Streik in der Notaufnahme der Klinik Ottakring

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Das Streikkomitee gab bekannt, dass es in der Zentralen Notaufnahme der Klinik Ottakring, vormals Wilhelminenspital, am Freitag, dem 30. Juni, zwischen 10 und 11 Uhr zu einem Warnstreik des ärztlichen Personals  kommen wird.

„Wir rufen alle Wiener zur Solidarität mit dem Warnstreik auf“, so Severin Ehrengruber, Sprecher des Streikkomitees. „Es geht hier nicht nur um unsere Arbeitsbedingungen. Personalmangel im Spital gefährdet auch Menschenleben“, führt er aus. Der Bericht der Patientenanwaltschaft objektiviere seiner Meinung nach die Befürchtungen des ärztlichen Personals der Zentralen Notaufnahme (ZNA) der Klinik Ottakring.

Die Forderungen

Um ihrem Versorgungsauftrag für die Wiener Bevölkerung weiter vollumfänglich nachkommen zu können, fordern die Ärzte der ZNA mindestens 20 Prozent mehr ärztliches Personal für die Abteilung, eine deutliche Anhebung der ZNA-Zulage, eine faire Verteilung der Rettungszufahrten auf alle Notaufnahmen Wiens und zeitgemäße Ausstattung mit kritischer Infrastruktur.

Streik nicht notwendig?

Dr. Peter Gläser, Ärztlicher Direktor der Klinik Ottakring: „Ein Faktencheck, den wir im Hause in den vergangenen Tagen durchgeführt haben, stimmt mich zuversichtlich, dass eine Arbeitsniederlegung noch immer abgewendet werden kann. Ein Teil der formulierten Forderungen ist nämlich bereits erfüllt bzw. entsprechende Maßnahmen sind oder werden eingeleitet. Wenn alle Beteiligten guten Willens sind, dann ist also die geplante Aktion nicht notwendig. Darauf hoffe ich im Sinne der Versorgung unserer Patienten.“

„Faktencheck geht an Forderungen vorbei“

Der vom Wiener Gesundheitsverbund (WiGev) kürzlich veröffentlichte so genannte „Faktencheck“ gehe an ihren Forderungen vorbei, meint Severin Ehrengruber. „Offensichtlich wurden unsere Anliegen nicht genau gelesen. Wir wollen eine Anhebung der Dienstposten. Auch eine Anhebung der Pflegedienstposten wäre dringend notwendig, da diese derzeit viel zu niedrig angesetzt sind. Auf die geforderte Anhebung der Zulage, um attraktiv für neues Personal zu sein, wird gar nicht eingegangen“, bekräftigt auch Aglaia Kotal, 2. Sprecherin des Streikkomitees.

Laufende Gespräche mit Klinik-Direktor

Grundsätzlich sei es begrüßenswert, dass nun versucht werde, auf die Forderungen medial per „Faktencheck“ einzugehen. Auch gäbe es laufend Gespräche mit dem Primar der Abteilung und dem ärztlichen Direktor der Klinik. „Die einzigen, die nicht mit uns reden, sind die Generaldirektion des WiGev und die Stadt Wien, an die sich unsere Forderungen eigentlich richten“, so Ehrengruber.

„Haben auf Missstände hingewiesen“

„Mehrmals haben wir als Team auf die Missstände, Benachteiligungen und Hürden hingewiesen, die uns ein gesundes, nachhaltiges und patientenorientiertes Arbeiten in einem der wichtigsten Bereiche des Gesundheitssystems erschweren. Bis heute hat keine maßgebliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen stattgefunden“, erklärt Kotal die Beweggründe für den Warnstreik.

Rettungssperre für Streikdauer beantragt

„Wir hoffen noch immer auf ein schriftliches Angebot seitens der Generaldirektion des WiGev oder der Stadt Wien. Sollte dies nicht passieren, möchten wir schon jetzt ganz Wien dazu einladen, am 30. Juni um 10 Uhr vor der Klinik Ottakring gemeinsam mit uns ein lautes Zeichen gegen den Gesundheitsnotstand in den Wiener Spitälern zu setzen“, so Kotal und Ehrengruber unisono. Für die Dauer des Warnstreiks wird eine Rettungssperre für die Klinik Ottakring beantragt. „Es ist jedenfalls dafür Sorge getragen, dass die Akut- und Notfallversorgung während der Dauer des Warnstreiks sichergestellt ist“, hält Kotal fest.

Appell des Abteilungsvorstands

Primar Dr. Alexander Spiel, Abteilungsvorstand an der Zentralen Notaufnahme der Klinik Ottakring, appelliert indes an die Sachlichkeit und Gesprächsbereitschaft seiner Kollegen. „Es ist in unser aller Interesse, Arbeitsbedingungen laufend zu verbessern und Lösungen für bestehende Probleme zu finden. Ich bitte alle Kollegen um konstruktive Zusammenarbeit.“