Wien Energie: Das sagt Michael Ludwig

Bürgermeister Michael Ludwig (c) Arman Rastegar
Bürgermeister Michael Ludwig (c) Arman Rastegar

Der europäische Energiemarkt schreibt Geschichte und (negativ) Schlagzeilen: Denn durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine schießen die Preise für Strom und Gas nur so durch die Decke. Vergangenen Freitag kam es zu einer historischen Preisexplosion, die auch die Wien Energie in die Mangel nahm. Das städtische Unternehmen muss, um überhaupt am Börsenhandel teilnehmen zu dürfen, Summen in Milliardenhöhe als Sicherheit vorlegen – das WIENER BEZIRKSBLATT berichtete. Bürgermeister Michael Ludwig, Stadtrat Peter Hanke und Stadtwerke-Vorstand Peter Weinelt haben zur Situation der Wien Energie Stellung genommen.

Versorgung sichergestellt

Der Wiener Stadtchef unterstrich gleich zu Beginn: „Die Versorgungssicherheit der Wiener Bevölkerung und der angrenzenden Bezirke ist voll gewährleistet“. Bisher sei die Bundesregierung gegen jeden Markteingriff bei der Energiebörse gewesen, darum sei er froh, dass am 9. September ein europäischer Energiegipfel geplant sei, so der Stadtchef. Deutschland habe bereits im April einen Schutzschirm in der Höhe von 100 Mrd. Euro für den Energiesektor aufgespannt, eine ähnliche Konstruktion gebe es beispielsweise auch in der Schweiz.

Transparenz

Ludwig habe nun eine Sonderprüfung der Wien Energie durch die zuständigen Organe vorgeschlagen, den Stadtrechnungshof mit einer Prüfung beauftragt, außerdem würden externe Gutachter hinzugezogen. „Es gibt keine Geheimnisse und auch nichts zu verbergen, sondern volle Transparenz. Ziel der Wien Energie ist die Versorgungssicherheit der Wiener Bevölkerung und Gesamt-Österreich.“ In der jetzigen Situation mit dramatischer Preisentwicklung seien bisherige Maßnahmen gut und richtig; Ziel sei es, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und zu garantieren.

Die Märkte spielen verrückt

„Die momentan ‚verrückten Märkte‘ haben zu unglaublichen Preissteigerungen im Energiesektor geführt. Die Preisspitze wurde am vergangenen Freitag erreicht und ist kurzfristig wieder zurückgegangen. Zuerst wäre eine Kaution in der Höhe von 1,7 Mrd. Euro notwendig gewesen, nach dem Stand von heute Vormittag um 9 Uhr wird nun Gutschrift von 798 Mio. Euro gebucht“, umriss Finanzstadtrat Peter Hanke die Stunden seit Freitag. Um einem solchen „Wahnsinn“ Einhalt zu gebieten, sei es notwendig einen Schutzschirm österreichweit zu geben – „den haben wir in Wien gegeben“. Es brauche nun Stabilität durch Liquidität, um solche „wahnsinnigen Handelstage mit unglaublichen Preisspitzen“ wie die letzten Tage positiv abzuwickeln, sagte Hanke.

„Wir nähern uns in den Gesprächen mit dem Bund einem Ergebnis für eine solche Kreditlinie. Aber noch einmal ganz klar gesagt – operativ braucht die Wien Energie keine Unterstützung für die normale Geschäftstätigkeit, sondern hat in den letzten Jahren sehr gute Ergebnisse geliefert.“ Es sei verantwortungsvolle Politik gewesen, an den Bund heranzutreten, um die Notwendigkeit der Errichtung eines Schutzschildes zu fordern. „Österreich ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern bereits spät dran, ich fordere die Bundesregierung auf, einen Schutzschirm für die gesamte Energiebranche zu geben. Wir werden die Herausforderungen auch in Zukunft stemmen und bieten die Zusammenarbeit mit allen relevanten Playern an – lassen Sie uns diesen Weg mit Vernunft gemeinsam gehen“, appellierte Hanke.

Gasspeicher gut gefüllt

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Wien Energie und Stadtwerke-Vorstand Peter Weinelt: „Es gibt keine Spekulation bei der Wien Energie. Wenn ein großer Kunde Strom und Gas braucht, wird der Preis und das Geschäft zum vereinbarten Preis abgeschlossen. Damit gibt es auch keine Spekulationen auf steigende oder fallende Preise.“ Bei der Gasbevorratung läge Wien „bereits jetzt im August bei einer Quote von 91 Prozent– und damit klar über EU-Vorgabe von 80 Prozent und ebenfalls über dem Österreich-Durchschnitt, stellte Weinelt klar. Dass Wien Energie Strom verkaufe, habe nichts mit Spekulation zu tun, sondern sei der Größe des Energieversorgers geschuldet. „Um Liquiditätsspitzen abzufangen, wird der benötigte Strom nicht an einem Tag gekauft, sondern verteilt über einen Zeitraum von 24 Monaten“, sagte Weinelt.

Sicherheitskautionen enorm gestiegen 

Aufgrund des am vergangenen Freitag abermals und plötzlich explodierten Strompreises ist Wien Energie an den Bund herangetreten, da erforderliche Sicherheitskautionen im Energiehandel unvorhergesehen und sprunghaft angestiegen waren. Diese Situation ist auch bereits aus Nachbarländern bekannt. Internationale Energieversorger in Deutschland stehen vor denselben Problemen und nutzen bereits das Instrument von staatlicher Unterstützung. Die notwendigen Sicherheiten dienen der Absicherung von bereits getätigten Geschäften an der Energiebörse und damit der langfristigen Sicherstellung der Energieversorgung in Wien und ganz Österreich. Diese Sicherheiten sind Garantien und kommen zurück, sobald die Handelsgeschäfte abgewickelt wurden.