Die Herabstufung des Schutzstatus bedeutet für den Wolf das Todesurteil. Mit der Wiedererlaubnis zur Bejagung des Raubtieres warnen Tierschutzorganisationen wie Tierschutz Austria und der WWF vor einem gefährlichen Dominoeffekt, der die gesamte europäische Naturschutzpolitik destabilisieren könnte.
Der Wolf ist ein natürlicher Feind zahlreicher Tierarten. Wird er zum Abschuss freigegeben, fällt eine essentielle Komponente der natürlichen Nahrungskette weg. Wölfe sind in der Lage, schwache und kranke Tiere zu erkennen und können somit zur Eindämmung von Krankheiten unter Wildtieren beitragen.
„Wölfe sind heimische Wildtiere und Beutegreifer, die einen natürlichen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Sie verhindern die Ausbreitung von Krankheiten und stärken im Idealfall auch wichtige Schutzwälder, indem sie übermäßige Wildbestände reduzieren“, erklärt WWF-Biologe Christian Pichler.
Das Märchen vom bösen Wolf
„Das Problem mit dem Wolf geht weit über Risse von Tieren hinaus, denn der Wolf verliert zunehmend die Scheu vor dem Menschen. Als politisch Verantwortliche dürfen wir nicht zulassen, dass es zu Wolfsangriffen kommt. Deshalb setze ich mich seit Jahren für eine Senkung des Schutzstatus ein“, so Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
Um die Änderung zu begründen, wird die Realität und die Gefahr, die von Wölfen ausgeht, stark übertrieben dargestellt.
Eine Studie von Bombieri et al. aus dem Jahr 2023 zu weltweiten Unfällen mit großen Beutegreifern zeigt: Während einer 70-jährigen Untersuchungsperiode gab es in ganz Europa keinen einzigen tödlichen Wolfsunfall. In den wenigen Fällen, in denen Menschen in Europa oder Nordamerika durch Wölfe verletzt wurden (insgesamt 25 Fälle), waren nahezu ausschließlich angefütterte und manchmal in die Enge getriebene Wölfe beteiligt. Hier mehr erfahren.
Momentaner Stand
Nach aktuellen Daten der Bundesländer, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie ausgewertet wurden, sind im vergangenen Jahr 104 Wölfe in Österreich nachgewiesen worden. Davon verteilen sich etwa 18 Welpen auf insgesamt sechs Rudel im Bundesgebiet. Zwei Rudel erstrecken ihr Territorium teilweise auf tschechisches Staatsgebiet. Bei den meisten adulten Wölfen handelt es sich höchstwahrscheinlich um Durchzügler.
Mehr Informationen finden Sie hier: Wolf-Verbreitung in Österreich.
Herdeschutz statt Abschuss
Eine Herdenschutz-Offensive wäre eine sinnvolle Alternative zum Abschuss. Wölfe unterscheiden nicht zwischen „Nutz-“ und „Wildtieren“, was viele Landwirt:innen um den Schutz ihrer Herden besorgt. Mangelnde Schutzmaßnahmen führen häufig zum Tod von Schafen und Ziegen. Hier ist eine Herdenschutz-Offensive dringend notwendig.