Beim Online-Dating werden ständig neue Trends ausgerufen. Einer der ganz aktuellen ist das Fizzling, bei dem ein Kontakt schrittweise durch immer seltener werdende Nachrichten beendet wird.
Der Psychologe und Dating-Experte Guido F. Gebauer hat eine Untersuchung über das Phänomen durchgeführt. Er befragte 1817 Mitglieder der Online-Partnerbörse Gleichklang, die auf der Suche nach einem Partner waren, und stellte ihnen folgende Frage: „Haben Sie jemals einen bestehenden Kontakt schrittweise beendet, indem Sie sich immer seltener gemeldet oder immer seltener geantwortet haben?“ 32 % der Befragten bejahten diese Frage.
Unsicherheit als Hauptgrund
Die Befragten im Alter von 18 bis 82 Jahren wurden ebenfalls nach ihren möglichen Gründen befragt. Dies sind die Ergebnisse – da mehrere Gründe angegeben werden konnten, addieren sich die Zahlen nicht auf 100 %:
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82 % der Befragten gaben an, dass sie sich unsicher gewesen seien, ob sie den Kontakt fortsetzen wollten.
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60 % wollten dem Kontakt weiterhin eine Chance zu geben.
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43 % gaben Bequemlichkeit als Grund an, warum sie sich seltener meldeten.
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18 % berichteten, die andere Person habe sich unangemessen verhalten.
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Lediglich 2 Befragte wollten sich durch die schrittweise Reduktion der Kontaktfrequenz rächen.
Normale Art des Umgangs
Gebauer zieht folgende Schlussfolgerung: “Beim Fizzling handelt es sich in erster Linie um Unsicherheit in Bezug auf einen Kontakt, weshalb sich Personen seltener melden. Sie beenden den Kontakt jedoch nicht vollständig, da sie noch eine Resthoffnung haben, dass sich die Beziehung doch noch positiv entwickeln könnte.” Er betrachtet dieses Phänomen nicht als neuen Dating-Trend, sondern als normales und bewährtes menschliches Verhalten. Er erklärt: “Wenn wir einen positiven Eindruck von jemandem haben, suchen wir oft und intensiv den Kontakt zu dieser Person. Doch wenn wir gemischte oder negative Gefühle gegenüber einem Kontakt haben, brechen wir ihn ab oder führen ihn mit geringerer Intensität fort. Dadurch geben wir uns die Möglichkeit, unsere Wahrnehmung später zu korrigieren und den Kontakt wieder zu vertiefen.”
Bequemlichkeit kein guter Grund
Kritisch bewertet Gebauer aber die von 43 % der Befragten benannte Bequemlichkeit als einen weiteren Grund für Fizzling: “Um Erfolg bei der Online-Partnersuche zu haben, ist es vor allem wichtig, die Suche aktiv voranzutreiben. Dazu gehört es, zeitnah zu antworten. Personen, die sich aus Bequemlichkeit seltener melden und auf Antworten verzögern, laufen Gefahr, ihre Chancen auf eine Beziehung zu verpassen.”
Keine Endgültigkeit wie beim Ghosting
Gebauer widerspricht der Aussage, dass Fizzling das neue Ghosting sei. Ghosting, ein unbegründeter und plötzlicher Kontaktabbruch, mache es unmöglich, die Beziehung zwischen den Beteiligten zu klären. Diejenigen, die geghostet werden, bleiben oft ratlos oder sogar verzweifelt zurück. Im Gegensatz dazu bestehe beim Fizzling weiterhin die Möglichkeit für beide Seiten, die Zukunft der Beziehung in einem neuen Licht zu betrachten und sich für die Beziehung zu entscheiden. Wenn der Kontakt dennoch einschläft, bedeutet dies in der Regel, dass die Beteiligten tatsächlich keine Beziehung miteinander möchten.