Zum 1. Mal findet am Freitag, dem 2. September 2022, die “Lange Nacht der Wiener Märkte” statt. Die Marktstandln auf allen teilnehmenden Märkten sind bis 23 Uhr geöffnet.
Buntes Unterhaltungsprogramm
Eingerahmt wird das verlängerte Einkaufserlebnis von einem bunten Unterhaltungsprogramm: Mehr als 70 Auftritte verschiedenster Künstlerinnen und Künstler und unterschiedliche Show-Acts werden dem Event eine besondere Stimmung verleihen. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf ein angenehmes Umfeld, das zum Flanieren und Verweilen animiert, freuen. Organisiert wird die “Lange Nacht der Wiener Märkte” vom Marktamt und den Markt-Sprecherinnen und Markt-Sprecher der fixen Märkte.
“Ich freue mich auf dieses erstmalige Ereignis und hoffe auf viele Besucherinnen und Besucher auf unseren Märkten. Mit unterschiedlichsten Angeboten und Events wollen wir die Wiener Märkte weiter attraktivieren“, sagt Stadträtin Ulli Sima.
Meidlinger Markt
Von 19 bis 20 Uhr gibt es eine Drag-Show von Queens Brunch Vienna.
Das musikalische Unterhaltungsprogramm ist bunt: Eine Mischung aus Wiener Lied, Jazz und Blues präsentiert Monika Zöchling (Ignaz&Rosalia). Für bluesige Töne ist auch beim Auftritt von Alex Miksch (Fladen Laden) gesorgt. Jazz- und Soul-Fans können sich auf die Darbietung von Uli & Tom (Miras Markthütte) und Alex Borek & Caroline Kreutzberger (Heu&Gabel) freuen. Auf der großen Showbühne bieten Antaagni eine Firedancing-Show und Dr. Bubble Aremis Gehbauer eine Riesenseifenblasen-Show an. Alle Events sind gratis zugänglich.
Hier geht’s zum Programm!
Geschichte des Meidlinger Marktes
Der Meidlinger Markt feiert 2023 150 Jahre Bestehen!
Meidling war zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine ländliche Gemeinde mit einer geringen Anzahl Häuser und Einwohner. Die kleine Kirche und Schule genügte den Anforderungen, die beiden Bäder verliehen dem Ort „Kurbad-Charakter”. Dies änderte sich in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts relativ schlagartig. Die billigen Böden vor dem Linienwall begünstigten die Ansiedlung von Fabriksanlagen – Industrien entstanden. Reger Zuzug von unselbständigen Arbeitern war die Folge, der Wandel zum Industrieort mit hohem Anteil proletarischer Bevölkerung (1880 betrug der Anteil der Arbeiter an der Einwohnerzahl Meidlings 85%) eingeleitet.
Der kleine Ort platzte aus allen Nähten. Die Gemeinde beschloss die Errichtung einer neuen Kirche und zweier Schulen. Der Ortskern verlagerte sich von – heute – Ecke Meidlinger Hauptstraße – Niederhofstraße – Arndtstraße weiter nach Osten – Migazziplatz.
Auch die Versorgung der Ortsbewohner mit Lebensmitteln musste neu überdacht und einer günstigen Lösung zugeführt werden. So beschloss am 15. Mai 1873 die Gemeindevertretung von Unter-Meidling unter dem Bürgermeister Ignaz Zelebor (Bürgermeister von 1870 bis 1885) auf dem sogenannten „Mandlfeld” (benannt nach dem Besitzer des Areals Anton Mandl, dem Schwiegersohn des Begründers des Pfann’schen Bades), unmittelbar gegenüber dem Pfann’schen Bad einen Lebensmittelmarkt einzurichten. Auf einer Fläche von 90 x 50 m wurden den damaligen Verhältnissen entsprechend nur wenige Verkaufsbuden an den Rändern des Platzes aufgestellt. Die Öffnungszeiten waren wochentags (auch der Samstag gehörte dazu) zwischen 1. April und 30. September bis 8 Uhr, von 1. Oktober bis 31. März bis 7 Uhr abends. Eine Angabe der Beginnzeiten fehlt. Es ist aber als sicher anzunehmen, dass der Beginn um 6 Uhr früh war. Damit ergibt sich eine Öffnungszeit von 80 und mehr Wochenstunden, die mit größter Wahrscheinlichkeit auch der Arbeitszeit eines „Standlers” entsprach.
Mit der raschen Zunahme der Bevölkerung genügte der Markt bald nicht mehr den Bedürfnissen. 1907 reichte die Bezirksvertretung des 12. Bezirkes beim Magistrat der Stadt Wien den von ihr gefassten Beschluss ein, den Wienfluss von der Lobkowitzbrücke bis zur Maria-Theresien-Brücke einzuwölben und den Rudolfsheimer-Markt auf diese Fläche zu verlegen. Geldmangel und Probleme zwischen den Bezirksvertretungen verhinderten die Ausführung des Planes. Nach dem Ersten Weltkrieg entsprach die Aneinanderreihung der verschieden gebauten Verkaufsbuden und die Anlage des Marktes nicht mehr den bautechnischen, hygienischen und sanitären Grundsätzen. Im Jahre 1925 wurde er Antrag auf Vergrößerung und zeitgemäßer Ausgestaltung des Marktes gestellt und von Bezirksvorsteher Alois Zanaschka befürwortet. Der Gemeinderat bewilligte für die Modernisierung einen Kredit von 2,2 Milliarden Kronen (ca. 18.000 €) und genehmigte am 16. 6. 1926 die Neugestaltung des Marktes. Es wurden Buden in einheitlicher Ausführung aufgestellt und ausgestaltet. Insgesamt errichtete man 98 Stände mit 138 Zellen. Architekt dieser Anlage war Ing. Franz Wißmann.
Zur Niederhofstraße hin entstand der Kern des Marktes: das Marktamtshaus mit zwei Auslaufbrunnen und der Brückenwaage, die vom Meidlinger Waagenhersteller Josef Florenz erfolgte. Am Marktamtsgebäude ließ Bezirksvorsteher Alois Zanaschka ein Bronzerelief mit der Ansicht des Marktplatzes um das Jahr 1810 anbringen, geschaffen von dem Bildhauer Anton Endshofer (nach einer Lithographie von T. D. Raolino).
An der Südseite – zur Reschgasse hin – blieb ein Stück für „Landparteien”, im Volksmund „Bauernmarkt” genannt, frei; bestimmt für Produzenten und Marktfahrer.
Im zweiten Weltkrieg wurde auch dieser Platz zerstört und musste anschließend wieder instandgesetzt werden.
1985 kam es im Zuge des Projektes „Stadterneuerungsgebiet Wilhelmsdorf” zur Umgestaltung des Marktes. Der Bauernmarkt wurde eine Fußgängerzone. Auch das optische Bild wurde wesentlich verbessert. Auf dem Platz des ehemaligen Pfann’schen Bades entstand eine Grünanlage, der „Hermann Leopoldi-Park” (Hermann Leopoldi war Klavierhumorist und wurde 1888 in Wien-Gaudenzdorf, heute 12. Bezirk, geboren).
1988 wurde die Brückenwaage im Marktamtsgebäude wegen zu geringer Frequenz aufgelassen. Das Gebäude renovierte man 1991. Ab dem Jahr 2000 wurden Pläne diskutiert, den Meidlinger Markt zu erneuern und zu revitalisieren. 2003 wurden anlässlich des 130jährigen Bestehens des Marktes von der Bezirksbetreuung die neuen Pläne vorgestellt.
(Siehe weiterführende Literatur „Meidling, Blätter des Bezirksmuseums“, Nr. 29)