Alexander Wrabetz im WIENER-BEZIRKSBLATT-TV-INTERVIEW

Der ORF-General ist im 19. Bezirk aufgewachsen, die Mutter war Chirurgin, der Vater Anwalt: „Ein Akademikerhaushalt, aber im Gemeindebau“, so Wrabetz über sein Elternhaus. Seit 15 Jahren ist Alexander Wrabetz (61) ORF-Boss. Wie es weitergeht, was er plant und womit er zufrieden ist, sagt er im WBB-TV-Interview.

Paul Tesarek: Warum die vierte Kandidatur zum General­direktor? Ist keine Amtsmüdigkeit zu spüren?

Alexander Wrabetz: Der Job ist eine der schönsten Aufgaben im Land. Der ORF steht vor herausfordernden Zeiten: Wir bauen einen neuen Standort am Küniglberg, es tritt eine neue Generation von Programmmachern an und es entsteht eine neue digitale Plattformwelt. All das sind Dinge, die ich umsetzen will.

Aber ist so ein 24-Stunden-Job nicht hart? Man ist ja sehr in der Auslage.

Ja, 24 Stunden lang kann immer was passieren. Wenn alles gutgeht, werden der ORF und seine Mitarbeiter gelobt. Wenn etwas schiefgeht, dann bin ich schuld. Aber in 15 Jahren gewöhnt man sich daran.

Also ein dickes Fell?

Früher überhaupt nicht, ich hatte schlaflose Nächte bei ungerechtfertigter Kritik. Jetzt nicht mehr, man muss lernen, damit umzugehen.

Es gibt aber immer wieder Gerüchte um eine Ablöse.

Bei so einem Beruf ist nicht alles planbar, die Zukunft hängt von vielen Faktoren ab. Hoffentlich wird bei der Wahl beurteilt, ob ich es gut gemacht habe. Aber es können auch andere Argumente ­mitspielen. Am Ende muss ich mir nichts mehr beweisen.

War der Live­stream über die Tagung der Jungen ÖVP schon ein politisches Wahlkampf-Signal?

Klar ist: Entscheidungen müssen nach journalistischen Grundsätzen getroffen werden. Der Stream in der ORF-TVthek war aus meiner Sicht verunglückt, ist aber keinem großen Plan gefolgt. Nur 57 haben überhaupt zugeschaut.

Kommt es oft vor, zu einem Politiker Nein zu sagen?

Schon oft, manchmal sag ich nur: „Danke für die Information, aber schau ma mal …“

Wie sind GIS-Gebühren noch zu rechtfertigen?

Dass Qualität Geld kostet, ist vielen klar. Und wir bieten ja weit mehr als die Streaming-Dienste – wir sind verlässlich 24 Stunden da und bieten per Knopfdruck die Information. Junge Menschen müssen wir aber noch mehr überzeugen.