Was tun, wenn Verbrecher an die Türe klopfen

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Immer öfter kommt es auch in Wien zu so genannten „Home Invasions”,  Raubüberfällen in den eigenen vier Wänden, bei denen die Täter in Kauf nehmen, dass die Opfer anwesend sind und verletzt oder gar getötet werden. Sehr oft sind dabei ältere Menschen die Leidtragenden eines solchen Verbrechens. Die Räuber brechen ein oder verschaffen sich mittels einer List Zutritt in die Wohnung.  Erst vergangenen Mittwoch wurde in Favoriten ein 75-jähriger so zum Opfer einer mutmaßlich osteuropäischen Bande.

Drei Männer hätten an seiner Tür geklopft und einen Ausweis vor den Spion gehalten, so der Pensionist. In dem Glauben, es wären Polizisten, öffnete er die Tür und wurde sofort von einem der Eindringlinge zu Boden geschlagen und fixiert, während die anderen beiden die Wohnung durchsuchten. Die Räuber flüchteten mit Bargeld und einigen Wertgegenständen. Das Opfer wurde von der Rettung versorgt und mit Kopfverletzungen in ein Spital gebracht.

Wenn Raub zum Mord wird
Während dieser Fall noch vergleichsweise glimpflich ausging, kommt es gelegentlich auch vor, dass eine „Home Invasion“ sich zu einem Mordfall ausweitet. So geschehen zum Beispiel im Mai des Vorjahres in Neubau. Das 79-jährige Opfer wurde brutal geschlagen und verstarb wenige Tage nach dem Raubüberfall. Die Polizei setzte damals eine Belohnung von 50.000 Euro aus.

„Delikte gegen fremdes Vermögen“ als meistbegangenste Straftat
Den mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangenen Begriff der „Home Invasion“ gibt es übrigens offiziell in Österreich nicht. „Strafrechtlich betrachtet ist es ein Raub und wird auch als solcher angezeigt“, erklärt Pressesprecher Markus Dittrich von der Polizei Wien.  Im Jahr 2021 machten „Delikte gegen fremdes Vermögen“ österreichweit 28,6% der begangenen Straftaten aus. 2020 waren es sogar 30,4% und somit aufgegliedert nach dem Strafgesetzbuch überhaupt die meisten Delikte auf Grund eines bestimmten Vergehens. Auf konkrete Zahlen umgerechnet bedeutete das im Jahr 2020 insgesamt 12.926 Delikte. Was Raub und schwerem Raub betrifft, kam es 2020 und 2019  zu jeweils knapp unter 1.000 Überfällen. Die Räuber stammen häufig aus Südosteuropa und schlagen oft in der Nacht zu. Sie nötigen die Opfer mit Gewalt, ihnen die Aufbewahrungsorte von Bargeld, Schmuck oder anderen Wertsachen zu nennen oder Tresore zu öffnen. Die Opfer werden in den meisten Fällen gefesselt, teils schwer verletzt und hilflos zurückgelassen.

Die Täter kundschaften ihre Opfer und deren Wohnverhältnisse in der Regel vorher aus. Oft handelt es sich um Villengegenden oder freistehende Häuser, da diese Örtlichkeiten die Gefahr potentielle Zeugen reduzieren. Allerdings ist man, wie auch der aktuelle Fall zeigt, in Wohnungen mit direkten Nachbarn keineswegs sicher vor „Home Invasions“. Es gibt allerdings einige Maßnahmen, durch die man mehr Sicherheit vor solch einem gefährlichen Raubüberfall erlangen kann.

Wie man sich schützt – Tipps der Polizei
– Hochwertige Schlösser und Schließzylinder einbauen oder eine Alarmanlage installieren lassen.
– Unübersichtliche Bepflanzung vor dem Haus vermeiden, die den Tätern als Sichtschutz dienen könnte.
– Terrassentüren durch einbruchshemmende Rollbalken oder Scherengitter sichern.
– Fenster, Terrassen- und Balkontüren immer schließen, wenn man das Haus verlässt oder zu Bett geht.
– Durch den Türspion schauen, wenn es an der Tür läutet oder klopft.
– Fremde Personen nicht in die Wohnung oder das Haus lassen.
– Wenig Bargeld zu Hause haben.
– Vor allem ältere Menschen sollten sich Geld in einer Bankfiliale in einem separaten Raum auszahlen lassen, damit sie von Kriminellen nicht beobachtet werden können.
– Schmuck und Wertsachen dokumentieren, um die Eigentumsverhältnisse nachzuweisen oder der Polizei die Fahndung zu erleichtern.
– Fotos von wertvollem Eigentum nicht in den sozialen Medien posten.
– Wenn möglich, niemandem über das im Haus oder in der Wohnung befindliche Eigentum erzählen.

Verhalten bei Raubüberfällen
Die Polizei rät, bei Überfällen zuhause keine Gegenwehr zu leisten, die Täter nicht zu provozieren, die verlangten Wertgegenstände herauszugeben, und den Räubern die Flucht zu ermöglichen. Falls es möglich ist, sollte man sich Details der Täter (Sprache, Bekleidung, Figur usw.) einprägen. Wenn sie weg sind, verständigen Sie die Polizei unter der Notrufnummer 133 und teilen mit, wie viele Täter es waren und in welche Richtung sie geflüchtet sind.

Hans Steiner
Chefredakteur