

Seit drei Wochen hat Hietzing eine neue Bezirksspitze. In der konstituierenden Sitzung wurde Johanna Sperker zur Bezirksvorsteherin gewählt. Gemeinsam mit Vize Thomas Gerstbach geht es jetzt an die Arbeit.

Es war ein Paukenschlag. Nach dem schwachen Abschneiden der ÖVP bei der letzten Wahl beschloss der Bezirksparteivorstand anstelle des bisherigen BV Nikolaus Ebert mit Johanna Sperker und Thomas Gerstbach ein neues Team an die Spitze Hietzings zu stellen. Wir trafen sie zum Interview.

Johanna Sperker und Thomas Gerstbach im Gespräch mit WBB-Redakteur Ernst Berger @ Mertl

Vorab Gratulation zur neuen Aufgabe. Was war für den Wechsel ausschlaggebend?

Sperker: Das Wahlergebnis war überraschend und sicher nicht das, was wir uns gewünscht haben. Das muss man auch ehrlich sagen. Wir haben das intern auch in unseren Gremien besprochen und haben davon auch konkrete Dinge abgeleitet, weil wir uns natürlich auch die Frage gestellt haben, wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist. Waren wir vielleicht zu wenig nahe beim Bürger? Waren die Themen vielleicht nicht so intensiv gesetzt, wie sie es hätten sein sollen? Natürlich haben wir uns auch selbst in Frage gestellt! Jetzt ist für uns ganz, dass wir die Augen und den Fokus nach vorne richten und das verlorene Vertrauen der Wähler und Wählerinnen für die Volkspartei Hietzing zurückgewinnen.

Gerstbach: Das Ergebnis war gewaltig überraschend. Für eine Hietzinger ÖVP ist es nicht alltäglich einen so großen Verlust hinnehmen zu müssen. Wir haben, wie schon gesagt, das Ergebnis analysiert, aufgearbeitet und Konsequenzen gezogen. Letztendlich wurde ein Team gesucht, dass auch wieder eine Perspektive für die Zukunft bieten kann. Nikolaus Ebert hat über Jahrzehnte hervorragende Arbeit geleistet, aber das Ergebnis hat einen neuen Auftrag ausgelöst. Daraus resultierte die Überlegung, dass der Weg eine Neuausrichtung erforderlich macht. Letztendlich führte es zu der Überlegung, dass das Bild nach außen hin zukünftig durch zwei Personen dargestellt werden kann, die die Zukunft und aus meiner Geschichte dank der väterlichen Verwurzelung in der Bezirkspolitik ein wenig auch die Vergangenheit darstellen kann und damit einen Neuanfang symbolisiert.

Welche Herausforderungen warten in den nächsten Jahren?

Gerstbach: Die wichtigste Herausforderung ist für mich den Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl zu geben, dass wir für sie da sind und dass sie auch mitgestalten können, beziehungsweise, dass sie ihren Teil Beitragen dürfen und auch müssen – also auch Verantwortung für ihren Bezirk zu übernehmen. Wenn man ihnen die Möglichkeit bieten kann und das werden wir sicherlich schaffen, dann können – so glaube ich fest – zusammen jedes Projekt, egal wie groß oder emotional aufgeladen bestmöglich meistern.

Für Johanna Sperker liegt “Hietzing vor jeder Haustüre” @ BV 13

Sperker: Ich stelle meine erste Amtszeit unter die Vision „Generationen verbinden in Hietzing“, weil der 13. Bezirk wirklich von der jüngeren bis zur älteren Generation Heimat für viele Menschen ist und hier möchten wir ansetzen. Hietzing wurde ja bereits als erster Bezirk in Wien mit dem Prädikat „familienfreundlicher Bezirk“ ausgezeichnet und diesen Weg will und werde ich konsequent weiter gehen. Wir werden einen Prozess für Bürger, Vereine und Organisationen initiieren um viele Menschen ins Boot zu holen, die die Zukunft Hietzings mitgestalten wollen. Ich freue mich schon auf spannende Inputs und Projektideen, über die wir dann gemeinsam und was mir sehr wichtig ist auch überfraktionell zu konkreten Maßnahmen kommen. Kurz gesagt: Wir werden Hietzing nicht nur verwalten, wir werden den Bezirk gemeinsam gestalten.

Die Mehrheiten im Bezirksparlament haben sich verändert. Wie gehen Sie damit um?

Sperker: Ich denke es wird sehr viel lebendige Demokratie geben. Ja, so wie die Verhältnisse sind , werden wir und dann vor allem themenspezifisch schauen, wie alle Parteien zu Projekten, zu Umsetzungen stehen. Ich glaube wir müssen uns alle erste einmal in diesen neuen Mehrheitsverhältnissen zurecht finden, aber ich bin guter Dinge, dass die bisherige gute Zusammenarbeit mit allen Fraktionen auch weiterhin gut funktionieren wird. Die Signale, die wir ausgesendet, aber auch zurück bekommen haben sind durchwegs positiv. Das Ziel ist jedenfalls, dass wir uns – wie bisher auch – möglichst breit zu vielen Projekten einigen können. Dass natürlich nicht immer alle einer Meinung sein können ist normal. Dafür gibt es ja das Bezirksparlament mit vielen Fraktionen.

Thomas Gerstbach ist gerne mit dem Rad im 13. Bezirk unterwegs © BV 13

Gerstbach: Ich ergänze nur noch mit einem der Sätze, die ich auch in der Antrittsrede gesagt habe: Das “Wir“ ist ein Thema  und das „Mit und Für“. Auch hier gilt weiter: Mit- und Füreinander Verantwortung für den Bezirk zu übernehmen und je nach Projekt Mehrheiten zu finden.

Sie haben den Satz „Hietzing vor jeder Haustüre“ geprägt. Wie darf man das verstehen?

Sperker: Das bezieht sich darauf, dass Hietzing ganz stark durch und mit seinem Grätzeln lebt und somit jeder sein eigenes Hietzing vor der Haustüre hat. Will heißen:  Wichtig ist das nächste Umfeld. . Es gibt große Projekte, die alle Hietzinger betreffen, aber das Schöne an der Lokalpolitik ist, dass man speziell im direkten und nahen Umfeld Verbesserungen und Attraktivierungen vornehmen kann, die auch spürbar sind. Unter „Hietzing vor jeder Haustüre“ verstehe ich, dass wir direkt zu den Menschen in die einzelnen Grätzel, dort wo sie wohnen, wo sie leben, wo sie ihre Freizeit verbringen gehen und hier auch Impulse und persönliche Rückmeldungen bekommen, was es vielleicht braucht um all das noch attraktiver zu gestalten.

Etwas Privateres: Wo in Hietzing seid ihr gerne unterwegs?

Sperker: Im Rahmen der vergangenen Bezirksfestwochen war ich natürlich bei vielen. Kulturveranstaltungen. Im Moment geht es ganz stark um das Kennenlernen von Projekten und von Menschen, die mich einladen – Ich bin sehr viel unterwegs. In meiner Position verwischt sich das Private oft mit dem Öffentlichen und das ist auch gut so – schließlich habe ich das Glück dort zu arbeiten, wo ich auch lebe.

Gerstbach: Im Vorfeld ist bereits ein Spruch gefallen, den ich sehr gut finde: „Hietzing ist unser Wohnzimmer. Hier ist man zu Hause, hier fühlt man sich wohl.“. Nachdem ich in Hietzing wohne sieht man mich regelmäßig in den öffentlichen Verkehrsmitteln und ab jetzt auch im Amtshaus. Ich bin viel zu Fuß unterwegs, aber gerne auch wieder öfter mit dem Fahrrad. Kurz gesagt: Es gibt keinen Ortsteil Hietzings, den ich nicht mein Zuhause nenne. Wir haben so viele schöne Fleckchen im 13. Bezirk, dass es mir unmöglich ist einen Lieblingsplatz zu benennen. Aber eines gilt: Jeder der mir über den Weg läuft kann mich jederzeit zu jedem Thema ansprechen.

Danke für das Gespräch