Baustart: Gewässerschutz für den gesamten Wienfluss

Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und die Bezirksvorsteher Silvia Jankovic, Markus Rumelhart, Wilfried Zankl, Friedrich Nikolaus Ebert, Michaela Schüchner und Dietmar Baurecht. © Stadt Wien / Martin Votava

Der Wiental Kanal wird um neun Kilometer von Margareten bis Hietzing verlängert. Das wird den Wienfluss vor Verschmutzung schützen und bei Starkregen entlasten. Mit der Fertigstellung ist bis 2027 zu rechnen.

Kürzlich übergaben Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, Gemeinderätin Angelika Pipal-Leixner und die Bezirksvorsteher von Margareten, Mariahilf, Meidling, Hietzing, Penzing und Rudolfsheim-Fünfhaus symbolisch eine Grubenlampe an das Bau-Team von Wien Kanal. Es war das Startzeichen für die Bauarbeiten an einem Jahrhundertprojekt: Der Wiental-Kanal wird unter dem Wienfluss um rund neun Kilometer verlängert. Es handelt sich dabei um das größte Kanalbauprojekt in der Geschichte von Wien Kanal.

Der Wiental Kanal ist ein unmittelbar unter dem Wienfluss verlaufender Speicherkanal © Wien Kanal

Der Abwassertunnel verläuft entlang von sechs Bezirken vom Ernst-Arnold-Park im Osten bis zum Skatepark Auhof im Westen Wiens. Mit der rund 270 Millionen Euro hohen Investition wird die Wasserqualität im Wienfluss verbessert und das Kanalnetz bei Starkregen entlastet. Zusätzlich wird die Möglichkeit geschaffen, die bestehenden Kanäle entlang des Wienflusses effizient und sicher zu sanieren.

„ Mit dem Wiental-Kanal schützen wir in Zukunft den Wienfluss vor Verschmutzung bei starkem Regen. Das ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Gewässerschutz, sondern auch für die Lebensqualität und die Sicherheit der Wienerinnen und Wiener, die entlang des Wienflusses leben“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

Die Arbeiten starten am 4. März 2024 am Gaudenzdorfer Gürtel. Dort befindet sich für die nächsten vier Jahre das Zentrum des Baugeschehens. Parallel dazu wird in den kommenden Wochen mit Vorbereitungsarbeiten zum Tunnelbau im Bereich der Baumgartenbrücke gestartet.

Nach Fertigstellung des Tunnels wird der neue Kanal an 43 Stellen an das bestehende Kanalnetz angeschlossen. Mit Jahresende 2027 werden die Bauarbeiten abgeschlossen, 2028 der Kanal in Betrieb genommen.

Mit dem Startschuss für den Vollausbau des Wiental-Kanals wird eine weitere Maßnahme aus dem Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition und des Wiener Klimafahrplans umgesetzt. 

Startschacht am Gaudenzdorfer Gürtel

Um die Auswirkungen durch das Großprojekt für die Wiener so gering wie möglich zu halten, finden die Bauarbeiten hauptsächlich im Untergrund statt. Der fast neun Kilometer lange Kanal wird als Tunnelröhre mit einem Außendurchmesser von fast vier Meter gebohrt und einem Innendurchmesser von drei Meter ausgebaut. Er liegt tiefer als der Wienfluss und verläuft größtenteils entlang der linken Wienflussmauer.

Dreh- und Angelpunkt für alle Aktivitäten des Tunnelbaues ist die 12.000 Quadratmeter große Fläche zwischen den beiden Gürtelfahrbahnen an der Grenze zwischen 5., 6., 12. und 15. Bezirk.

„Durch die Größe und verkehrsgünstige Lage ist sie der ideale Logistik-Hub für die Anlieferung der Maschinen- und Tunnelteile sowie der Ablieferung des Bohrmaterials. Insgesamt 42.800 Tunnelbausteine und 140.000 Kubikmeter Erdmaterial werden hier umgeschlagen, wechseln vom LKW zur Tunnelbohrmaschine und umgekehrt.“, erklärt Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer die strategische Bedeutung dieser Fläche.

Zunächst wird der rund 150 Quadratmeter große und 15 Meter tiefe Startschacht am Gaudenzdorfer Gürtel mit zwei Startröhren errichtet. Dort wird im Frühjahr 2025 eine 135 Meter lange Tunnelbohrmaschine in Einzelteilen eingebracht und zusammengebaut. Der riesige Bohrer nimmt dann die Arbeit Richtung Westen auf, bis er sein Ziel im Sommer 2026 im Skatepark Auhof im 13. Bezirk erreicht. Dort wird die Maschine zerlegt und wieder zum Startschacht zurücktransportiert. Wieder zusammengebaut geht es dann in die entgegengesetzte Richtung bis zum Anschluss an den bestehenden Wiental-Kanal im Ernst-Arnold-Park im 5. Bezirk.

Stimmen aus den Bezirken

„Der Vollausbau des Wientalkanals ist ein wichtiges Zukunftsprojekt für Wien. Die umfassende Information über den Ausbau des Wientalkanals wird wesentlich dazu beitragen, dass die Anrainer und die lokalen Unternehmer das Projekt mittragen. Es ist unser gemeinsames Anliegen, die Verlängerung so rasch und effizient wie möglich umzusetzen“, betont Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic.

„Eine konventionelle Baustelle in offener Bauweise würde ein Vielfaches an Belastungen für die Bevölkerung auslösen. Mit der gewählten Tunnelbauweise hat die Stadt Wien einen innovativen Weg gewählt, der den Wienern viel Zeit und Lärm ersparen wird. Trotzdem wird es Baustellen auch an der Oberfläche geben und es braucht eine besonders gute Koordination und Kooperation. Es war mir daher wichtig, dass die Bezirke frühzeitig eingebunden werden“, sagt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart.

Großes Augenmerk wird auf die klimagerechte Instandsetzung der benötigten Oberflächen gelegt. Dort wo aufgegraben wird, soll der Bestand verbessert werden. Die Gestaltung wird mit Einbindung der Bürger geplant.

Der größte Kanalbau der Wiener Geschichte beginnt in Meidling – BV Wilfried Zankl und Stellvertreterin Barbara Marx © BV12 Schinagl

„In Wien können wir sehr stolz sein auf unsere tolle Infrastruktur! Das kommt nicht von ungefähr, sondern liegt an langfristigen, gut durchdachten Bauprojekten wie hier beim Wiental Kanal. Als Techniker bin ich besonders froh, dass künftig auch ein Infocenter umfassend zum Projekt informieren wird“, betont Bezirksvorsteher Wilfried Zankl.

Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und Hietzings BV Nikolaus Ebert (v.l.) © BV Hietzing

„Ein angenehmer Aufenthalt direkt am Wasser für Erholungssuchende und für Benützer des Wiental-Radwegs wird auch in Zukunft noch sicherer möglich sein. Durch den Wiental-Kanal wird Hochwasser- und Umweltschutz auf höchstem Niveau gewährleistet und die Stadt ist somit auch für Starkregenereignisse entlang der Wien gut gerüstet”, betont Bezirksvorsteher Friedrich Nikolaus Ebert.

Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner ergänzt: „Der Wienfluss ist ein beliebtes Erholungs- und Freizeitgebiet für die Bewohner*innen der angrenzenden Bezirke. Ich freue mich, dass mit dem Wiental Kanal ein Großprojekt in Angriff genommen wird, um den Wienfluss langfristig zu schützen. Damit werden die Voraussetzungen für weitere Schritte der lebenswerteren Gestaltung des Wientals geschaffen.“

„Der Wiental-Kanal wird einen sehr wichtigen Beitrag zum Gewässer- und Umweltschutz leisten. Es wurde großer Wert daraufgelegt, möglichst wenig aufgraben zu müssen. Dort, wo es sich nicht verhindern lässt, werden wir gemeinsam mit der Stadt darauf schauen, dass die Oberflächen klimagerechter und noch lebenswerter gestaltet werden“, so Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht. 

Unter diesem Link findet man ein Erklär-Video zum Wiental-Kanal-Projekt: https://www.wien.gv.at/video/3371/Wiental-Kanal-Vollausbau