
In Wien entwickelt sich die Darmkrebsbehandlung rasant weiter – von individuell zugeschnittener Immuntherapie bis hin zur virtuellen Darmspiegelung. Neue Technologien und Therapieansätze eröffnen Patienten echte Chancen auf Heilung und Ärzten neue Wege in der Ausbildung.
Im Kampf gegen Darmkrebs setzt der Wiener Gesundheitsverbund auf Hightech in der Ausbildung und Diagnostik, Teamgeist und ein starkes Immunsystem der Patientinnen und Patienten. Früh erkannt bestehen gute Heilungschancen.
Immunsystem als Türsteher
Die Immuntherapie gilt als echter Gamechanger im Kampf gegen Darmkrebs – zumindest für jene 10 bis 15 Prozent der Patienten, deren Tumore eine bestimmte genetische Mutation aufweisen. Bei ihnen kann das körpereigene Immunsystem durch Infusionen gezielt aktiviert werden, um die Krebszellen selbst zu bekämpfen. Chemotherapie? Oft nicht nötig. Besonders bei Rektumkarzinomen kann so in manchen Fällen sogar eine Operation vermieden werden. „Eine Therapie mit vielen Vorteilen“, so Onkologin Dora Niedersüß-Beke aus der Klinik Ottakring. „Aber auch mit möglichen Nebenwirkungen, vergleichbar mit Autoimmunreaktionen.“
Kampfansage mit vielen Optionen
Neben der Immuntherapie kommen weiterhin klassische Methoden wie Chemo- und Strahlentherapie sowie Antikörper-Therapien zum Einsatz. Letztere greifen den Tumor gezielt an oder unterbinden dessen Blutversorgung. Rund 1.900 Patienten wurden 2024 im Wiener Gesundheitsverbund mit Darmkrebs behandelt, mehr als die Hälfte davon Männer – und 11 Prozent waren sogar unter 50. Früh erkannt, sind die Heilungschancen bei Darmkrebs gut. Deshalb gilt: Vorsorge ist Trumpf, ab 45 sollte die erste Darmspiegelung im Kalender stehen, bei familiärer Vorbelastung früher.
Ausbildung am Simulator
Wer denkt, Darmspiegelungen lernen Ärzte an Plastikmodellen, liegt nicht ganz falsch, aber längst nicht mehr richtig. In der Klinik Landstraße steht seit kurzem ein Endoskopie-Simulator der neuesten Generation. Damit können angehende Mediziner realistische Eingriffe virtuell trainieren – inklusive Polypen entfernen und Gewebeproben nehmen. Erst nach bestandener „Simulation“ geht’s ans echte Organ. Ein Quantensprung in der Ausbildung, findet Gastroenterologe Christian Madl: „Das ist keine Spielerei, das ist State of the Art.“
Unterstützung für Betroffene
Mit oncare.wien, einem Projekt des Wiener Gesundheitsverbundes in Kooperation mit dem Vienna Cancer Center und der Stadt Wien, erhalten Patienten innerhalb von 10 Werktagen einen Ersttermin. Das Team von oncare.wien ist über die Gesundheitsberatung Wien unter 1450 telefonisch erreichbar.
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