Der Wald, der nie vergisst

(C) Privat: Der Gedenkstein befindet sich auf einer Wald-Lichtung und wurde im Mai 1988 enthüllt.
(C) Privat: Der Gedenkstein befindet sich auf einer Wald-Lichtung und wurde im Mai 1988 enthüllt.

Teil 57 unserer Serie „Josef Taucher präsentiert: WIENER WUNDER-WELTEN“ führt in den Asperner Gedenkwald im 22. Bezirk.

Seit nunmehr 35 Jahren gibt es das Naturareal, das jeden Besucher nachdenklich machen soll. Es wurden 65.000 Bäume für die 65.000 Opfer gepflanzt.

Der Blick zurück

Vor 1938 lebten in Österreich mehr als 200.000 Menschen, die nach den „Nürnberger Gesetzen“, die ab Mai auch in der „Ostmark“ in Kraft traten, als Jüdinnen und Juden galten. Mit dem „Anschluss“ im März 1938 begann ihre systematische Ausgrenzung und Verfolgung. Bis 1941 wurden mehr als 130.000 von ihnen vertrieben und ihres Vermögens beraubt. Von den Verbliebenen geriet der Großteil in die Fänge der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie, mehr als 65.000 Menschen fielen der Gewaltherrschaft zum Opfer. Ihrem Andenken ist der Asperner ­Gedenkwald gewidmet.

Schulkinder pflanzen

Am 9. April 1987 begannen Schulkinder aus den Schulen der Umgebung damit, für jedes der 65.000 Opfer einen Baum zu pflanzen. Ein Jahr später, im Mai 1988, wurde schließlich der Gedenkstein enthüllt – ein großer Granitfindling, der auf einer Lichtung mitten im 10 Hektar großen Wald aufgestellt wurde.

Holzstege erzählen

2017 wurden Teile des Waldes neu gestaltet. So wurden zwei neue Holzstege, die in den Wald führen, errichtet, die gleichzeitig die Geschichte der Wiener Juden und jene des Flugfelds Aspern, das sich auf diesem Gebiet befand, erzählen. Der neue Vorplatz, die Holzstege sowie die Pflege des Waldes und der Bäume wurden von „greenlab“, einem sozial­ökonomischen Betrieb für Jugendliche, ­umgesetzt.

Niemals vergessen!

„Niemals vergessen! Beim Erinnern an diese grausame Zeit geht es vor allem um Verantwortung“, betont Gemeinderat und Wiener-Wunderwelten-Initiator Josef Taucher. „Wir, die nachfolgenden Generationen, tragen hier und heute die Verantwortung dafür, dass Vergleichbares nie wieder geschieht, dass wir Tendenzen erkennen, aufzeigen und bekämpfen, dass wir nicht schweigen und uns erheben, wenn Unrecht geschieht. Es ist wichtig, dass solche Orte der Erinnerung auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben und ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen gesetzt wird.“