Jobstart: Was Jungen beim Berufseinstieg wichtig ist

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Die GPA startet mit einer Aktionswoche zum Thema Berufseinstieg. © GPA

Eine neue IFES-Studie im Auftrag der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) zeigt bemerkenswerte Ergebnisse: 90 % der befragten jungen Österreicherinnen und Österreicher wünschen sich eine Ausbildung, die den Fähigkeiten und Interessen entspricht, ein gutes Arbeitsklima (61 %), klare Grenzen zwischen Job und Freizeit (49 %), einen krisensicheren Arbeitsplatz (46 %) und fix planbare Arbeitszeiten (77 %). Handlungsbedarf sieht die GPA bei Politik und Wirtschaft. 

Die von der GPA in Auftrag gegebene IFES-Umfrage wurde im Mai 2024 unter 1.000 jungen Österreichern zwischen 16 und 29 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse, die von GPA-Bundesvorsitzender Barbara Teiber und IFES-Geschäftsführerin Eva Zeglovits präsentiert wurden, zeigen bemerkenswerte Resultate und Handlungsbedarf auf.

Ausbildungswahl, Arbeitsplatzqualität und Arbeitszeiten

90 Prozent der Befragten ist eine Ausbildung sehr wichtig und eher schon wichtig, die den Fähigkeiten und Interessen entspricht. Auch der Spaß innerhalb dieser Lernphase sollte bei 86 Prozent nicht zu kurz kommen. Wichtig ist den jungen Menschen auch, dass sie nach der Ausbildung leicht einen Arbeitsplatz finden (86 %) und gut verdienen (84 %).  Bei den Kriterien für einen guten Arbeitsplatz wird als sehr wichtig ein gutes Arbeitsklima (61 %) wahrgenommen. An zweiter Stelle folgt dann auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance: 49 Prozent möchten die klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Und der Job sollte sich gut mit außerberuflichen Interessen und Verpflichtungen vereinbaren lassen (47 %). Dass man die Arbeitszeit fix planen kann, ist für 35 Prozent der jungen Befragten sehr wichtig und für 42 Prozent eher wichtig. Die meisten wünschen sich im Schnitt eine 34-Stunden-Woche; Frauen möchten gerne kürzer (32 Stunden) als Männer (35 Stunden) arbeiten.

Wie gut junge Arbeitnehmer über die Arbeitswelt informiert sind

Überraschend ist, dass sich nur 10 Prozent der berufstätigen Befragten, sehr gut über die Arbeitswelt und die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern informiert fühlen. Im Vergleich dazu: 2018 waren es noch 18 Prozent. Auffällig ist, dass sich Gewerkschaftsmitglieder deutlich häufiger sehr gut und gut informiert (51 %) fühlen. Besorgniserregend ist, dass sich seit 2018 der Anteil jener, die sich nur einigermaßen, eher weniger oder so gut wie gar nicht informiert fühlen, bei Berufstätigen von 45 auf 59 Prozent, bei in Ausbildung Befindlichen von 54 auf 62 Prozent gestiegen ist.

Information und Wissen schaffen Sicherheit  bei Verhandlungen

Dass sich Wissen und Information auszahlen, zeigen die Zahlen zum Spielraum bei Arbeitszeit- und Gehaltsverhandlungen. So geben nur 22 Prozent an, bei der Gestaltung der Arbeitszeit großen Spielraum gehabt zu haben, beim Gehalt sind es gar nur 12 Prozent. Je informierter jemand über die Arbeitswelt, Rechte und Pflichten war, desto sicherer war die Person und setzte sich stärker in Verhandlungen durch. 36 Prozent halten ihr Gehalt für zu niedrig; Frauen (43 %) sind hier unzufriedener als Männer (36 %).

Wenig Junge haben Zuversicht beim Erarbeiten von Eigentum

53 Prozent gehen davon aus, dass sie ohne Erbschaft oder Schenkung niemals ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung erarbeiten können. Mit steigender Berufs- und Lebenserfahrung nimmt die Erwartungshaltung, sich selbst Eigentum erarbeiten zu können, ab. Das zu schaffen, glauben nur 30 Prozent der „Älteren“ zwischen 25 und 29 Jahren. Noch extremer ist der Unterschied zwischen Auszubildenden (59 % glauben schon) zu Berufstätigen (nur 33 % glauben es schon).

GPA-Aktions-Woche „Auf die Plätze, fertig, Job!“ informiert

GPA-Bundesvorsitzende Barbara Teiber betonte im Zuge der Präsentation: „Aus der Befragung geht klar hervor, dass viele junge Menschen eine Ernüchterung im Zuge ihres Berufslebens erfahren. Es zeigt sich, dass es an Wissen um die Arbeitswelt mangelt.“ Daher startet die GPA die Aktionswoche „Auf die Plätze, fertig, Job“, in der sie zum Beispiel vor Berufsschulen junge Menschen mit Tipps fürs Berufsleben informiert und Hilfestellungen zu zahlreichen Problemen anbietet. In ihrer Kollektivvertragspolitik bemüht sich die GPA stetig um attraktivere Einstiegsgehälter. 2023 wurde eine Erhöhung um 17 Prozent zum Vorjahr festgestellt. Auch rahmenrechtliche Regelungen von Berufseinsteigern und Lehrlingen werden von der GPA verhandelt.

GPA-Forderungen an Politik und Wirtschaft

In der Präsentation der Studie betonte GPA-Bundesvorsitzende Teiber, dass es „notwendig ist, dass die schulische Bildung verstärkt auf den weiteren Berufs- und Lebensweg vorbereitet.“ So sollte ein Schulfach „Arbeitswelt erlernen“ eingeführt werden, das über Karrieremöglichkeiten und Rechte im Beruf aufklärt. Damit soll verhindert werden, dass stereotype Berufsentscheidungen getroffen werden. Junge Menschen können damit auch Präsentationstechnik, Verhandlungs- und Bewerbungstraining erlernen. Wichtig ist, dass arbeitsrechtlichen Grundlagen und Grundbegriffe der Sozialpartnerschaft vermittelt werden, damit Junge die Rolle von Sozialpartnern und Interessensvertretungen im Kontext des österreichischen Polit-Systems besser verstehen.

Die GPA fordert außerdem, dass zusätzlich zu den verpflichtenden Gehaltsangaben bei Stellenausschreibungen auch die Angabe des jeweilig gültigen Kollektivvertrages aufgenommen wird. Weiters werden die Arbeitgeber dazu aufgefordert, die Gründung von Betriebsräten nicht nur zuzulassen, sondern auch aktiv zu fördern. Studien zeigen, dass Unternehmen mit Betriebsräten ein besseres Arbeitsklima aufweisen und mehr Mitbestimmung für Arbeitnehmer zulassen. Die Studie zeigt außerdem, dass sich junge Menschen faire Arbeitszeiten wünschen. Statt einer Arbeitszeitverlängerung fordert die GPA daher eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung sowie nach einem Recht auf Erhöhung der Arbeitsstunden im Dienstvertrag bei kontinuierlicher Mehrarbeit.

Hoher Belastungsfaktor steigende Wohnenkosten

In persönlichen Beratungsgesprächen der GPA geht die Belastung durch Teuerungen beim Wohnen für junge Menschen deutlich hervor. Sie können sich Mietkosten kaum mehr leisten und schaffen auch finanziell oftmals den Auszug von zuhause nicht. Eine flächendeckende Ausrollung des kommunalen Wohnbaus in ganz Österreich, vor allem auch im ländlichen Gebiet, und die Zweckwidmung des Wohnbauförderungsbeitrags würden bei dieser Problematik eine akzeptable Lösung bieten.

Mehr zur Studie und zur GPA-Aktionswoche „Auf die Plätze, fertig, Job!“:
www.gpa.at/jobstart