
Im prunkvollen Ambiente des Café Landtmann, wo einst Freud, Altenberg oder Zweig ihre Gedanken sortierten, mischten sich diesmal neuronale Netze und Algorithmen unter das Kaffeearoma: Die vierte Ausgabe der Diskussionsreihe „Café Creativ“ der Wirtschaftskammer Wien – Sektion Werbung und Marktkommunikation – und Wienlive präsentierte den renommierten Physiker und Informatiker Werner Gruber.
Bekannt durch Formate wie „Science Busters“ oder „Experimentalküche“, gelang es Gruber erneut, Wissenschaft mit Humor und Alltagsnähe zu verweben.
Vom stotternden Hirn zur perfekten KI-Arbeit
Gruber ließ die Zuhörer an seinem langen Weg mit der Künstlichen Intelligenz teilhaben. Bereits in den 90ern forschte er an der Universität Wien an der Simulation des menschlichen Gehirns – damals noch mit dem Ziel, komplexe Phänomene wie das Stottern besser zu verstehen. Heute, erzählte er mit verblüffender Leichtigkeit, könne KI binnen Minuten fehlerarme wissenschaftliche Arbeiten verfassen. Dabei stellte er klar: Es handle sich nicht mehr um Science-Fiction, sondern um greifbare Realität.
KI als geopolitischer Faktor – und als Alltagshelfer
Was Grubers Vortrag besonders machte, war nicht nur seine wissenschaftliche Tiefe, sondern auch der gesellschaftspolitische Weitblick. Themen wie selbstfahrende Autos, KI-gestützte medizinische Diagnosen und die geopolitische Bedeutung der Chipproduktion wurden ebenso angeschnitten wie die Frage, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen die logische Antwort auf zunehmende Automatisierung sei. Die anschließende Diskussion mit dem Publikum bewies: Hier wird nicht nur konsumiert, sondern mitgedacht.
Café Creativ: Wenn Diskussion auf Wiener Schmäh trifft
„Café Creativ“ ist mehr als nur eine Veranstaltungsreihe – es ist ein lebendiges Denkformat, das die intellektuelle Wiener Kaffeehauskultur neu interpretiert. In der Tradition von Persönlichkeiten wie Ernst Dichter oder Maria Jahoda treffen sich hier kreative Köpfe, Querdenker und Branchenkenner zum Austausch. Gepaart mit einem Hauch Wiener Schmäh und den berühmten „Schmankerln“ des Hauses entsteht eine Atmosphäre, die Wissen genussvoll vermittelt.
Ausblick: Philosophie für die Wirtschaft?
Die Veranstaltungsreihe geht weiter: Am 13. Mai wird die Philosophin Lisz Hirn darüber sprechen, wie Philosophie Wirtschaft und Management neue Perspektiven eröffnen kann. Wer meint, Philosophie sei nur etwas für Elfenbeintürme, könnte im Café Landtmann eines Besseren belehrt werden.