Alsergrund: Bezirksvorsteherin Saya Ahmad im Interview

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Seit etwas mehr als zwei Jahren ist Saya Ahmad Bezirksvorsteherin am Alsergrund. Die im Irak geborene Kurdin ist 1991 mit ihrer Familie nach Österreich geflüchtet und 2018
zur ersten Bezirkschefin mit Migrationsgeschichte angelobt worden. Am 11. Oktober muss sie sich ihrer ersten Wahl im Bezirk stellen. Anlass genug, um zu fragen, was sie aus den letzten zwei Jahren mitnimmt, welche Themen ihr besonders am Herzen liegen und was sie in Zukunft noch umsetzen will.

Frau Ahmad, Sie sind nun seit zwei Jahren die, wie Sie es oft nennen, Bezirksbürgermeisterin vom Alsergrund. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Viel! Aber was ich auf jeden Fall in den letzten zwei Jahren gelernt habe: Es gibt nie eine Lösung, die alle uneingeschränkt glücklich macht. ­Offene Gespräche helfen
aber immer, sich daran anzunähern. Im Grunde geht es am Ende darum, dass wir gemeinsam unseren Bezirk gestalten. Was mir dabei ganz wichtig ist, ist, dass unsere Entscheidungen nicht davon abhängen, ­welche Lobby am lautesten schreit. Denn wenn wir ­genauer hinschauen, sehen wir, dass niemand nur ein ­Anliegen oder ein Ziel hat.
Ich sehe es als meine persön­liche Aufgabe, Wege zu finden, wie diese Vielfalt gelebt werden kann.

Ein Thema, das gerade im innerstädtischen Raum immer wichtiger wird, ist leistbarer Wohnraum. Was kann auf Bezirksebene getan werden, um hier für Verbesserungen zu sorgen?

Neben steigenden Mieten am privaten Markt erhöhen vor allem Plattformen wie Airbnb den Druck bei der Wohnungssuche. Was wir jedenfalls dabei brauchen, sind klare Regeln, um zu verhindern, dass ganze Häuser aus dem Wohnungsmarkt genommen und dann ­illegal vermietet werden. Mir persönlich geht es aber auch um ganz konkrete Angebote, wie den Ausbau der Wohn­beratung im Bezirk, um Bewohner*innen bei der Wohnungsfrage zu unterstützen. Denn häufig geht es dabei um kleinere Probleme, die sehr schnell mit Expertinnen und Experten gelöst werden können.

Der Alsergrund gilt schon lange als Bildungsbezirk. Was wird aktuell getan, um das auch in Zukunft noch zu sein?

Kinder sind unsere Zukunft! Deshalb ist es meiner Meinung nach das Wichtigste, allen Kindern dieselben Möglichkeiten zu geben, damit sie sich entwickeln und entfalten können. Wir leben gerade in einer Zeit, in der die Bundesregierung sehr stark daran ­arbeitet, das Trennende in den Vordergrund zu rücken. Umso entscheidender ist es, das ­Gemeinsame zu stärken und für Chancengerechtigkeit einzustehen. Im Neunten konnten dazu schon einige Projekte umgesetzt werden: eine neue Ganztagsschule in der Hahngasse, die Sanierung des Spielplatzes im Votivpark und als besonderes Herzensanliegen die gemeinsame Planung, Gestaltung und Umsetzung des Skateparks im Arne-­Carlsson-Park mit unseren ­Jugendlichen.

Am 11. Oktober entscheidet sich, ob Sie Ihre Arbeit auch in den kommenden fünf Jahren fortsetzen werden. Welche Projekte haben Sie für die Zukunft geplant?

(Lacht.) Meine Liste mit allen Wunsch-Projekten ist lang und wird ständig länger! Einige davon schicken wir gerade noch auf den Weg, wie den neuen Wasserspielplatz im Lichtentalerpark, die Sanierung der Stiegen beim Siemens-Nixdorf-Steg oder auch die Fortsetzung der Schulsanierungsoffensive. Es gibt aber auch schon eine längere Liste mit neuen Ideen wie dem Bau von Donaukanal-Terrassen, der Schaffung einer Alsergrunder Sommerbühne oder der Neugestaltung des Julius-Tandler-Platzes. Was mir die letzten zwei Jahre aber definitiv gezeigt haben, ist, dass es gut ist, offen zu bleiben für Projekte, die sich ganz spontan ergeben. Denn genau das passiert, wenn ­gemeinsam gearbeitet wird.