Der Bund erhöht die Förderung für die 24-Stunden-Betreuung rückwirkend ab 1. Jänner um monatlich 90 Euro. Viel zu wenig, finden Sozialorganisationen und fordern eine Valorisierung der Förderung sowie der derzeitigen Einkommensgrenze.
„Mit dieser Maßnahme zur erhöhten Förderung für die 24-Stunden-Betreuung wird die Pflegereform nun fortgesetzt“, freute sich Sozialminister Johannes Rauch nach dem Beschluss der Erhöhung. Statt 550 Euro gibt es jetzt somit 640 Euro monatlich. Bei Caritas, Hilfswerk und Maltesern löst diese erstmalige Aufstockung der Betreuungsförderung seit 15 Jahren allerdings keine Begeisterung aus. „Das ist ein kleines Pflaster auf eine Wunde, die immer größer wird“, attestiert Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas. Ein Plus von 90 Euro bei einem realen Wertverlust von etwa 250 Euro sei inakzeptabel, so Parr. Sie fordert eine bundesweite Erhöhung der Förderung, um zumindest den inflationsbedingten Wertverlust der letzten Jahre aufzufangen. Zudem bräuchte es eine Valorisierungsautomatik für die Zukunft.
Einkommensgrenze soll angehoben werden
Gemeinsam mit Hilfswerk und Malteser Care richtet die Caritas einen dringenden Appell an die Politik und legt Vorschläge zur Verbesserung der Situation auf den Tisch. Die geforderten Maßnahmen umfassen unter anderem eine Anhebung der Förderung auf monatlich 800 Euro sowie eine Valorisierung der Einkommensgrenze für diese Unterstützung auf 3.500 Euro (derzeit 2.500). Außerdem soll es einen so genannten Fairnessbonus geben, eine Zusatzförderung, die an die Honoraruntergrenze gebunden ist.
„System kollabiert in zwei Jahren!“
Für Malteser Care-Geschäftsführer Helmut Lutz ist die 24-Stunden-Betreuung als dritte Säule neben mobiler und stationärer Pflege alternativlos. „Es wäre unmöglich, die rund 30.000 Menschen, die diese Betreuung derzeit in Anspruch nehmen, anders zu versorgen“, sagt Lutz. Da die Kosten eines Platzes im Pflegeheim jene der 24-Stunden-Betreuung in jedem Falle weit übersteigen würden, wäre es unverständlich, dass diese derart schlecht gefördert werde. Er warnte auch vor einer Abwanderung der (meist osteuropäischen) Fachkräfte in lukrativere Länder. „Allein in Wien haben im letzten Quartal 500 Pfleger aufgehört“, rechnet er. Lutz prognostiziert, dass das System in zwei Jahren kollabiert und warnt vor einer „Pflegekatastrophe“. „Insgesamt ist die Zahl der Betreuer in den letzten drei Jahren schon von 63.000 auf 59.000 gesunken“, berichtet Elisabeth Anselm vom Hilfswerk Österreich dazu.
Seniorenbund fordert Verdopplung
Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec unterstützt den heutigen Appell der Hilfsorganisationen und fordert sogar eine Verdoppelung der alten Förderung: „Für eine echte Unterstützung pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen muss die Zahlung von 550 Euro auf 1100 Euro angehoben werden“. Sie fordert Gesundheitsminister Rauch daher auf, die Verhandlungen zur Pflegereform umgehend wieder aufzunehmen.