353.000 Kinder und Jugendliche im Land sind von Armut und Ausgrenzung betroffen. Die Volkshilfe möchte mit ihrer Radtour von Wien nach Klagenfurt aufrütteln. Jeder Meter für ein armutsbetroffenes Kind.
Als “Tour de Chance” wird die 353 Kilometer lange Strecke bezeichnet – als Anspielung auf die “Tour de France” als größtes Radrennen der Welt. Am Dienstag erfolgte im Beisein von Volkshilfe-Präsident Michael Häupl, Sozialstadtrat Peter Hacker und Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger der Start. “Jedes fünfte Kind ist in Österreich von Armut und Ausgrenzung betroffen. Damit stagnieren die Kinderarmutszahlen in einem der reichsten Länder Europas auf viel zu hohem Niveau. Jüngste Maßnahmen gegen die Teuerung sind gut und zielgerichtet, holen aber kein Kind aus der Armut”, betonen Fenninger und Volkshilfe-Geschäftsführerin Tanja Wehsely.
Forderung nach Kinder-Grundsicherung
Wie prekär die Lage für viele Kinder ist, zeigt ein Blick in das Zahlenmaterial der Statistik Austria: 78.000 Kinder im Bundesgebiet leben in Haushalten, die es sich nicht leisten können, jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen. Das ist fast eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr, als es noch 43.000 Kinder waren. Auch bei Familien, die ihre Wohnung nicht angemessen warm halten können, sieht die Volkshilfe einen Anstieg von 34.000 auf 40.000 Haushalte. Daher ist die Forderung nach einer Kindergrundsicherung oberstes Gebot. Die Absicherung soll eine sozial gestaffelte Familienbeihilfe sein, die automatisch ausbezahlt wird.
Wirkung sieht Fenninger enorm
Statt der aktuellen Familienbeihilfe, so die Volkshilfe, würden dann alle Kinder 285 Euro monatlich bekommen. Geringverdiener mit bis zu 40.000 Euro Haushaltseinkommen pro Jahr würden zusätzlich einen einkommensgestaffelten Betrag erhalten. „Die Wirkung wäre enorm: Die Armutsgefährdung bei Kindern und Jugendlichen würde mit einer Kindergrundsicherung auf 2,8 Prozent sinken. Aktuell ist diese Zahl fast 6 Mal so hoch”, betont Fenninger.
Bild unten: Der Start der “Tour de Chance” mit den Spitzen der Volkshilfe (Bild: Volkshilfe/Valerie Maltseva).