Das „Portrait of Elisabeth Lederer“ zählt zu den eindrucksvollsten Werken aus Gustav Klimts später Schaffensphase – und steht jetzt im Zentrum einer der wichtigsten Kunstauktionen des Jahres. Das monumentale Bild, rund 1,80 Meter hoch, wird laut internationalen Medienberichten mit über 150 Millionen US-Dollar geschätzt und könnte damit Kunstmarktgeschichte schreiben.
Dass ein Porträt einer jungen Wienerin aus dem Jahr 1916 heute derartige Summen erzielt, zeigt die anhaltende Faszination für Klimt und seinen unverwechselbaren Stil.
Tochter einer bedeutenden Wiener Familie
Elisabeth Lederer, die auf dem Bild in üppigen, ostasiatisch inspirierten Ornamenten dargestellt ist, entstammt einer der einflussreichsten jüdischen Sammlerfamilien Wiens. Klimt malte sie, da war sie erst 20 Jahre alt. Der kraftvolle Farbauftrag und die an chinesische Drachenroben erinnernden Elemente zählen zu den charakteristischen Merkmalen des Spätwerks des Künstlers.
Über Jahrzehnte war das Porträt nur selten öffentlich zu sehen – zuletzt hing es im New Yorker Zuhause des Estée-Lauder-Erben Leonard A. Lauder, der das Werk 1985 erwarb.
Knapp der Zerstörung entkommen
Wie viele Kunstwerke jüdischer Familien wurde auch die Sammlung der Lederers in der NS-Zeit beschlagnahmt und nach Schloss Immendorf gebracht. Dort verbrannten 1945 zahlreiche Klimt-Werke – ein dramatischer Verlust für die österreichische Kunstgeschichte.
Dass ausgerechnet die Familienporträts, darunter jenes von Elisabeth, erhalten blieben, grenzt an ein Wunder. Sie waren damals nicht Teil einer propagandistischen Ausstellung und entgingen so der Vernichtung.
Tragische Biografie einer Porträtierten
Elisabeth Lederers eigenes Leben verlief weniger glanzvoll als ihr ikonisches Porträt. Geprägt von familiären Brüchen, gesellschaftlichem Druck und den Verwerfungen der Zeit, starb sie 1944 mit nur 50 Jahren in Wien – bis heute unter ungeklärten Umständen. Für Historiker:innen ist das Porträt daher mehr als ein Kunstwerk: Es ist ein seltenes Zeugnis weiblicher Lebensrealitäten im Wien der Jahrhundertwende.
Lauder-Sammlung erreicht Mega-Dimensionen
Neben dem Klimt-Porträt kommen bei Sotheby’s auch zwei Attersee-Landschaften aus dem Besitz von Leonard A. Lauder unter den Hammer. Beide Werke werden mit 70 bis 80 Millionen Dollar geschätzt. Insgesamt könnte der Gesamtwert der Lauder-Sammlung die Marke von 400 Millionen Dollar übersteigen.
Für Lauder selbst war das Klimt-Porträt ein Herzensstück. Jahrzehntelang hing es – wie enge Vertraute berichten – in unmittelbarer Nähe seines täglichen Lebens.
Ein spätes Meisterwerk von internationalem Rang
Klimts Spätphase, lange im Schatten seiner goldenen Jugendstil-Ikonen, erfährt seit einigen Jahren verstärkte Wertschätzung. Weiche Formen, lebendige Farben und starke Einflüsse ostasiatischer Kunst prägten seine letzten Werke. Im Porträt der jungen Elisabeth treten diese Elemente eindrucksvoll hervor.
Der direkte, energische Blick der Porträtierten, die ornamentale Wucht und die fein austarierten Farbflächen machen das Werk zu einem Höhepunkt im Œuvre des Künstlers – und nun möglicherweise zu einem der teuersten Kunstwerke, die je versteigert wurden.

Das Porträt zeigt Elisabeth Lederer, die Tochter von Klimts wohlhabendsten Förderern, im Alter von 20 Jahren. | ©Gustav Klimt