Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) hat mit „Es funkt! Österreich zwischen Propaganda und Protest“ eine besondere Hör-Ausstellung rund um das Thema Medien und Demokratie eröffnet. Sie zeigt, wie das Radio über Jahrzehnte hinweg Politik, Protest und Meinungsbildung beeinflusst hat.
Die außergewöhnliche Ausstellung: „Es funkt!“ macht 100 Jahre Radiogeschichte hörbar. Besucher tauchen mit Kopfhörern in zentrale Schlüsselmomente der österreichischen Zeitgeschichte ein – von der NS-Propaganda über die Demokratisierung bis hin zu heutigen Herausforderungen wie Fake News. Die Schau läuft bis zum 6. Jänner 2026 und präsentiert auch bislang unveröffentlichtes Tonmaterial, darunter eine Radioansprache von Engelbert Dollfuß aus dem Jahr 1934.
Das Radio als politisches Machtinstrument
Das Radio war von Beginn an mehr als nur ein Medium – es war ein Instrument politischer Machtausübung. In der NS-Zeit diente es als Werkzeug der Propaganda, um Massen zu beeinflussen. Während des Zweiten Weltkriegs nutzten es hingegen Widerstandskämpfer, um verbotene Nachrichten zu verbreiten. In der Zweiten Republik wurde das Radio zum Symbol für Demokratie und Meinungsvielfalt. Illegale Radiostationen forderten das ORF-Monopol heraus und erkämpften die Zulassung privater Sender. Die Ausstellung beleuchtet diese Entwicklungen und zeigt auf, wie sich der Journalismus über die Jahrzehnte verändert hat.
Geschichte hören – Vergangenheit hinterfragen
Die Ausstellung hinterfragt bekannte historische Ereignisse: Hat Leopold Figl 1955 wirklich „Österreich ist frei!“ am Balkon des Belvederes ausgerufen? Welche Musik wählte Adolf Hitler für seine Rede am Heldenplatz 1938? Neben der Analyse von Mythen stehen akustische Erinnerungen im Mittelpunkt – darunter legendäre Sportkommentare wie Edi Fingers „I werd’ narrisch“ beim Sieg Österreichs in Cordoba 1978 oder heimliche Aufnahmen der Radiopiraterie aus den 1980er Jahren.
Interaktive Ausstellung mit inklusiven Formaten
„Es funkt!“ lädt nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Mitreden ein. Besucher können sich in Straßeninterviews zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen äußern. Zudem gibt es Tastführungen und spezielle Hör-Stationen, um die Bedeutung des Radios für die Demokratie erfahrbar zu machen. „Demokratie braucht Debatte, Meinungsvielfalt und Widerspruch. Diese Ausstellung zeigt, wie Medien Geschichte gestalten – und dass auch heute kritischer Journalismus unverzichtbar ist“, so hdgö-Direktorin Monika Sommer. „Es funkt!“ ist damit nicht nur ein akustischer Blick in die Vergangenheit, sondern auch ein aktueller Beitrag zur Diskussion über Medien und Demokratie.