Man kann schon fast von Routine sprechen. Aktivisten kleben auf der Fahrbahn, Polizisten sperren die Straßen und lösen die Blockade, Autofahrer sitzen genervt hinter dem Steuer und Passanten stehen mal zustimmend, mal ablehnend zu der Aktion. Im Gespräch mit dem WIENER BEZIRKSBLATT spricht Lorenz über Zukunftsängste, Gefängnis und darüber, kein Hobbyaktivist zu sein.
Letzte Chance
Lorenz ist 24 Jahre alt, Klimaaktivist und Student an der BOKU. Bei der mittlerweile siebten Blockadeaktion in Folge klebten sich die Mitglieder auch am Dienstagvormittag auf die Fahrbahn. Zusätzlich schüttete Lorenz auf die Fahrbahn schwarz gefärbtes Speiseöl. Die Letzte Generation sieht in Anbetracht der auf uns zurollenden Klimakatastrophe, jetzt die letzte Chance die Katastrophe in den Griff zu bekommen, erklärt Lorenz. Zu den zentralen Forderungspunkten gehört das Tempo 100 auf den heimischen Autobahnen. „Damit kann man eine halbe Millionen Tonne CO2 pro Jahr in Österreich einsparen.“
Gewalt
Den Unmut mancher Autofahrer verstehe man. „Unser Protest soll und muss nervig sein. Die Klimakatastrophe macht uns mehr Angst als Autofahrer“. Manch genervter Autofahrer wird handgreiflich, man versuche aber deeskalierend zu wirken. „Wir sind still, friedlich und gewaltfrei. Auch dann, wenn wir Gewalt erfahren“, so Lorenz. Psychologische Nachbetreuung erhalten die Aktivistinnen und Aktivisten von den Psychologists for Future. Generell scheint die Organisation auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein: Juristinnen und Juristen im „Legalteam“ kümmern sich um Anzeigen, Einsprüche und Behördenkommunikation.
Strafen und Spenden
Und juristische Beratung ist notwendig. Denn für ihre Aktionen kassieren die Aktivisten immer wieder Strafen. Strafen, die manche nicht zahlen wollen und dafür eine Ersatzfreiheitsstrafe antreten, wie Lorenz erklärt. „Wir lassen uns einsperren, weil wir nicht einsehen, dass wir für unseren friedlichen und gewaltfreien Widerstand eingesperrt werden.“ Finanziert werden Aktionen, Infrastruktur und Strafen über Spenden. „Erfahrungen aus Deutschland haben gezeigt, dass der Spendenfluss nach der Jännerprotestwelle enorm war.“ Die Spenden und Ausgaben sind auf der Homepage ersichtlich. In Österreich konnte die Organisation bereits über 56.000 Euro an Spendengeldern lukrieren.
Verzweifelt
Im Umgang mit der Polizei ist man mittlerweile routiniert. Die Polizistinnen und Polizisten seien meist freundlich. „Die Polizei schützt uns ja auch vor Angriffen.“ Generell bittet Lorenz die Bevölkerung um Verständnis: „Wir sind verzweifelte Menschen und keine Hobbyaktivisten. Für die Klimakrise braucht es eine politische Lösung, der Einzelne kann nichts ändern.“