Der Friedhof der Namenlosen, verwaltet vom Hafen Wien (Wien Holding), ist mit seiner Geschichte ein stilles Denkmal für jene, die das Schicksal aus der Strömung der Donau hierherführte. Zwischen 1840 und 1940 wurden rund 600 Tote hier beigesetzt – Opfer von Unfällen, Verbrechen oder Suiziden.

Da das Hochwasser die ursprünglichen Gräber immer wieder zerstörte, wurde der Friedhof um 1900 hinter den Schutzdamm verlegt. Die Grabstellen sind schlicht: einfache Erdhügel mit schmiedeeisernen Kreuzen, manche nur mit der Inschrift „namenlos“ oder „unbekannt“.

Gedenkfeiern im November 2025

Auch heuer wird der Toten in besonderer Weise gedacht.

  • 1. November, 16:30 Uhr: Andacht und Gräbersegnung
  • 2. November, 15:30 Uhr: Heilige Messe für Verstorbene und Hinterbliebene
  • 9. November, 14:00 Uhr: Traditionelle Kranzlegung des Fischereivereins Albern

Bei dieser feierlichen Zeremonie wird ein mit Blumen, Kerzen und Kränzen geschmücktes Floß zu Wasser gelassen – ein symbolisches Grab für jene, die in der Donau geblieben sind. Auf dem Floß prangt die Inschrift „Den Opfern der Donau“ in Deutsch, Tschechisch und Ungarisch – und die Bitte, das Floß weiterzustoßen, falls es an einem Ufer hängen bleibt.

Die Auferstehungskapelle – Herzstück des Friedhofs

1935 wurde der Friedhof um eine steinene Mauer und die Auferstehungskapelle erweitert. Seit damals werden hier regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Mit dem Bau des Hafens 1939 änderten sich die Strömungen der Donau, und es wurden keine weiteren Wasserleichen mehr angeschwemmt. Die letzte Beerdigung fand 1940 statt.

Heute steht die Anlage unter der Pflege der Stadt Wien und des Hafen Wien. 2019 wurde der Zugang durch einen neuen Fußweg verbessert, der vom Endpunkt der Buslinien 76A und 76B direkt zum Friedhof führt. Im Zuge dessen wurde auch die Kapelle umfassend renoviert – Altarbild, Wände und Sakristei erstrahlen wieder in neuem Glanz.

Josef Fuchs – der Hüter der Vergessenen

Einem Mann ist es zu verdanken, dass der Friedhof nicht in Vergessenheit geriet: Josef Fuchs (1906–1996). Der ehrenamtliche Totengräber widmete fast sein ganzes Leben der Pflege der Anlage und der Suche nach den Identitäten der hier Beigesetzten. Durch seine unermüdliche Arbeit konnten einige Namenlose doch noch einen Namen erhalten. Bis heute kümmert sich seine Familie liebevoll um den Erhalt dieses besonderen Ortes.

Ein Ort der Stille – und des Erinnerns

Wer den Friedhof der Namenlosen besucht, spürt rasch die besondere Atmosphäre: zwischen Geschichte und Vergänglichkeit, zwischen Trauer und Frieden. Er ist ein Platz, der innehalten lässt – und daran erinnert, dass auch jene, die namenlos starben, nicht vergessen sind.

📍 Friedhof der Namenlosen, Alberner Hafen, 1110 Wien
🕯 Kranzlegung: Sonntag, 9. November 2025, 14:00 Uhr

 

Friedhof der Namenlosen

©Wien Holding

Friedhof der Namenlosen

©Wien Holding