Traum vom Fliegen: Vortrag der Flugpioniere

HGM-Direktor Georg Hoffmann 2023 Foto: HBF/Peter Lechner
Georg Hoffmann, Direktor Heeresgeschichtliche Museum HGM, führt durch die Geschichte der Flugpioniere. © HBF/Peter Lechner
Anlässlich des ersten österreichischen Ballonfluges vor 240 Jahren blickt am 26. September HGM-Direktor Georg Hoffmann in einem Vortrag auf die Entstehung der Luftfahrt zurück und betrachtet die Schnittfelder zwischen dem Traum vom Fliegen und dem Albtraum eines Bombenkrieges. 

Ende des 18. Jahrhunderts war der Traum vom Fliegen bereits Realität geworden. Im Jahr 1783 gelang den Brüdern Montgolfier der erste bemannte Heißluftballonflug in Frankreich, was weltweit für Aufsehen sorgte und den Beginn der Luftfahrt markierte.

Vom ersten Ballonaufstieg in Wien zu Entwürfen einer Flugmaschine

Auch im österreichischen Raum stießen diese Entwicklungen auf großes Interesse. Bereits 1784 fand in Wien der erste Ballonaufstieg statt, durchgeführt von einem italienischen Abenteurer. Dies löste eine Welle der Faszination für die Ballonfahrt aus. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Ballonfahrt in Österreich weiter durch. Johann Nepomuk Franz Graf Wilczek gilt als einer der Pioniere, der Ballonfahrten förderte und finanzierte. Zudem trug die Ballonfahrt zur wissenschaftlichen Erforschung der Atmosphäre bei. Der Wiener Naturforscher Karl von Littrow nutzte Ballons zur Messung der Luftschichten und Temperaturveränderungen. Die Ballonfahrt blieb lange die dominierende Luftfahrtechnik, doch erste Überlegungen zum Bau von Flugmaschinen, wie vom österreichischen Konstrukteur Wilhelm Kress, legten den Grundstein für die spätere Entwicklung des Flugzeugs im 20. Jahrhundert.

Entwicklung ziviler Nutzung und militärischer Einsatz in Österreich

Im 20. Jahrhundert erlebte die Luftfahrt eine rasante Entwicklung, beginnend mit den ersten motorisierten Flugzeugen der Brüder Wright im Jahr 1903. 1909 führte Luftfahrtpionier Louis Blériot, der als erster den Ärmelkanal in einem Motor-Flugzeug überquert hatte, seine Flugkünste staunenden Wienern auf der Simmeringer Haide vor. Die zivile Nutzung dieser Luftfahrzeuge nahm dann schnell zu, vor allem in der Passagier- und Postbeförderung. In Österreich spielte die Fluggesellschaft Austrian Airlines nach ihrer Gründung 1957 eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des zivilen Luftverkehrs. Zuvor hatte bereits die Österreichische Luftverkehrsgesellschaft (ÖLAG) in den 1920er Jahren zivile Flugrouten betrieben. Parallel dazu entwickelten sich früh Überlegungen zur militärischen Nutzung der Luftfahrt. Schon im Ersten Weltkrieg setzten Österreich-Ungarn und andere Nationen Ballons und Flugzeuge zu Aufklärungs- und Bombardierungszwecken ein. Die militärische Bedeutung der Luftfahrt nahm besonders im Zweiten Weltkrieg zu, wo Jagd- und Bomberflugzeuge entscheidende Rollen spielten. Nach dem Krieg entstand in Österreich eine moderne Luftwaffe, die ab den 1950er Jahren aktiv war. Österreich setzte dabei auf strategische Luftverteidigung und Kooperationsprogramme mit NATO-Staaten, auch wenn das Land offiziell neutral blieb.

Flugmaschine des französischen Luftfahrtpioniers Louis Blériot, Foto: © HGM Archiv, 2024
Flugmaschine von Luftfahrtpionier Louis Blériot bei einem Aufstieg in Wien © HGM Archiv, 2024

Österreichs Pioniere der Luftfahrt und ihre Rolle im 20. Jahrhundert

Igor Etrich war einer der wichtigsten österreichischen Flugpioniere. Er baute 1907 das Flugzeug „Etrich I“, das später als „Taube“ bekannt wurde. Diese Maschine war eines der ersten erfolgreichen Flugzeuge mit stabilem Flugverhalten und wurde ab 1910 in verschiedenen Ländern, darunter Österreich, Deutschland und Italien, sowohl zivil als auch militärisch verwendet. Der schon oben erwähnte Wilhelm Kress baute 1901 eines der ersten wasserstartfähigen Flugzeuge, den sogenannten „Drachenflieger”, doch es scheiterte an Motorproblemen. Trotz des Misserfolgs legte Kress damit einen Grundstein für spätere Entwicklungen. Alexander Lippisch hatte österreichische Wurzeln und war eine prägende Figur in der Entwicklung der Aerodynamik und Flugzeugtechnologie. Er entwarf später in Deutschland das weltweit erste raketengetriebene Flugzeug, die Me 163. Der Wiener Ernst Heinkel wurde einer der bedeutendsten Luftfahrtingenieure. Er gründete in Deutschland das Heinkel-Flugzeugwerk, das eine Reihe von wichtigen Flugzeugen entwickelte, darunter das erste Strahlflugzeug der Welt, die Heinkel He 178. Auch wenn er in Deutschland tätig war, beeinflusste sein Wirken die Luftfahrtentwicklung in Europa und weltweit. Viktor Silberer war ein Pionier der Luftfahrt und Ballonfahrt in Österreich. Er gründete den ersten Ballonfahrerklub und war maßgeblich an der Förderung der Luftfahrt in Österreich beteiligt. Silberer war zudem Mitbegründer des Österreichischen Aero-Clubs, der bis heute die österreichische Luftfahrt unterstützt.

Vortrag „Flugpioniere“
26. September 2024, 19 Uhr
Heeresgeschichtliches Museum, Arsenal, 1030 Wien
Eintritt frei!
Anmeldung: contact@hgm.at

www.hgm.at