Kommission zur Zukunft des Karl-Lueger-Denkmal

(C) Christopher Glanzl / #aufstehn

Karl-Lueger-Denkmal. Eine Expertenkommission der NGO #aufstehn hat Empfehlungen für die Stadt Wien mit dem Umgang des umstrittenen Karl-Lueger-Denkmals ausgearbeitet.

Auf einer Höhe von über 20 Meter schaut Karl Lueger von seinem Denkmal am Karl-Lueger-Platz im ersten Bezirk auf die Wienerinnen und Wiener herab. Karl Lueger war von 1897 bis 1910 Bürgermeister der Stadt Wien und bekennender Antisemit.

Karl Lueger spielte offen die Bevölkerung gegeneinander aus und nutzte auch seine antisemitischen Ansichten klar als populistisches Werkzeug in seiner politischen Agenda. Selbst Kaiser Franz Josef verhinderte öfters Luegers Ernennung als Wiener Bürgermeister aufgrund dessen tiefen Antisemitismus.

Dass gerade Lueger an prominenter Stelle im modernen und offenen Wien ein riesiges Ehrenmal hat, führte schon öfters zu vielen Diskussionen rund um den Umgang der Stadt mit ihrer Geschichte.

Eine Expertinnen- und Expertenkommission der zivilgesellschaftlichen Plattform #aufstehn hat unter der Projektleitung von Jasmin Chalendi Empfehlungen an die Stadt Wien ausgearbeitet. “Seit Jahrzehnten warten wir auf eine politische Lösung zum Dr.Karl-Lueger-Platz. Es ist höchste Zeit, in aller Deutlichkeit zu zeigen, dass Antisemitismus in unserer Stadt keinen Platz hat.“, betont Jasmin Chalendi.

Die Empfehlungen der Kommission

Die hochkarätige Kommission war besetzt mit Gabu Heindl (Architektin und Städteplanerin), Elke Krasny (Professorin für Kunst & Bildung an der Bildenden), Oliver Rathkol (Professor für Zeitgeschichte, Uni Wien), Florian Wenninger (Historiker), Mechtild Widrich (Kunstgeschichte) sowie Vertreterinnen der jüdischen österreichischen Hochschüler_innen. Die Kommission richtet sich mit den Empfehlungen zum Karl-Lueger-Denkmal direkt an die Stadt. In langen und breiten Diskussionen hat man sich auf vier Eckpunkte geeinigt:

  • Umgestaltung des Karl-Lueger Platz
  • Das Karl-Lueger-Denkmal muss seinen ehrenden Charakter verlieren und die Statue vom Sockel des Denkmals entfernt werden
  • Neubennung des Platz
  • Umgestaltung mit öffentlicher Ausschreibung und breitem Bürgerbeteiligungsprozess

Die gesamte Geschichte erzählen

Bei der Umgestaltung des Platzes und des Denkmals, soll es nicht um eine Tilgung der Stadt Geschichte gehen, so die Kommission. Sondern vielmehr um das Erzählen der gesamten Geschichte. So meinte auch Florian Wenninger, dass mit einer Umgestaltung des Denkmals nicht Geschichte aus den Geschichtsbüchern gestrichen wird. Vielmehr handle es sich bei Denkmälern um eine Repräsentation von Werten. Und Werte erfahren einen Wandel. So sei es legitim, nach über 100 Jahren einen Veränderungsprozess einzuleiten.

Hans Steiner
Chefredakteur