Caspar Einem, ehemaliger Innenminister und Wissenschaftsminister ist mit 73 Jahren überraschend verstorben. Der SPÖ-Politiker galt als integre Person, die getreu seinem Motto „Nicht nur reden, sondern machen!“ Politik betrieb.
„Er blieb stets reflektiert, kritisch, aber durchaus humorvoll“, erinnert sich Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und zeigt sich über das Ableben des Politikers bestürzt: „Mit tiefer Trauer und Betroffenheit erreichte uns die Nachricht über den Tod von Caspar Einem. Mit ihm verlieren wir einen beispielhaften Sozialdemokraten und glühenden Humanisten.“
Bewährungshelfer
Einem kam 1948 in Salzburg auf die Welt. Nach seiner Matura in Wien und seinem Jusstudium, war Einem ab 1971 als Bewährungshelfer in Wien und Salzburg tätig. Ab 1978 war Caspar Einem als Mitarbeiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriminalsoziologie tätig. In den 1980ern wechselte er in die Arbeiterkammer Wien in die Konsumentenpolitik und -beratung und war von 1986 bis 1991 Leiter der Kommunalpolitischen Abteilung. Dort prägte seine Tätigkeit als Betriebsratsvorsitzender prägten seine weitere politische Arbeit.
Turbulente Zeiten
Von 1991 bis 1994 wirkte Einem in der ÖMV AG, 1994 erfolgte dann der Wechsel in die Bundespolitik. Erst als Staatssekretär im Bundeskanzleramt, mit April 1995 als Innenminister. Der rote Innenminister übernahm das Amt in turbulenten Zeiten. So erschütterten die rassistisch motivierten Anschläge vom österreichischen Terroristen Franz Fuchs die Republik. „Für mich galt er als einer der prägendsten Politikerinnen und Politiker Österreichs in den 90er Jahren, der sich trotz schwieriger politischer Auseinandersetzungen als Verbinder mit Anstand auszeichnete,“ so Bürgermeister Michael Ludwig.
Unter Bundeskanzler Klima war Caspar Einem von 1997 bis 2000 als Bundesminister für die Ressorts Wissenschaft und Verkehr zuständig. In den 2000ern engagierte sich Einem als Nationalrat für die SPÖ, war dort als deren Europasprecher und als Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses tätig.
Neben seiner Tätigkeit als Nationalrat, fungierte Caspar Einem als Präsident (2002-2008) des sozialdemokratischen Think-Tanks BSA. Als glühender Antifaschist setzte er sich dort für die Aufarbeitung im Umgang mit ehemaligen Nationalsozialisten in der Organisation ein. Weiters trieb er mit der Initiierung der „Politischen Akadamie“, dessen bildungspolitischen Auftrag voran. „Er war der Erste, der den Mut hatte, die nationalsozialistische Geschichte einiger BSA-Mitglieder aufzuarbeiten und zu benennen. Caspar Einem hat Großes für Österreich, die Sozialdemokratie sowie im BSA geleistet“, so Andreas Mailath-Pokorny, Präsident des BSA.
Engagement für die Jungen
Caspar Einem war nicht nur auf Bundesebene ein engagierter Politiker. Als Vorsitzender der Bezirkspartei Alsergrund prägte er dort den Bezirk wie kaum ein anderer, wie Stadtrat und Bezirksparteivorsitzender der SPÖ Alsergrund Peter Hacker weiß: „Caspar Einem hat mit seinem antifaschistischen Engagement stets versucht, auch auf Bezirksebene im Alsergrund, lebendige Gedenk- und Erinnerungsarbeit zu leisten. Dabei war ihm wichtig, im Dialog mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und gemeinsam mit Aktivistinnen und Aktivisten gegen alle Formen des Rechtsextremismus und Antisemitismus aufzutreten. Er hat Alsergrund wesentlich mitgeprägt und wird uns in würdevoller Erinnerung bleiben.“
Sein Engagement für junge Menschen kann auch Bezirksvorsteherin Saya Ahmad bezeugen: „Dass Caspar Einem nicht mehr ist, kann ich nicht fassen. Er war einer der Gründe, warum ich der SPÖ Alsergrund beigetreten bin. Caspar war ein Politiker mit Rückgrat, ein Linker, ein Europäer mit Haltung, ein kluger, mitfühlender Mensch, der uns (damals) Junge immer förderte.“