Naschmarktparkplatz: Stadt regelt Umgestaltung neu

(C) PID/Christian Fürthner: Bezirksvorsteher Markus Rumelhart, Planungsstadträtin Ulli Sima und Architekt Albert Wimmer

Unter dem Motto „Raus aus dem Asphalt“ präsentierte Planungsstadträtin Ulli Sima gemeinsam mit Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (1060) und Architekt Albert Wimmer die nächsten Schritte in der Neugestaltung des Naschmarktparkplatzes, einer der größten innerstädtischen Hitzeinseln. Nach einer breiten Bürger-Beteiligung zieht die Stadt Wien einen Zwischenschritt ein und wird nicht – wie ursprünglich geplant – gleich in die Realisierungsphase gehen. Stattdessen sucht die Stadt nun im Rahmen eines sogenannten „kooperativen Verfahrens“ die besten Konzepte zur Umsetzung der inhaltlichen Vorgaben aus dem Bürger-Beteiligungsverfahren.

Aufbrechen der Asphaltwüste

„Ich bedanke mich für das große Interesse an der Bürgerinnen und Bürger-Beteiligung, bei der über 5.000 Menschen mitgemacht haben. Die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger teilen wir vollkommen: Wir müssen die 12.000 m2 große Asphaltwüste aufbrechen, abkühlen und begrünen. Wir legen heute bewusst keine konkreten Pläne vor, sondern ziehen mit dem Ideenwettbewerb noch einen Zwischenschritt ein, um die Vorgaben aus der Bürgerinnen und Bürger-Beteiligung umzusetzen, sie also mit Leben zu erfüllen. Mir ist wichtig, gemeinsam mit den Bürger*innen aus der leblosen Hitzeinsel einen lebendigen Grätzltreffpunkt für alle zu schaffen“, so Planungsstadträtin Ulli Sima. 

„Das Areal zwischen den beiden Wienzeilen ist für die Menschen und für ihre Lebensqualität eine riesige Ressource mitten in Wien. Wir wollen diese Fläche maximal begrünen, den Flohmarkt erhalten und konsumfreie Räume schaffen. Viele Kreative werden uns mit Sicherheit interessante Ideen und Vorstellungen liefern“, ist Bezirksvorsteher Markus Rumelhart auf das weitere Miteinander und auf den kooperativen Prozess gespannt.

Neben umfassenden Begrünungsmaßnahmen, Platz für den Flohmarkt und konsumfreien Räumen soll am heutigen Parkplatz auch ein attraktiver Ort geschaffen werden, an dem lokale Lebensmittel-Produzenten ihre biologischen und regionalen Produkte anbieten können und auch Platz für Kultur sein sollte. Das konkrete Nutzungskonzept des Platzes wird im Rahmen des kooperativen Verfahrens inklusive Ideenwettbewerb erarbeitet. Erst danach kann über notwendige Infrastruktur, wie Witterungsschutz oder Beschattungselemente entschieden werden.

Forderung nach Begrünung und Kühlung

Im Rahmen des im April 2021 gestarteten Beteiligungsprozess wurden unterschiedliche Themen zur Neugestaltung abgefragt: Von Begrünung und Wasser-Elementen, über Anforderungen an einen regionalen Markt bis hin zu kulturellem Angebot, dem Flohmarkt, Raum für Bewegung oder natürlicher und baulicher Beschattung, z.B. mit Solarpaneelen. Insgesamt haben sich 5.169 interessierte Personen aus ganz Wien mit knapp 30.000 Vorschlägen mit ihrem Feedback beteiligt. 

Die Wünsche der Bevölkerung 

Die überwiegende Mehrheit ist für eine klimabewusste Umgestaltung des Platzes und wünscht sich Raum für den konsumfreien Aufenthalt, Begrünung, Wasserelemente und Schatten.Die Architektur des Platzes soll sich respektvoll in die umliegenden historischen Bauwerke einfügen, der Flohmarkt soll erhalten bleiben.

Einem generellen (Floh-)-Markt-Angebot und überdachten Bereichen stehen viele Teilnehmer der Befragung offen gegenüber, sofern folgende Bedingungen eingehalten werden: Maximale Begrünung des Areals, ausreichend konsumfreie Zonen und ein qualitativ hochwertiges Angebot aus regionalen und Bio-Lebensmitteln, das sich vom bestehenden Angebot am Naschmarkt unterscheidet.

Teilweiser Widerspruch

Bei den insgesamt 30.000 Anmerkungen herrscht aber nicht überall Einigkeit. In vielen Bereichen sind die Anforderungen der Bürger*innen diverser und stehen teilweise auch im Widerspruch zueinander. Einige wünschen sich eine komplette Begrünung des Platzes, andere wollen die Parkplätze oder den Flohmarkt – und damit eine große versiegelte Fläche – erhalten. Viele wünschen sich ein regionales Produktsortiment, andere wollen lieber Spielplätze, Sport- oder Kulturangebot. 

Ideenwettbewerb für beste Konzepte

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Vorstellungen will die Stadt Wien nun im Zuge eines sogenannten „kooperativen Prozesses“ auf Basis des Bürger-Beteiligungsverfahren die besten Konzepte für die Umgestaltung des Platzes suchen. Zeitnah startet dazu ein EU-weiter Ideenwettbewerb:

Bewerbungen können in „drei Töpfen“ eingereicht werden: 

1. Planungsteams können Referenzprojekte einreichen.

2. Mit skizzenhaft dargestellten Ideen zur Gestaltung können sich alle Menschen – auch ohne konkretes Fachwissen – bewerben.

3. Ein konkretes Nutzungskonzept – also welche Angebote der Platz umfassen soll – kann textlich oder grafisch eingereicht werden.

Öffentliche Ausstellung der Ideen

Zunächst sichtet eine Jury aus unabhängigen Experten die Ideen der Bevölkerung und wählt die besten Konzepte aus. Unter der Leitung von Architekt Albert Wimmer werden neben Stadtplanern auch eine lokale Lebensmittelproduzentin und ein Repräsentant aus der Bevölkerung in dieser Jury vertreten sein. Im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung können Bürger diese Sammlung der Ideen dann bewerten. 

„Wir werden aus jedem Topf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den am höchsten bewerteten Konzepten beauftragen, einen gemeinsamen Plan für die bestgeeigneten Nutzungen des Naschmarktparkplatzes auszuarbeiten. Erst dann starten wir den regulären Realisierungswettbewerb für die konkrete Umsetzung des Konzepts,“ erklärt Jury-Vorsitzender Albert Wimmer.

Nach Abschluss des kooperativen Verfahrens im Herbst 2022 startet der Realisierungswettbewerb, sodass im ersten Quartal 2023 das Siegerprojekt vorliegt.

Rahmenbedingungen für Ideenwettbewerb

Der Ideenwettbewerb ist ergebnisoffen, unterliegt allerdings einigen Rahmenbedingungen. Basis sind neben den Ergebnissen aus der Bürger-Beteiligung auch die technischen und statischen Rahmenbedingungen, wie Überplattungen, aber auch klimatologische Grundlagen. Denn die Stadt hat die Phase der Beteiligung genutzt, um Klima, Statik und baukulturelles Umfeld am Standort detailliert zu untersuchen:

  • Begrünte und konsumfreie Aufenthaltsflächen müssen Kernbestandteil des Konzepts sein
  • Das Konzept muss den wöchentlichen Samstags-Flohmarkt miteinbeziehen
  • Statik: Baumbepflanzungen sind aufgrund des teilweise nur 70 cm dünnen Gewölbes nur an Randbereichen möglich
  • Stadtmorphologie: Das baukulturelle Erbe der Umgebung ist bei der Gestaltung zu berücksichtigen
  • Stadtklima: Der Parkplatz ist derzeit eine der derzeit größten innerstädtischen Hitzeinseln, Abkühlung und Schatten gelten als zentrale Voraussetzung für das Konzept
  • Es soll auch Platz geben, um kleinen, regionalen Lebensmittel-Produzenten, Bauern und Bäuerinnen den Verkauf ihrer Produkte zu ermöglichen 
  • Auf Wunsch der Bürger wird zusätzlich zum Parkplatz eine Fläche entlang der rechten Wienzeile zwischen Heumühlgasse und Pressgasse in den Wettbewerb aufgenommen. Hier gilt eine zusätzliche technische Rahmenbedingung: Auf dieser U-Bahn-Überplattung sind keine permanenten Bauten möglich, da im Notfall der Zugang zu den Gleisen gegeben sein muss.