Ulli Sima über ihr neues Ressort im neuen Jahr: „Mein Ziel: Raus aus dem Asphalt“

Verkehrsstadträtin statt Umweltstadträtin – der neue Job bringt neue ­Zuständigkeiten. Doch der Klimaschutz ist da wie dort wichtig. Also alles perfekt?

Sima: Es gibt viele Überschneidungen. Nun bin ich direkt für die Verkehrs­planung zuständig. Mein Grundsatz lautet: Nur mit ­attraktiven Öffis werden die Leute umsteigen und klimaschonend unterwegs sein. Ich will, dass die Wiener Linien zu einer integrativen Mobilitätsplattform werden, wo alles bestellt werden kann: Taxis, Roller, Autos, Fahrräder … Das soll zusammen­geführt werden. Mein zweiter wichtiger Schwerpunkt: Die ­Begrünung des öffent­lichen Raums mit mehr Grünflächen, mehr Pflanzen und mehr Aufenthaltsqualität.

Heißt: Das Ende des Zubetonierens ist eingeläutet?

Mein Motto ist „raus aus dem Beton“. Klar, dass es nicht immer geht, wir leben in einer Millionenstadt, wo es viele technische Einbauten unter der Erde gibt und somit Einschränkungen für Grün und Bäume. Aber: Ich will definitiv mehr Grün, mehr Natur, weniger Beton, das
ist die Zukunft. Ich bin jetzt dabei, gegenzusteuern und habe etliche Pläne meiner Vorgängerin umplanen lassen – wie etwa den Praterstern.

Die Radwege sind kein Schwerpunkt?

Natürlich auch, der Ausbau des Radwegenetzes wird ganz massiv vorangetrieben. Ein sehr heikles, ja emotionales Thema in den letzten Jahren!

Kann das so weitergehen?

Das Thema polarisiert sehr, vieles ist aufgebauscht worden. Ich setze auf ein Mitei­nander im Verkehr, will gemeinsam mit den Bezirken gute Lösungen finden. Hier braucht es keine Holzhammermethode, sondern gute Gespräche und gemeinsame Entscheidungen.

Das könnte in manchen ­Bezirken aber schwierig werden, oder?

Es wird schwie­rigere und leichtere Fälle geben. 80 % der Radwege gehen problemlos durch, über 20 % wird ­debattiert.
Wir werden in Kürze das Radwege-Paket 2021 vor­legen. Tatsache ist, dass viele Wiener ja praktisch jedes ­Verkehrsmittel benützen: Manchmal das Auto, manchmal das Rad und häufig die Öffis – und jeder Wiener geht ohnehin auch zu Fuß.

Die Parkraum-Bewirtschaftung ist ebenso heikel. Gibt es da schon einen Plan?

Im Regierungsübereinkommen ist festgelegt, dass wir bis zum Jahr 2022 ein neues Konzept umsetzen wollen. Die Gespräche mit den ­Bezirksvorstehern laufen längst, hier gilt es, viele ­verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen.

Die autofreie City wird wohl nicht kommen?

Tja, das war ein unüberlegter Schnellschuss meiner Vorgängerin, der viele Hoffnungen erzeugt hat, aber so nicht umgesetzt werden kann. Zumal die Wiener Polizei betont hat, dass sie die vielen Ausnahmen nicht kontrollieren könne. Das Projekt wird neu aufgesetzt – ich hatte ein sehr konstruk­tives Gespräch mit dem Bezirksvorsteher der Innenstadt. Und sage ganz klar: Wir stehen für Verkehrsberuhigung!

Wann kommt eigentlich die grüne Welle für die ­Autofahrer?

Hier stehen wir am ­Anfang. Leider ist es durch Corona nicht gelungen, einige deutsche Städte zu besuchen, die schon Pilotprojekte umsetzen. Das möchte ich möglichst bald nachholen und die besten Beispiele in Wien realisieren.

Welche Städte sind das?

Düsseldorf und Hamburg sind da am weitesten. In diesen Städten funktioniert die Digitalisierung der Ampelschaltungen bereits.

Die Märkte sind ja ressortmäßig mitgewandert. Was gibt es Neues?

Ich bin sehr froh, dass wir die Attraktivierung der Märkte fortsetzen können. Wir werden den Schlingermarkt in Floridsdorf weiter aufwerten und beim Naschmarkt planen wir eine Markthalle.

Nach Ottakring in die ­Thaliastraße. Was wird da genau passieren?

Die Bürgerbeteiligung ist ­abgeschlossen, es geht darum, die Einkaufsstraße für Bewohner und Geschäftsleute attraktiver zu machen. Geplant sind eine abschnittsweise Begegnungszone und Begrünungen, neue Bänke, ein Wasserspiel.

Gibt’s noch ein paar ­per­sönliche Freizeittipps für die WBB-Leser?

Ich gehe sehr gerne auf die Märkte. In meiner Freizeit fahre ich gern mit dem Radl, es zieht mich ans Wasser – oft auf die Donauinsel oder die Alte Donau. Ein Klassiker sind natürlich die Steinhofgründe und am Wochenende der Auer-Welsbach-Park.