Geschichte & Zukunft: Schwendermarkt, quo vadis?

(C) Diesner: Der Schwendermarkt gilt als einer der ältesten Straßenmärkte Wiens, ist 1833 entstanden. Doch wirklich gut funktioniert er nicht.
(C) Diesner: Der Schwendermarkt gilt als einer der ältesten Straßenmärkte Wiens, ist 1833 entstanden. Doch wirklich gut funktioniert er nicht.

Der 190-Jährige Marktplatz hat eine komplizierte Geschichte und Zukunft. Es gab Sanierungen, Ideen, allerlei Initiativen – doch so richtig blühend ist der Schwendermarkt nie geworden. Dabei ist es ohne ihn angesichts der 190 Jahre auch nicht wirklich denkbar.

Es ist mehr als zehn Jahre her, als der damalige Bezirksvorsteher dem Wiener Bezirksblatt seine Schwendermarkt-Pläne erzählte. Er müsse „attraktiver“ werden, die Menschen mehr zum Einkaufen reizen. Ein Bezirksrat werde extra dafür abgestellt. Und hatte gute Ideen: eine neue Lackierung, eine eigene „Pinkelwand“, ein schönerer Abgang. Erledigt. Auch Marktstadträtin Ulli Sima nahm sich des Markts an. Und ließ 2021 eine 30-Meter-Infotafel aufstellen. Zudem wurde die Bim-Station mit dem Wort „Schwendermarkt“ ergänzt. Auch gut.

Es brummt nicht

Trotz all der ernsthaften Bemühungen läuft der Markt nicht wie gewünscht. Er „brummt“ nicht wie der Brunnenmarkt, der Meiselmarkt oder der Kutschkermarkt, um nur einige im Westen zu nennen. Es holpert. Und ein durchaus beliebter Gastronom hat sich Ende des Vorjahrs komplett zurückgezogen – auch kein gutes Zeichen.

Mehrere Ideen

Wie soll es also weitergehen? In der jüngsten Bezirksvertretungssitzung war von einer Bürgerbefragung die Rede, um zu erfahren, was die Anrainer wirklich wollen. Okay. Wirtschaftsvertreter André Stolzlechner hielt vor einiger Zeit beim Wiener Bezirksblatt-Lokalaugenschein „die Einführung eines Bauernmarkts“ für überlegenswert.

Denn: „Wenn wir schon den Schwendermarkt haben, sollten so viele Standler wie möglich hier ihre Waren anbieten!“ Bezirkschef Dietmar Baurecht wiederum hält sich aktuell mit Ideen noch zurück: „Wir überlegen einiges und arbeiten daran, die Gesamtsituation zu verbessern.“ Offenbar möchte er nicht, dass es mit dem „Fleckerlteppich“ weitergeht, dass eine Menge Geld investiert wird und am Ende wenig herausschaut.

Zusperren?

Spricht man mit Menschen auf der Straße, dann wäre auch ein „Zusperren des Markts wegen Sinnlosigkeit“ möglich. Das scheint in der Realpolitik nicht denkbar, zumal es auf Wunsch von Stadträtin Sima wienweit den umgekehrten Effekt gibt: Neue Wochenmärkte werden ein geführt – wie der Penzinger Matznermarkt jeden Donnerstag oder der Hernalser Alszeilenmarkt jeden Samstag. Und der Trend zum Einkaufen an der frischen Luft funktioniert ja offenbar.

Historisch

Nur auf dem Schwendermarkt nicht? Die Frage ist nicht abschließend zu beantworten. Jedenfalls darf sich das Gebiet zwischen Mariahilfer Straße, Dadlergasse und Schwendergasse rühmen, einer der ältesten Märkte zu sein. Er entstand im Jahr 1833 und wurde als reiner Fischmarkt bekannt. Heute ist der Branchen-Mix der rund 20 Standler vielfältiger. Geöffnet ist er von Montag bis Samstag von 6 bis 21 Uhr. Und – Hand aufs Herz – alle hoffen, dass es noch länger so bleibt.