Michaela Schüchner: “Sind auf einem guten Weg”

(C) Joham Stefan: Michael Schüchner im Interview zu
(C) Joham Stefan: Michael Schüchner im Interview zu "130 Jahre Penzing".

130 Jahre Penzing bedeuten auch 130 Jahre Spannung, Entwicklung und Veränderung. Über die große Vergangenheit und die Zukunft spricht Bezirkschefin Michaela Schüchner im Interview.

Was bedeutet das große Bezirksjubiläum für Sie persönlich?

Michaela Schüchner: Große, spannende Geschichte. Wir sollten uns immer bewusst sein, wie unser Lebensumfeld entstanden ist, dass es eine lange Tradition gibt, dass es chronikale Höhen und Tiefen gegeben hat. Natürlich hinterlassen 130 Jahre viele Spuren. Die Ursprünge gehen ja bis zum Jahr 1130 mit der ersten Erwähnung zurück.

Seither ist immens viel passiert. Vor 130 Jahren gab es die Eingemeindung, aber als eigener Bezirk ist Penzing jünger.

Genau, erst seit 1938 ist Penzing ein eigenständiger Bezirk, davor war er Teil des 13. Bezirks. Und erst vor sieben Jahren, 2016, ist die Bezirksvorstehung vom Hietzinger Kai in die Hütteldorfer Straße übersiedelt. Auch das war ein Überbleibsel von früher – heute sind wir mitten im Bezirk zu Hause und das wissen die Bewohner zu schätzen. Wiewohl viele Magistratsabteilungen für Penzing weiterhin im Amtshaus 13 beheimatet sind – das hat organisatorische Gründe.

Bei der Amtsübergabe 2019 hat Vorgängerin Andrea Kalchbrenner gesagt: „Passt mir nur auf die Kinder vom Spiegelgrund auf.“ Wird auf gepasst?

Absolut. Mir ist es ebenso wichtig wie Andrea, dass die schreckliche Nazizeit mit der Ermordung so vieler Kinder niemals in Vergessenheit gerät. Und dass wir regelmäßige Gedenkveranstaltungen durchführen. Die „Kinder vom Spiegelgrund“ bleiben ewig in unseren Herzen – und wir müssen dafür sorgen, dass derartige Verbrechen nie wieder möglich werden.

Auch durch die Geschichte ist Penzing besonders vielfältig. Ist es nicht manchmal schwierig, die dichter besiedelten und die ländlicheren Gebiete unter einen Hut zu bringen?

Es ist manchmal eine Herausforderung, aber unsere Aufgabe ist es, an alle Bevölkerungsteile zu denken. Also an jene Bewohner, die in der Hütteldorfer oder Linzer Straße wohnen ebenso wie an die Hadersdorfer oder jene am Wolfersberg. Das macht speziell die Verkehrsfrage natürlich nicht einfacher.

(C) Stefan Burghart: Michaela Schüchner sorgte für den ersten Markt im Bezirk.

Schon 1858 wurde am Bahnhof Penzing die Westbahn eingeweiht, 1898 kamen Stadtbahn und Vorortelinie dazu. Wie wichtig sind die Öffis heute?

Sehr wichtig, keine Frage. Wobei viele Bereiche gut erschlossen sind – und wir ständig bestrebt sind, die öffentlichen Verkehrsmittel weiter zu verbessern. Hier suchen wir nach Entwicklungsmöglichkeiten. Gute Chancen, die Situation für jüngere und ältere Penzinger kurzfristig zu verbessern, sehe ich in zwei weiteren Bereichen: in der Erweiterung des Radwegenetzes und der Verbesserung der Fußwege. Da reichen oft kleine Maßnahmen.

Gutes Stichwort: Muss es außer dem Radverkehr nicht noch mehr geben? Reichen mehr Radwege?

Nein, reichen nicht. Penzing ist sehr hügelig und nicht alle Menschen schaffen es, mit dem Rad über die Berge zu kommen. Der Kordon ist schon eine Herausforderung, die ich selbst erlebt habe. Wichtige Alternativen sind der schon erwähnte Öffi-Ausbau und die Sharing-Systeme der Stadt, die Wien-Mobil-Stationen. Hier sind am Ende fünf derartige Stationen in Penzing vorgesehen.

Der Bezirk ist der grünste der Stadt mit viel Waldbereich. Das Klima ist oft besser als in anderen Bezirken. Ist der 14. also schon längst klimafit?

Ich meine, wir sind auf einem guten Weg und arbeiten ständig daran. Schließlich wollen wir auch bei größerer Hitze, die durch den Klimawandel hervorgerufen wird, ein angenehmes Leben führen. Also brauchen wir kühlere Flächen auch im dichter besiedelten Gebiet und öko logische Energiesysteme, die Wohnungen heizen und kühlen. Klar ist aber, dass Penzing das nicht alleine lösen kann – wir wollen aber sehr wohl unseren Klimabeitrag leisten.

Wie konkret?

Ich bin dafür, dass die gut erschlossenen Wohngebiete möglichst verkehrsberuhigt und gewisse Straßenzüge für Autos gesperrt werden. So soll Altpenzing nach dem Umbau lebenswerter und grüner werden. Auch in anderen Bereichen bedarf es neuer Bäume. Zwar sind zwei Drittel des Bezirks grün, aber es gibt dicht verbaute Gebiete, in denen es auch in der Nacht nicht abkühlt. Dort wohnen Menschen, die keine Balkone, keine Terrassen oder keine Eigengärten haben. Für diese Bewohner sind unsere „ grünen Wohnzimmer“, die Parks, wichtig. Und der Baum ist die beste Klimaanlage.

Noch ein Blick in die Zukunft: Wie soll der Bezirk im Jahr 2040 dastehen?

So vielfältig, wie er auch jetzt schon ist. Er soll ein gutes Leben für alle ermöglichen, mit leistbarem Wohnraum und bester Schulbildung für die Kinder. Noch wichtiger wird ein besserer Öffi-Ausbau bis an den Stadtrand sein, hier gibt es Aufholbedarf. Und 2040, aber besser schon 2030, soll es noch mehr Möglichkeiten geben, um das Auto stehen zu lassen.

Danke für das Gespräch.

Das Interview führte Hans Steiner.