Vergessene Redewendungen: Sprachschätze neu entdecken

Manchmal muss man ins gleiche Horn blasen … Redewendungen haben oft ihren Ursprung im militärischen Alltag vergangener Zeiten. © HGM

Redewendungen sind die Würze der Sprache – bildhaft, charmant und oft voller Geschichte. Doch viele dieser sprachlichen Perlen geraten in Vergessenheit. Bei einer Führung am 26. Jänner im Heeresgeschichtlichen Museum entdecken Sie die faszinierenden Ursprünge und Bedeutungen vergessener Redewendungen, darunter viele mit militärischen Wurzeln.

Redewendungen sind tief in unserer Kultur verankert und erzählen von vergangenen Zeiten, Berufen und Lebensrealitäten. Doch einige von ihnen drohen in Vergessenheit zu geraten. Was bedeutet es, „die Flinte ins Korn zu werfen“ oder „von der Pike auf“ etwas zu lernen? Solche Wendungen stammen oft aus spezifischen Kontexten, die uns heute fremd erscheinen – zum Beispiel aus dem Militär.

Militärische Redewendungen: Zwischen Drill und Alltag

Die Redewendung „Ich verstehe nur Bahnhof“ etwa geht auf den Ersten Weltkrieg zurück, als Soldaten während der Heimreise nach langen Einsätzen kaum etwas anderes als das Wort „Bahnhof“ hören wollten. Der Wunsch, endlich in die Heimat zu gelangen, prägte diese Ausdrucksweise als Synonym für Unverständnis oder Desinteresse. Viele solcher Redewendungen haben ihre Wurzeln im militärischen Alltag:

  • „Von der Pike auf“: Diese Wendung stammt aus der Zeit, als Rekruten das Kämpfen mit der Pike – einer langen Lanze – von Grund auf lernen mussten. Sie steht heute für eine umfassende, gründliche Ausbildung.
  • „Die Flinte ins Korn werfen“: Wenn Soldaten im Kampf ihre Waffen aufgaben, war dies ein Zeichen der Resignation. Heute steht die Redewendung für das Aufgeben in schwierigen Situationen.
  • „Keinen Schuss Pulver wert sein“: Diese Redewendung wurde verwendet, um jemanden oder etwas als wertlos zu bezeichnen, da es nicht einmal die Kosten für Munition rechtfertigen würde.

Kulturelles Erbe und ein Zeichen der Sprachvielfalt

Sprachbilder sind mehr als nur Dekoration – sie sind kulturelles Erbe. Wenn wir Redewendungen vergessen, verlieren wir ein Stück unserer Geschichte und den Zugang zu bildhafter Kommunikation. Ob wir „den Bogen raushaben“ oder uns „am Riemen reißen“, unsere Sprache lebt von der Bildhaftigkeit, die uns erlaubt, komplexe Sachverhalte spielerisch auszudrücken. Mit Redewendungen wie „Paroli bieten“ oder „nicht abblitzen lassen“ holen wir Dynamik und Lebendigkeit in unseren Alltag zurück. Seien Sie kein „Tollpatsch“ – ein Begriff, der übrigens von einem plumpen Soldaten stammt – und bringen Sie Ihre Sprache wieder auf Trab. Denn Sprachvielfalt ist Kulturvielfalt – und diese sollten wir uns bewahren!

Führung „Ich verstehe nur Bahnhof“
26. Jänner, 11–12.30 Uhr
Heeresgeschichtliches Museum
Arsenal 1, 1030 Wien
Preis: 4 Euro
www.hgm.at

Lust auf mehr Redewendungen? Das Museum Joanneum hat einige Schätze in einem Blog zusammengetragen.