130 Jahre Ottakring bedeuten auch 130 Jahre Spannung, Schicksale und Entwicklungen. Den letzten Abschnitt hat Bezirksvorsteher Franz Prokop geprägt. Wir baten ihn zum Interview.
WIENER BEZIRKSBLATT: Was bedeutet das große Bezirksjubiläum für Sie persönlich?
Franz Prokop: Dazu fällt mir folgendes Sprichwort ein: Sag mir, woher du kommst – und ich sage dir, wer du bist. Ottakring ist seit jeher ein Arbeiterbezirk mit viel Solidarität und einer spannenden Mischung. Ein bisschen ein Schmelztiegel wie das große New York – außerdem schläft auch unser Ottakring nie.
Stimmt, es ist immer viel los. Manchmal zu viel?
Nein, Stillstand bedeutet Rückschritt. In allen Bezirksvorsteherperioden seit 2005 hatte ich konkrete Projekte, die ich umsetzen wollte. War das zu Beginn die Sanierung des Brunnenmarktes, so folgten Ottakringer Straße, Koppstraße, Wattgasse, Neulerchenfelder Straße und jetzt die Thaliastraße. Die ja noch länger läuft.
Woher kommt der große Sanierungsantrieb?
Ich sehe es als meine Aufgabe, das Leben der Bürger besser zu machen – und nicht nur zu verwalten. Ich will Ottakring als spannenden, freundlichen, offenen und lebenswerten Bezirk erhalten und ausbauen. Die große Modernisierung hat ja schon unter meinem Vor-Vorgänger Alfred Barton begonnen. Erni Graßberger, mit der ich immer eng zusammengearbeitet habe, hat das konsequent fortgesetzt und an mich übergeben.
Was soll einmal über Franz Prokop geschrieben stehen?
Dass er sich stets bemüht hat, dass er Spuren hinterlassen und Projekte initiiert hat. Und dass er gerne mit den Ottakringern gefeiert hat. Man muss nämlich auch das Leben genießen können, daher die vielen Feste in unserem Bezirk.
Sie sind bekannt dafür, dass Sie gerne durch den Bezirk schlendern, um mit den Menschen direkt zu reden. Ist das nicht manchmal schwierig?
Nein, ich will die Meinung der Leute wissen – aber nicht über soziale Medien, andere Kanäle oder Zeitungen, sondern schon persönlich. Da klingt manches ganz anders und lässt für mich auch klare Rückschlüsse zu. Dazu kommt, dass ich selten unfreundliche Bürger erlebe.
Gibt es noch Projekte, die Sie in den nächsten Jahren umsetzen wollen?
Absolut. Aufgrund der Klimakrise müssen wir mehr Bäume pflanzen und mehr Schatten schaffen. Außerdem wollen wir in Sachen Solidarität einen Zahn zulegen – die letzten Krisen zeigen uns ja, dass Mitmenschlichkeit kein Selbstläufer ist.
Aber ist Ottakring nicht sehr sozial?
Schon, darauf sind wir auch stolz. Aber man muss die Augen offenhalten – und falsche Entwicklungen im Keim ersticken. Damit schützen wir unsere Bewohner und ihre Kinder.
Das Interview führte Hans Steiner.