Tag des Bieres: Das “revolutionäre” Wiener Lager

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Nicht nur das WIENER BEZIRKSBLATT ist Gut und Gelb, sondern auch Bier. Jenes hopfenhaltige Kaltgetränk, die alkoholhaltige Hopfenlimonade, beseelt seit Jahrtausenden Menschen auf der ganzen Welt. Jeden ersten Freitag im August wird seit 2007 der Tag des Bieres gefeiert. Grund genug sich dem Hopfentee zu widmen.

Das Wiener Lager – Revolution in der Biergeschichte

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Das hopfige Pils, hellgelbe Märzen oder bernsteinfarbene Lager – unzählige Brauarten verleihen dem goldenen Gerstensaft unterschiedlichen Geschmack, Klarheit und Farbtöne. Vor 180 Jahren revolutionierte Anton Dreher, Brauherr der Schwachater Brauerei, die Herrstellung des flüssigen Brotes. Er braute ein Untergäriges, das sich geschmacklich und farblich von den übrigen „Blonden“ dieser Art unterschied. Dies erreichte Dreher durch eine besondere Malzbehandlung und spezielle Kühlmethoden, die eine kalte Gärung und längere Lagerung ermöglichte.

Diese neue Art wurde fortan als „Wiener Lager“ bezeichnet. Der Begriff „Lager“ wurde bald in allen Kontinenten für viele Biertypen verwendet. Anton Dreher schlug auch als einer der ersten Brauherren eine wissenschaftliche Herangehensweise beim Brauprozess an. Anstatt Temperaturen im Prozess zu schätzen, nutzte er das Thermometer um kontrollierte Ergebnisse zu erhalten.

(C) Brau Union Österreich: Das Wiener Lager revolutionierte die Braugeschichte.

1860 führte der Schwechater bereits die größte Brauerei in Europa und exportierte seine malzigen Erzeugnisse bis in den Orient. Dreher gründete mehrere Tochtergesellschaften in der gesamten Habsburgermonachie, exportierte in alle Kontinente. Für den Export entwickelte die Brauerei erstmals Kühlwaggons und -container für den Zug- und Schiffsverkehr. Seit 2016 gibt es als Andenken an den großen Gründer aus der Schwechater Brauerei wieder ein Wiener Lager, dessen Rezeptur an das Original angelehnt ist.

Großer Bestandteil der heimischen Getränkekultur

Zwar ist aufgrund der geschlossenen Lokalen in der Pandemie der Pro-Kopf-Verbrauch des Gerstentees von 103,3 Liter (2019) auf rund 96,8 Liter (2020) gesunken, aber das Getränk ist weiterhin großer Bestandteil der österreichischen Getränkekultur.

Gabriella Maria Straka, Director Corporate Affairs & CSR der Brau Union Österreich, die seit über zehn Jahren mit ihrem Team den österreichischen Bierkulturbericht herausgibt, erklärt dazu: „Mehr als jeder zweite Österreicher (57 %) trinkt regelmäßig, also zumindest mehrmals pro Monat, Bier. Beim Konsum des beliebten Gerstensaftes gilt im Land schon lange die 3G-Regel – Bier steht für Genuss, Geschmack und Geselligkeit und ist beinahe für die gesamte österreichische Bevölkerung, 87 %, wichtig für die österreichische Getränkekultur.“

Revival des Lager

(C) Peter Rauchecker: Ein Prost auf die Braukunst feiert Braumeister Andreas Urban.

Obwohl die Regale mittlerweile von verschiedensten Sorten übergehen, kommen immer mehr Liebhaber wieder auf den Lagergeschmack. Knapp 60 Prozent greift zwar zum Märzen, aber über ein Drittel trinkt bereits am liebsten Lager und die Fans werden jährlich mehr.

Generell genießt man das Lager wieder häufiger, wie Braumeister und Präsident des Braumeisterbundes Andreas Urban weiß: „Es ist schön, dass sich nicht nur wir in Schwechat an der Geburtsstätte des Wiener Lagers, sondern auch andere österreichische Brauereien dieses schon fast vergessenen Biertyps erinnern – und die Bierlandschaft damit entscheidend belebt haben“.

Hans Steiner
Chefredakteur