„Der blinde Fleck“ der Brigittenau lernt sehen – und was dabei sichtbar wird, ist ein phantastisches Gesamtkunstwerk, einmalig in Europa: Aus dem Nordwestbahnhof wird nämlich ein grandioses Viertel, das wohl in die moderne Geschichte des Städtebaus eingeht. Die Autoren
Michael Hieslmair und Michael Zinganel beleuchten nun dieses historische Grätzel mit einem eigenen Buch, das in diesem Monat erscheint.
Dabei gehen die beiden auf viele historische Ereignisse und Fakten des Nordwestbahnhofs von der Eröffnung im Jahre 1872 bis zur Gegenwart ein. Spätestens 2033 soll hier zwischen Donau und Donaukanal ein neuer Stadtteil entstanden sein, durch den der 20. Bezirk mit dem 2. näher zusammenrückt. Baubeginn des Projekts ist 2024: Im Zentrum wächst die sogenannte „Grüne Mitte“, ein zirka zehn Hektar großer Freiraum, der einem Park gleicht, mit Fußgänger- und Radwegen, aber ohne durchgehende Straßen. In dem Buch „Blinder Fleck Nordwestbahnhof“ wird aber vor allem die wechselhafte Vergangenheit beleuchtet.
„Dunkler“ Fleck
Dabei wird aus dem „blinden Fleck“ auch ein dunkler: In der Nazi-Zeit diente die Bahnhofshalle nämlich als Veranstaltungsort für die antisemitische Hetz-Ausstellung „Der ewige Jude“. Nichts wird in diesem spannenden Rückblick ausgelassen: Gemeinsam
mit dem bekannten Historiker Bernhard Hachleitner trugen die beiden Haupt-Autoren ein umfangreiches Informationsmaterial zusammen, das nicht nur die Bewohner der Brigittenau, sondern alle Wiener interessieren dürfte.
Aus aller Welt
Schon vor dem Baustart wurde das Gelände zu einem kulturellen Anziehungspunkt für Künstler aus aller Welt: Das Street-Art-Festival Calle Libre, bei dem eine 400 Meter Lagerhalle bemalt wurde, sorgte im Sommer international für Gesprächsstoff.