Wo für den Menschen das Leben endet, finden zahlreiche geschützte Tiere ihren Rückzugs- und Lebensraum. Vögel, Fledermäuse, Rehe und Insekten: Die Wiener Friedhöfe, Orte der Vergänglichkeit, sind wahre Paradiese der Artenvielfalt. So auch der Meislinger Friedhof, wo jetzt die Wiener Klimatour Halt machte.
Über 50 Prozent der Fläche Wiens besteht aus Grünraum. So sind unter anderem Friedhöfe in Wien wichtige Rückzugs- und Lebensräume für geschützte Tiere: Der Bestand an Bäumen und der Blütenreichtum locken viele Insekten und andere Tiere an. Gemeinsam mit Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky stattete die Wiener Klima-Tour jetzt dem Meidlinger Friedhof einen Besuch ab. Im Rahmen der Tour informieren Experten der Stadt Wien mit speziellen Lastenrädern über viele Aspekte zum Klimaschutz und über die Aktivitäten der Stadt, um bis 2040 die Klimaneutralität Wiens zu erreichen.
“Friedhöfe sind Orte der Trauer – doch gleichzeitig kann man hier auch über die Vielfalt des Lebens staunen. Denn dieser und auch alle anderen Friedhöfe haben eine wichtige Bedeutung als Lebensraum”, erklärte Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky beim Besuch des Artenschutz-Fahrrades am Meidlinger Friedhof. “Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040 geht es darum, viel Überzeugungsarbeit zu leisten und mit den Wienern in den Dialog zu treten. Deshalb sind wir auch an so vielen unterschiedlichen Orten in der Stadt unterwegs.“ Der Grund dafür liegt auf der Hand: Je schneller der Klimawandel voranschreitet, desto mehr kommt auch die Biodiversität unter Druck. Deshalb unternimmt Wien zahlreiche Anstrengungen in Sachen Klimaschutz und fördert so den Erhalt der Artenvielfalt. Dank mehr als 50 Prozent Grünraum profitiert etwa die Insekten-, Fledermaus- und Vogelfauna besonders auf Friedhöfen oder am Stadtrand. Am Meidlinger Friedhof ist sogar eine streng geschützte Feldhamster-Population zu Hause.
Atemberaubende Tiervielfalt
Die Fledermaus- und Vogelfauna profitiert besonders vom Grünraum in den Wiener Friedhöfen. Gleichzeitig wird dabei die Umgebungstemperatur gekühlt und mit vielen Pflanzen und Bäumen Kohlenstoff aus der Luft gebunden. Im und über dem Friedhof Meidling können Vogelarten wie der Turmfalke, Waldkauz, Stieglitze, Elster, Kohlmeise, Buchfink, Kleiber, u. v. entdeckt und beobachtet werden. Fledermäuse die angetroffen werden könnten, sind z.B. Abendsegler, Weißrand- u. Zwergfledermaus. Auch das Wiener Nachtpfauenauge, ein prächtiger Nachtfalter, kommt hier vor. Der Baumbestand macht es möglich, dass die Raupe sich gut entwickeln kann um nach der Verpuppung als prächtiger Falter in Erscheinung zu treten.
Die im Meidlinger Friedhof lebende, streng geschützte Feldhamster-Population ist bereits über die Stadtgrenzen hinaus weit bekannt. Einst ein häufiges Säugetier der Agrarlandschaft, konnte er in den pannonischen Randbereichen der Stadt erfolgreich überleben. Der eigentlich dämmerungsaktive Feldhamster, hat sich hier im Friedhof Meidling schon so an die Menschen gewöhnt, dass er auch tagsüber auf Nahrungssuche nach Pflanzen, Samen und Früchten geht. Im Herbst sammelt er Vorräte in seinen Backentaschen, die er in seine unterirdischen Baue trägt. Er ist hier besonders einfach zu beobachten.
Die Wiener-Klima-Tour
Das Klima-Tour-Rad zum Thema Artenschutz informiert beispielsweise über den Zusammenhang von Klimaschutz, Klimawandel-Anpassung und der Förderung von Artenvielfalt in der Stadt. Denn je mehr der Klimawandel voranschreitet, desto mehr kommt auch die Biodiversität unter Druck. Umgekehrt gilt aber auch: Der Einsatz für Klimaschutz unterstützt und fördert über weite Strecken den Erhalt und die Förderung der Arten.
Die Stadt Wien setzt mit der “Wiener Wald- und Wiesen-Charta” und der Wiener Biodiversitätsoffensive wichtige Schritte für den Erhalt der Artenvielfalt – koordiniert wird die Umsetzung der Maßnahmen von der Stadt Wien – Umweltschutz.
Mehr Informationen sowie die Termine der Klimatour gibt es hier: www.wien.gv.at/klimatour
Infos zur Wiener Wald- und Wiesen-Charta: https://shorturl.at/ryzKN