Pandemie hat Psyche der Schüler geschädigt

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Die größte europäische Kinder- und Jugendgesundheitsstudie zeigt: Die psychische Verfassung der österreichischen Schüler hat sich durch Corona verschlechtert. Die Ergebnisse dienen dem Gesundheitsministerium als Grundlage für anstehende gesundheitspolitische Entscheidungen. 

Alle vier Jahre wird die HBSC-Studie in Kooperation mit der WHO von einem interdisziplinären Forschungsnetzwerk aus 51 Ländern und Regionen durchgeführt. Der Name steht für Health Behaviour in School-aged Children, zu deutsch: Gesundheitsverhalten von Kindern im Schulalter. In Österreich wird die Studie vom Gesundheitsressort beauftragt und vom Bildungsressort unterstützt.

Für die im Schuljahr 2021/22 durchgeführte Erhebung wurden Daten von 7.099 Schülern im Alter von 11 bis 17 Jahren aus allen Bundesländern ausgewertet. Rosemarie Felder-Puig, Gesundheitsexpertin an der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) fasst zusammen: „Die Ergebnisse bestätigen, was andere internationale und nationale Studien schon gezeigt haben: Die psychische Gesundheit der jungen Menschen hat sich während der Pandemie verschlechtert.“

Mädchen psychisch stärker angeschlagen 

Besonders fällt dieses Mal der Unterschied zwischen den Geschlechtern zu Ungunsten der Mädchen auf.  44 % der Schülerinnen und 25 % der Schüler sind häufig gereizt oder schlecht gelaunt, 30 % beziehungsweise 12 % häufig niedergeschlagen. Bei den aufgrund der Pandemie erstmals erhobenen Symptomen lauten die Ergebnisse: 29 % der Mädchen und 17 % der Burschen machen sich häufig Sorgen um ihre Zukunft und 29 % respektive  9 % haben häufig Angst. Das deckt sich mit den Ergebnissen des Frauengesundheitsberichts, der im Februar zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder präsentiert wurde. Demnach leiden Frauen häufiger an psychischen Erkrankungen als Männer. Bei Mädchen und jungen Frauen unter 20 Jahren sind diese mit 27 % sogar die häufigste Ursache für in Krankheit und in Beeinträchtigung verbrachte Lebensjahre.

Lebenszufriedenheit erfreulich hoch

Die gute Nachricht vorweg: 42 % der Schülerinnen und 65 %der Schüler sind mit ihren Lebensumständen sehr zufrieden. Allerdings sind auch satte 31 % der Mädchen und 19 % der Burschen mit ihrem Leben nicht sehr zufrieden, wobei es bei den Jüngsten keine Geschlechtsunterschiede gibt, diese aber mit zunehmendem Alter steigen.

Übergewicht trotz gesünderem Essen und Bewegung

Die Anzahl der Schüler mit Übergewicht oder Adipositas ist weiter gestiegen, und zwar bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen. So sind gemäß den (selbstgemachten) Angaben zu Gewicht und Körpergröße 17 % der Schülerinnen und 25 % der Schüler als übergewichtig oder gar adipös einzustufen. Und das, obwohl sie sich im Vergleich zur letzen Studie mehr bemühen, täglich Obst oder Gemüse zu essen und mehr Bewegung zu machen. Allerdings hat auch der Konsum von Süßigkeiten und Softdrinks und ebenso die Anzahl der Stunden, die am Handy verbracht werden, zugenommen.

Weniger Zigaretten, dafür andere Nikotinprodukte

Seit 2010 gibt es erfreulicherweise immer weniger  Schüler, die Zigaretten rauchen. Dafür finden andere Nikotinprodukte wie E-Zigaretten, Wasserpfeifen, Snus oder Nikotinsäckchen immer mehr Abnehmer. Von den befragten Mädchen und Burschen haben ungefähr die Hälfte bereits mindestens eines der abgefragten Produkte ausprobiert. Regelmäßig konsumieren jeweils etwa ein Drittel der Befragten mindestens eines dieser Erzeugnisse. Gesundheitsminister Rauch plädiert daher für eine rasche gesetzliche Regelung.Die Anzahl der Jugendlichen, die mindestens ein Mal wöchentlich Alkohol konsumieren, ist seit 2010 rückläufig. Im Vergleich zu 2018 gab es beim Konsum von Cannabis im Jahr 2022 aber eine Steigerung.

Impfempfehlungen werden großteils befolgt

Neu abgefragt wurde bei den älteren Schülern die Impfwilligkeit, nicht nur gegen Covid, sondern auch gegen andere Erkrankungen. Basierend auf den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden würden sich mehr als die Hälfte sicher und weitere 30% wahrscheinlich impfen lassen. Insgesamt ca. 30 % fühlen sich allerdings über Impfungen nicht gut informiert.

Maßnahmen für psychische Gesundheit

Das Gesundheitsministerium hat bereits vor einiger Zeit begonnen, Schwerpunkte auf Kinder- und Jugendgesundheit, insbesondere auf die psychische Gesundheit zu setzen: Das Projekt „Gesund aus der Krise“,  bei dem psychologische und psychotherapeutische Beratungen und Behandlungen kostenfrei in Anspruch genommen werden können, wurde auf 2023 verlängert. Speziell zur Unterstützung von sozial benachteiligten Mädchen und jungen Frauen gibt es seit Mai 2022 das überregionale Projekt „Selbstwert – Mädchen und junge Frauen stärken“.
Vom Bildungsministerium gibt es das „Pädagogische Sofortpaket“ zur Unterstützung von Schülern. Zusätzlich wurde die Plattform Wohlfühl-Pool geschaffen, welche Angebote zur Stärkung der psychosozialen Gesundheitskompetenz für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie deren Bezugspersonen umfasst.